Der Club rechnete am Freitag in Stuttgart vor, dass unter Einbeziehung aller Kosten für einen Autokilometer durchschnittlich 81,5 Cent zu veranschlagen sind. Berufspendler im Nahverkehr legten täglich im Durchschnitt rund 13 Kilometer zurück. Rein rechnerisch ergebe sich daraus eine Mehrbelastung von 10,60 Euro pro Umsteiger. Nach Schätzungen des ACE wechselten etwa eine Million Berufspendler wegen des Streiks von der Bahn auf das Auto. Der Club bezweifelte damit zugleich auch Angaben, denen zufolge die Zahl der vom Streik betroffenen Berufspendler bei 2,7 Millionen gelegen habe.
Dass die Streiks nicht zu dem vielfach prognostizierten Verkehrschaos führten, liegt nach Einschätzung des ACE unter anderem daran, dass in einigen Bundesländern Herbstferien sind. In Berlin, Brandenburg, Sachsen, Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein seien die Schulen während der Streikaktionen geschlossen gewesen, was auch ein geringeres Verkehrsaufkommen zur Folge gehabt hätte.
ESSO: "Schell macht nicht unsere Preise"
Wie der ACE unter Berufung auf eine eigene Umfrage bei führenden Mineralölkonzernen weiter berichtete, konnten die Tankstellen bislang keinen zusätzlichen Profit aus dem Arbeitskampf bei der Bahn erzielen. Im Gegenteil: Der Mineralölkonzern SHELL/ DEA schätzt das Verkehrsaufkommen und damit das Tankgeschäft vergleichsweise eher als niedriger ein. Auch in den konkreten Streikzeiten sei es zu keinen nennenswerten Spitzen gekommen.
Eine Einschätzung, die Mitbewerber ESSO teilt: Nach Erkenntnissen des Ölmultis wurde in der Zeit des Streiks definitiv nicht mehr Kraftstoff verkauft als sonst.
Die Pressesprecherin von Esso, Gabriele Radke, fügte im Gespräch mit dem ACE hinzu: "Herr Schell (GDL-Vorsitzender) macht bei uns nicht die Preise". Damit dementierte sie auch, dass es im Zuge des Arbeitskampfes zu einem Anstieg der Kraftstoffpreise gekommen sein könnte. Tatsächlich gaben die Preise bei Super in den vergangenen 48 Stunden um bis zu 2 Cent im Durchschnitt nach, bestätigte der ACE. Gestiegen seien die Preise lediglich in Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz. Im Saarland falle der Preis für Normalbenzin, Diesel bleibe konstant.
Der ACE erneuerte seinen Vorschlag, bei Bahnstreiks mehr Fahrgemeinschaften zu bilden. Mehrbelastungen von Straße und Umwelt könnten auf diese Weise ebenso vermieden werden wie zusätzliche Kosten.