In einer Seitwärtsrange zwischen 1,34 und 1,3260 handelte Euro-Dollar in der letzten Handelswoche. Inzwischen ist die leicht übertriebene Euphorie der Euro-Bullen über die Aussagen Draghis, wonach Zinssenkungen der EZB erst einmal nicht im Raum stehen, verflogen.
Das derzeitige Kursverhalten reflektiert eine Patt-Situation zwischen Euro und Dollar: für den Euro spricht die zuletzt gestiegene Risikobereitschaft, gespeist von der Annahme, dass das Schlimmste der Eurokrise bereits hinter uns liege, während die überwiegend positiven US-Konjunkturdaten (zuletzt Baubeginne, Erstanträge Arbeitslosenhilfe etc.) den Dollar stützen. Die Grundfrage ist nun, ob der „risk on“-Modus anhält und die Kraft hat, den Euro über den entscheidenden Widerstand bei 1,34 zu hieven. Da werden winzige Renditeunterschiede gefeiert wie zuletzt bei der Emission einer bis 2041 laufenden spanischen Anleihe, bei der das Land nur 5,77% statt wie zuletzt 6% zahlen musste; ausgeblendet dagegen werden die nun auf Rekordhoch liegenden faulen Kredite spanischer Banken, die einmal mehr deutlich machen, dass die Krise nur eine Pause eingelegt hat.
Die Wahrnehmung der Eurokrise ist geprägt durch eine Verschiebung der Aufmerksamkeit: in den Fokus rücken nun einerseits Großbritannien, dessen Währung angesichts der fundamentalen Probleme und mangelnden industriellen Wettbewerbsfähigkeit des Landes absurd hoch bewertet ist, was den Marktteilnehmern langsam zu dämmern beginnt. Und andererseits Japan, dessen Währung nach der Machtübernahme Abes zu kollabieren beginnt, was fundamental mehr als gerechtfertigt ist angesichts eines Landes, dessen Zukunftsaussichten so düster aussehen wie bei keinem anderen entwickelten kapitalistischen Land. Mit anderen Worten: es setzt sich die Erkenntnis durch, dass der Euro nicht die einzige, geschweige denn die schlimmste Problemzone darstellt. Man darf gespannt sein, ob die Aussagen des scheidenden Eurogruppenchefs, Juncker, wonach der Euro „gefährlich stark“ sei, die EU-Verantwortlichen dazu verleiten wird, den Euro zu schwächen, um die Exportchancen zu erhöhen.
Charttechnisch ist die Lage für den Euro als neutral einzustufen, solange die range 1,3260-1,34 intakt ist. Neue Positionen bieten sich erst bei Ausbruch aus dieser range an, also über der 1,34 long, unter der 1,3260 short.
Dax:
Auch der Dax handelte in der letzten Handelswoche seitwärts. Gleich am Montag markierte der Index das Wochenhoch bei 7786 Punkten, brach jedoch schon am Folgetag die wichtige Unterstützung bei 7680 Punkten und schien so aus dem Seitwärtstrend seit Beginn des Jahres nach unten zu brechen, zumal mit Bruch der 76680er-Unterstützung sofort weiterer Verkaufsdruck aufkam und den Index bis knapp über 7630 Punkte drückte. Die US-Märkte „retteten“ den schwächelnden deutschen Leitindex, der am Donnerstag nach starken US-Konjunkturdaten (Baubeginne, Erstanträge) noch einmal einen Versuch auf der Oberseite unternahm, jedoch deutlich unter der 7780er-Marke wieder nach unten drehte. Seitdem hält sich der Dax über der 7700er-Marke, ohne jedoch die Widerstandszone 7780/7800 noch einmal attackieren zu können.
Die US-Berichtssaison verläuft bislang gemischt, mit einem eher positiven Grundton bei den Finanzwerten (vor allem Goldman Sachs, Morgan Stanley etc., dagegen enttäuschend Bank of America und Citigroup), während das Straucheln der PC-Tech-Giganten wie Intel weiter zu gehen scheint – in dieser Woche berichten Google, Nokia und Apple.
Auffällig ist, dass der Dax im Gegensatz zu den US-Märkten, die am Freitag auf einem Fünfjahreshoch schlossen, seine outperformance nicht mehr fortsetzen kann. Diese Verschnaufpause war notwendig, da der deutsche Leitindex den US-Indizes sehr weit voraus gelaufen war und nun den überkauften Zustand etwas abbauen konnte.
Unterstützend für die Aktienmärkte ist nach wie vor der Wohlfühleffekt durch die Notenbanken: das (mafiöse) Ehrenwort Draghis, dass man alles tun werde, um den Euro zu retten, hat jedoch die Kapitalströme wieder in die Euro-Peripherie gelenkt und dort zu steigenden Aktienmärkten und sinkenden Anleiherenditen geführt – gewissermaßen am Dax vorbei, womit sich das eher maue Kursverhalten erklärt.
Dabei bleibt das globale konjunkturelle Umfeld schwierig, wenn man einmal von den sehr wahrscheinlich nach oben manipulierten Zahlen aus China absieht, das für den bevorstehenden Machtwechsel gute Wirtschaftsdaten braucht, die dann auch überraschenderweise prompt kommen. Für den weiteren Verlauf entscheidend aber wird der US-Konsument sein, der nach dem Kompromiss zwischen Demokraten und Republikanern ca. 2% seines Jahreseinkommens verliert aufgrund der gestiegenen Kosten für die Sozialversicherung.
Noch ist der Ralley-Modus intakt – der Trend, in assets zu investieren, die während der Eurokrise besonders stark verprügelt wurden, wird wohl noch eine Weile anhalten und so den „risk-on“-Modus aufrecht erhalten. Grundsätzlich haben die Notenbanken die Märkte dahingehend manipuliert, dass aufgrund eines Anlagenotstands die Fähigkeit, Risiken angemessen zu beurteilen, weitgehend verloren gegangen ist (insbesondere bei Unternehmensanleihen, aber eben auch bei den Aktien- und Anleihemärkten der Euro-Peripherie). Also wird das Spiel weiter getrieben, bis dann die Blasen so groß werden, dass die Luft mit einem großen Knall entweichen muß.
Wir schätzen die Chancen auf der Oberseite aus den oben genannten Gründen etwas höher ein, sprich, ein Bruch des zentralen Widerstandsbereich 7780/7800 hat ein recht gutes Chance-Risiko-Verhältnis.