Als dann klar wurde, dass die Kiste doch ein bisschen enger würde, kam die die von uns prognostizierte Panikattacke (am 28.12.), und jetzt ist ja alles wieder gut, Dax auf Mehrjahreshoch - den US-Indizes gefühlt eine Weltreise voraus handelnd, sprich ein paar hundert Punkte zu hoch. Diese Sorglosigkeit der Märkte speist sich aus zwei Quellen: erstens die Anhebung der Schuldengrenze im Sommer 2011 in den USA, die zur Logik führte, dass das diesmal ganz genauso laufen wird. Vergessen hat man, dass es um viel mehr ging als um die Anhebung der Schuldengrenze, nämlich um eine gigantische Steuerreform in einem Staat, der noch mehr als alle anderen über seine Verhältnisse lebt.
Und dann, zweitens und wohl noch wichtiger, die durch die Notenbanken dressierte Mentalität, dass alles gut ist, weil die großen Brüder Fed und EZB sowieso helfen werden. Die Märkte, das ist jetzt wohl endgültig klar geworden, verlieren im Zeitalter der unbegrenzten Liquiditätszufuhr die Fähigkeit, Risiken einzuschätzen. Und die Einschätzung von Risiken ist ein Hauptzweck freier Märkte. Sonst könnte man ja gleich seine Wirtschaft und Finanzmärkte nach dem Erfolgsmodell Nordkoreas strukturieren...
Die Republikaner gehen fraglos als Verlierer aus diesem Kampf, aber es wird für die USA eine sehr teure Niederlage der Konservativen. Denn diese haben jetzt eine Menge Wut im Bauch, und weil der derzeitige Deal ein reiner Aufschub ist, werden sie dann in den Verhandlungen über Einschränkungen der Staatsausgaben nicht mehr bereit sein, klein beizugeben. Möglich ist, dass die derzeit faktisch führungslosen Republikaner sich im Zuge der Verhandlungen aufspalten, weil die Radikalen der Tea Party ihr Evangelium in die Realität umsetzen wollen. Wir in Deutschland haben schon einmal die Erfahrung mit einer politischen Religion gemacht, das steht den USA aber wohl noch bevor, weil die Radikalen Zulauf bekommen werden, wenn Amerika absteigen wird von der Supermacht schlechthin zu einer Großmacht neben anderen. Schon aus finanziellen Gründen ist dieser Abstieg wohl nicht mehr zu vermeiden...
Es gibt natürlich auch in den USA vernünftige Leute, die kapieren, was in den letzten Tagen wirklich passiert ist (so auf Bloomberg heute der CEO von Blackrock, Larry Fink). Die Folge wird erstens sein eine ausgeprägte Dollar-Stärke, und dann noch einmal ein Abtauchen der Aktienmärkte. Das Tief dürfte dann im Ende Februar erreicht werden - bis dahin, liebe Bären, fürchtet euch nicht!