Trotz Finanzkrise stellen die Top-Strategieberatungen auch in diesem Jahr Hunderte Hochschulabsolventen und junge Akademiker ein. Allein die fünf großen Beratungen McKinsey, Roland Berger, Boston Consulting Group (BCG), Booz und Bain planen für 2009 knapp 700 Neueinstellungen, berichtet das Magazin Handelsblatt Junge Karriere in der Titelgeschichte seiner Juli-Ausgabe, die am 26. Juni 2009 erscheint.
Spurlos geht aber auch an den Beratungen die Wirtschaftskrise nicht vorbei: "Viele Unternehmen haben ihre Beratungsbudgets gekürzt. Das haben auch die großen Strategieberater im letzten Quartal 2008 deutlich zu spüren bekommen", sagt Dietmar Fink, Professor für Unternehmensberatung und -entwicklung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Deshalb liegen die aktuellen Einstellungszahlen rund 20 Prozent unter denen für 2008.
Bei Studenten und Hochschulabsolventen stehen die großen Strategieberatungen dennoch ganz oben auf der Liste der Wunscharbeitgeber, so das aktuelle Arbeitgeber-Ranking des Meinungsforschungsinstituts Universum Communications: Bei den Wirtschaftswissen-schaftlern schaffen alle fünf Strategieberatungen den Sprung unter die Top 100. McKinsey und BCG belegen die Spitzenränge 5 und 8, Roland Berger Rang 25, Bain Rang 66 und Booz Rang 68. "Was die Bekanntheit der Marke und den Ruf angeht, stechen McKinsey und BCG deutlich heraus", sagt Ansgar Richter, Professor für Strategie und Organisation an der European Business School (EBS).
Begehrt sind die Jobs bei McKinsey und Co. nicht zuletzt wegen der Spitzengehälter: Für Berufseinsteiger sind insgesamt im Schnitt rund 61.000 Euro im Jahr drin, inklusive Prämien, Altersvorsorge, Firmenwagen und anderen Extras. Die Mehrheit der Berater (79 Prozent) bekommt zusätzlich zum Grundgehalt eine fünf- bis zehnprozentige Prämie gezahlt. Nach zwei bis fünf Jahren Berufserfahrung liegt das Jahresgehalt bereits bei 72.000 Euro. Zum Vergleich: In der Automobil- und Zuliefererindustrie, die immer noch zu den besser bezahlenden Branchen gehört, bekommen Einsteiger im Jahr durchschnittlich um die 10.000 Euro weniger. In Branchen, wie etwa der Werbewirtschaft, die traditionell eher schlechter bezahlen, müssen sich Einsteiger durchschnittlich mit der Hälfte - also rund 30.000 Euro jährlich - begnügen.
Neben dem Verdienst locken vor allem die Karriereperspektiven viele Hochschulabsolventen in die Beraterbranche: "Für viele ist ein Beraterjob das ideale Sprungbrett für eine Industriekarriere", sagt Tanja Kewes, geschäftsführende Redakteurin bei Handelsblatt Junge Karriere. Viele Karrieren, die in der Beratung beginnen, führen in die oberen Etagen der Wirtschaft, einige sogar bis an die Spitze: Von allen Dax-30-Vorständen in Deutschland waren allein neun zuvor bei McKinsey. Von Roland Berger, BCG und Bain hat das jeweils ein ehemaliger Mitarbeiter geschafft.
Wer in eine der Top-Beratungen einsteigen will, muss nicht unbedingt Betriebswirtschaft studiert haben: Nur noch jeder Zweite in der aktuellen Belegschaft von McKinsey und BCG hat einen wirtschaftlichen Hintergrund. Etwa 40 Prozent sind je zur Hälfte Ingenieure und Naturwissenschaftler, zehn Prozent sind Geisteswissenschaftler, etwa Historiker, Theologen, Philosophen oder auch Musiker.
Die Juli-Ausgabe von Handelsblatt Junge Karriere erscheint am 26. Juni 2009.