Neu in diesem Jahr ist der Preis "Hall of Fame - Next Generation", der an die Internet-Unternehmer und Rocket Internet-Gründer Oliver, Marc und Alexander Samwer geht. Mit dem Preis werden Unternehmer ausgezeichnet, die zwar auf keine lange Firmentradition zurückblicken können, aber als junge Generation zunehmend an Bedeutung für die Wirtschaft gewinnen und inspirierend für andere Unternehmen sind. Es geht um Helden der Veränderung.
Gabor Steingart, Handelsblatt-Herausgeber und Vorsitzender der Jury, würdigte die Leistung der Geehrten wie folgt: "Das deutsche Unternehmertum steht über die Grenzen Europas hinweg als Symbol für Fleiß, Innovationskraft und Verantwortungsbewusstsein. Das gilt insbesondere für Familienunternehmen, die im Hinblick auf Beschäftigung, Investitionen und technischen Fortschritt das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden. Deutschland verdankt nicht zuletzt den bemerkenswerten Leistungen der ausgezeichneten Unternehmerinnen und Unternehmern seine starke Position in der Welt."
Der Unternehmer Hans Peter Stihl, der Motorsägen zur Weltmarke aufbaute, hat als "Assistent der Geschäftsführung" im väterlichen Unternehmen begonnen und nicht mal einen eigenen Schreitisch gehabt. Doch Stihl arbeitete sich hoch und wird 1971 persönlich haftender Gesellschafter. Im gleichen Jahr erobert die Firma die Weltspitze. Heute macht das Unternehmen fast drei Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt knapp 14.000 Mitarbeiter. Der 82-jährige Hans Peter Stihl hat nebenher auch so manche Schlacht für die deutsche Industrie in der Öffentlichkeit geschlagen. Als Verhandlungsführer von Südwestmetall kämpfte er in Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften und in den 90ern gehörte er als DIHT-Präsident zu den prägenden Figuren der deutschen Wirtschaftspolitik.
Schon als Schüler hat Prof. Dr. Michael Popp bei Bionorica gejobbt, Flaschen von einer Maschine in die andere gelegt und sich bis ins Labor hochgearbeitet. Ende der 80er Jahre stieg er in die Nürnberger Firma seiner Tante und seines Vaters ein. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte: Seit seinem Amtsantritt hat Popp den Umsatz von Bionorica auf 233 Millionen Euro in 2013 mehr als verzwanzigfacht. Vor allem das Erkältungsmittel Sinupret machte das Unternehmen Bionorica bekannt. Es fasziniert den studierten Pharmazeut seit jeher, die Schätze der Natur zu erforschen und in modernen Medikamenten nutzbar zu machen. Im Einklang mit der Natur zu leben und zu arbeiten - für den heute 55-Jährigen ein wichtiges Ziel seines Unternehmertums.
Mit viel Disziplin und Weitblick hat Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann gemeinsam mit ihrem Sohn den Wälzlager-Konzern Schaeffler zu einem der größten und profitabelsten Autozulieferer weltweit ausgebaut. Die Übernahme des dreimal größeren Conti-Konzerns brachte das Unternehmen in den Turbulenzen der Finanzkrise in finanzielle Schieflage. Doch Frau Schaeffler konnte die Unabhängigkeit des Unternehmens sichern. In den vergangenen Jahren gelang es, die Schuldenlast zu reduzieren und zunehmend Synergien zu nutzen. Unter ihrer Ägide wuchs Schaeffler durch große Übernahmen, aber auch durch hohe Investitionen in Zukunftstechnologien. Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann (73) engagiert sich für kulturelle und soziale Projekte und ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.
Zielstrebig verfolgte Oliver Samwer (42) schon in jungen Jahren das Ziel, ein großer Unternehmer zu werden. Er wuchs mit seinen Brüdern Marc (44) und Alexander (40) in einer Kölner Anwaltsfamilie auf, absolvierte das Abitur mit Spitzennoten, besuchte beste Universitäten und war mit Anfang 20 bereits Mitbegründer einer eigenen Firma. Nach dem Vorbild von eBay gründeten die drei Brüder 1999 das Internetauktionshaus Alando.de, das sie Monate später an eBay verkaufen. Seither ist das Trio als Unternehmer unzertrennlich. 2006 gründeten sie den Wagniskapitalgeber European Founders Fund. Im vergangenen Jahr brachten sie das Internetunternehmen Rocket Internet und den Onlinehändler Zalando an die Börse. Spätestens seitdem kennt jeder "die Samwer-Brüder".
Über die Hall of Fame der Familienunternehmen:
Seit 2009 zeichnet das Handelsblatt zusammen mit der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG in der "Hall of Fame" herausragende Persönlichkeiten aus Familienkonzernen und mittelständischen Firmen aus. Neben einem erfolgreichen Wirken in der Unternehmensführung bewertet die Jury dabei auch die Leistung der Familie, wenn diese als Haupteigner maßgeblich und erfolgreich auf die Strategie des Unternehmens einwirkt. Weitere Kriterien sind unter anderem die dauerhafte Sicherung und Neuschaffung von Arbeitsplätzen durch Innovation und herausragende Produktivität, umweltgerechtes Wirtschaften sowie soziales und kulturelles Engagement.
Bisherige Mitglieder der Hall of Fame der Familienunternehmen:
2014: Regine und Erich Sixt, Dr. Peter-Alexander Wacker
Ehrenmitglied: Carl Gottfried Wilhelm Hagenbeck
2013: Helga und Erivan Haub, Prof. Dr. Anton Kathrein
Ehrenmitglieder: Bertha Benz, Dr. August Oetker
2012: Prof. E.h. Klaus Fischer, Martin Kannegiesser und Bernard Meyer
Ehrenmitglieder: Margarete Steiff und Johann Vaillant
2011: Dr. Jürgen Heraeus, Dr. Markus Miele, Dr. Reinhard Zinkann, Gerhard Winklhofer
Ehrenmitglieder: Hermann Bahlsen, Robert Bosch, Rosemarie Veltins
2010: Friedrich von Metzler, Dr. Heinrich Weiss
Ehrenmitglieder: Melitta Bentz, Albert Boehringer, Carl von Linde, Carl Zeiss
2009: Dr. Martin Herrenknecht, Prof. Dr. Berthold Leibinger
Ehrenmitglieder: Dr. Heinrich Dräger, Dr. Konrad Henkel, Irene Kärcher, Alfred
Freiherr von Oppenheim, Emil Underberg
Die Mitglieder der Jury:
- Gabor Steingart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Handelsblatt und Herausgeber Handelsblatt (Vorsitz)
- Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der "Stiftung Familienunternehmen"
- Klaus Becker, Sprecher des Vorstandes, KPMG AG
- Dr. Martin Herrenknecht, Vorsitzender des Vorstands, Herrenknecht AG
- Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann, Gesellschafterin, INA-Holding Schaeffler GmbH & Co. KG (war am Tag ihrer Nominierung nicht anwesend)
- Dr. Hubertine Underberg-Ruder, Präsidentin des Verwaltungsrates, Underberg AG
- Prof. Dr. Horst Wildemann, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, Technische Universität München
Weitere Informationen, Porträts, Chroniken und Impressionen der Veranstaltung gibt es unter: www.handelsblatt.com/...