Als Valentina Fradegrada und Fußball-Profi Kevin-Prince Boateng sich im Juni 2022 das Ja-Wort gaben, konnten Fans ganz nah dabei sein. Für nur 50 US-Dollar erhielten sie nicht nur eine Einladung zur Promi-Hochzeit, sondern außerdem eine Reise zum Mond, wo das exklusive Event stattfinden sollte. Klingt unrealistisch, ist aber wahr. Genau wie die Hochzeit eines Paares aus Indien, die Anfang des Jahres mit mehreren hundert Gästen in der Zauberschule Hogwarts stattfand. Möglich wurde das durch Mark Zuckerbergs neueste Vision. Er möchte in den kommenden zehn Jahren das Metaverse entstehen lassen, eine virtuelle Welt, in der sich die Nutzer in Form von Avataren wie in der Realität bewegen können. So soll es möglich werden, mit anderen Menschen direkt zu interagieren, als würde man sich wie gewohnt in seiner Stammkneipe auf ein Bier treffen.
„Soweit ist das Projekt Metaverse natürlich noch lange nicht. Wie genau es aussehen wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch in den Sternen“, erklärt Götz Schartner vom Verein Sicherheit im Internet e.V. „Trotzdem hat das Thema gerade im Zuge der Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie deutlichen Zulauf erhalten.“ So hat das eingangs erwähnte indische Paar sich für eine virtuelle Trauung entschieden, weil zu diesem Zeitpunkt maximal 100 Gäste an Hochzeiten teilnehmen durften, sie aber mit einer deutlich größeren Gästezahl geplant hatten. In der virtuellen Welt war das bereits möglich, wenn auch mit viel Aufwand und Kosten für Programmierer und Designer.
In Zukunft sollen solche Events einfacher werden. Doch das Metaverse will sich nicht nur auf solche singulären Veranstaltungen beschränken lassen. Auch über die bereits existierenden virtuellen Welten soll das Metaverse deutlich hinausgehen. „Die ersten virtuellen Realitäten sind bereits in den Anfangszeiten des Internet entstanden. Dabei handelt es sich jedoch meist um Spielewelten, wie etwa bei World of Warcraft“, erklärt Schartner weiter. Eine Ausnahme ist Microsofts Metaverse, das sich an Unternehmen richtet und den Mitarbeitern die Teilnahme an virtuellen Meetings ermöglichen soll. Wie auch in Zuckerbergs Metaverse kommen in Microsofts Variante personalisierte Avatare zum Einsatz, die realen Personen eine Zusammenkunft und die Interaktion im virtuellen Raum ermöglichen sollen. Doch der Facebook-Gründer möchte sich nicht auf die Anwendung im geschäftlichen Umfeld beschränken, sondern eine echte Parallelwelt erschaffen, in der man nicht nach Paris fliegen muss, um den Louvre zu besuchen oder das Haus verlassen muss, um einen Arzt aufzusuchen.
Doch die Pläne stoßen nicht nur auf positives Feedback. So bereitet Kritikern die Tatsache Sorge, dass die Nutzer künftig noch mehr Informationen preisgeben, als es bereits jetzt der Fall ist. Die Privatsphäre wäre durch die vielen gesammelten Daten erheblich bedroht, auch weil der Mutterkonzern Meta sich in der Vergangenheit bei zahlreichen Vorkommnissen und Datenschutzverstößen wenig vorbildlich gezeigt hat. Auch die technische Umsetzbarkeit ist noch fraglich. Experten gehen davon aus, dass die vorhandene Recheneffizienz um etwa das 1.000-fache gesteigert werden müsste, um die Pläne zu realisieren. Ob das innerhalb von zehn Jahren möglich sein wird, muss sich zeigen. Bis dahin wird das Metaverse, wie es sich Mark Zuckerberg vorstellt, wohl noch eine Utopie bleiben.
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