Derzeit versuchen Betrüger verstärkt an Ethereum, kurz Ether, zu gelangen. Ihr Masche: Sie verleiten Nutzer der Wallet-App MyEtherWallet dazu, ihre Zugangsdaten auf einer Fake-Seite einzugeben. Damit können sie dann ganz bequem die digitalen Konten abräumen. Da der Transfer von Kryptowährung weitgehend anonym von statten geht, ist die Gefahr erwischt zu werden relativ gering.
Die Kriminellen machen sich für ihre Masche die Kommunikationsgewohnheiten der Kryptowährungs-Community zu Nutze und sprechen ihre Opfer über reddit und den Teammessenger Slack an. Beide Dienste sind in der Szene sehr beliebt, um sich auszutauschen, zu diskutieren, neue Projekte anzustoßen oder mit Investoren und Nutzern zu kommunizieren. Die verschickten Nachrichten folgen alle demselben Schema: Ein Nutzer warnt davor, dass MyEtherWallet gehackt wurde und er dadurch eine hohe Summe Ethereum verloren hätte. Um sich davor zu schützen, solle man sich auf myetherwallet.com einloggen und das Guthaben auf ein anderes Konto transferieren. Wer auf den Link in der Nachricht klickt und sich auf der Seite anmeldet, schickt seine Zugangsdaten allerdings direkt an die Kriminellen, die dann den letzten Schritt – die Überweisung des Geldes auf ein anderes Konto – übernehmen.
Die Entwickler von MyEtherWallet warnen vor den Nachrichten, bei denen es sich eigentlich um nichts anderes handelt als eine ganz normale Phishing-Masche. Nur landen die Nachrichten nicht per Mail direkt im Spam-Ordner, sondern werden über von der Zielgruppe genutzte Kanäle verschickt, hier also Slack und Reddit. Auch wenn einem Außenstehenden dieser Unterschied marginal vorkommt, so scheint er doch zum Erfolg zu führen. So unglaublich das bei vermeintlich internetaffinen Menschen auch erscheint.
Aktuell sucht MyEtherWallet nach einem Anwalt, der die in Russland registrierte URL wegen Urheberrechtsverstößen blockieren lassen kann. Bis dahin bleibt den Nutzern des Dienstes nur, wachsam zu sein und derartige Nachrichten zu ignorieren. Hilfe kommt allerdings auch aus den eigenen Reihen: Mehr als 200 Nutzer haben die Seite der Kriminellen mit falschen Daten gefüttert, um sie damit zu beschäftigen, echte von unechten Daten zu unterscheiden. So haben die Opfer ein wenig Zeit, ihr Geld in Sicherheit zu bringen.