„Früher“ – bis vor rund vier Jahren, so schätzt Brehmen-Baumann – sei Digitalisierung noch als Prozess verstanden worden, in dem digitale Medien an die Stelle analoger Medien traten. „Gerade in Klassen des gemeinsamen Lernens waren sie eine Unterstützung, um die individuellen Lernbedürfnisse zu berücksichtigen und für jeden das richtige Lernmaterial bereitzuhalten“, erklärt die Lehrerin für Mathematik, Informatik und Biologie. Dann kam die Coronakrise samt Schulschließungen, die die schulische Digitalisierung wie ein Katalysator „noch mal beschleunigt“ habe.
Digitale Medien als „integraler Bestandteil von Unterricht“
Im Medienkonzept der Schule heißt es nun: Der Einsatz digitaler Medien „stellt keinen Zusatz dar, sondern ist integraler Bestandteil von Unterricht, sofern es der Kompetenzerweiterung dient oder einen didaktischen Mehrwert bringt“. Diese gestiegene Bedeutung spiegelt sich in der technischen Ausstattung wider: Internet per Glasfaseranschluss, digitale Tafeln in jedem Klassenraum, iPad-Koffer, Dienstgeräte für Lehrkräfte und Leihgeräte für Schüler*innen, um Kindern unabhängig von der finanziellen Situation der Familie den Zugang zu den Tablet-Klassen zu ermöglichen. „Nach dem Digitalisierungsschub durch die Corona-Pandemie war es unsere Aufgabe, diese Entwicklung fortzuschreiben – und das ist uns sehr gut gelungen“, sagt Lehrerin Brehmen-Baumann, „auch dank des Lernmanagementsystems von AixConcept“.
Eingeführt im Schuljahr 2020/2021 diente die Lernplattform-Lösung MNSpro Cloud des Schul-IT-Dienstleisters aus Stolberg bei Aachen der Gesamtschule Fröndenberg, um den pandemiebedingten Distanzunterricht umzusetzen und mit den Schüler*innen in Kontakt zu bleiben. „Für die Schule und den Schulträger kam nur ein System in Frage, das die Schüler für ein Studium und die spätere
Berufswelt befähigt“, erklärt Brehmen-Baumann. Auch im längst wiederaufgenommenen Präsenzunterricht erleichtern die Kommunikations- und Kooperationstools der Cloud das Schulleben; darunter ein digitaler Stundenplan sowie ein digitales Klassenbuch. Seit Neuestem können Lehrkräfte und Schulleitung zudem über die Lernplattform Ankündigungen verteilen, die den Schüler*innen direkt angezeigt werden, sobald sie sich angemeldet haben. „Das ist wirklich eine hervorragende Funktion“, schwärmt die Gesamtschullehrerin, „weil mit einem Klick alle erreicht werden können, die man erreichen möchte.“
Regelmäßige Mikrofortbildungen
Besonders beliebt im Kollegium sei das OneNote-Kursnotizbuch, das den Lehrkräften pro Kurs in der Schulcloud zur Verfügung steht, so Brehmen-Baumann. „Ich kann damit meinen Unterricht super vorbereiten, speichern und in der Stunde öffnen, habe den Überblick über Unterrichtsreihen und kann den Schülern Aufgaben zuweisen.“ Sie selbst nutze die Anwendung „sehr, sehr viel“ und habe dazu in den vergangenen Jahren einige Fortbildungen durchgeführt. Solche Mikrofortbildungen in kleinen Gruppen finden jeweils montags und mittwochs statt; durchgeführt von Kolleg*innen, „die in einem Thema besonders fit sind“. Mit dabei: Lehrkräfte der Fröndenberger Grundschulen. „Am Anfang hatten wir sie zur Teilnahme eingeladen, inzwischen bringen sie sich mit eigenen Inhalten ein.“
Zuletzt organisierten die Schulen in Fröndenberg – in Zusammenarbeit mit der Kommune und unterstützt durch die örtliche Sparkasse – sogar einen gemeinsamen Bildungstag rund um die Digitalisierung, der auch interessierten Bürger*innen und Ausbilder*innen offenstand. „Um alle mitzunehmen“, so Brehmen-Baumann, „ging es sowohl um die Basics, also digitale Werkzeuge wie das Kursnotizbuch der MNSpro Cloud, als auch um Aspekte der Kultur der Digitalität wie die vier Kernkompetenzen der Zukunft“: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und Kritisches Denken.
Lehren und Lernen in einer Kultur der Digitalität, das zeigt das Beispiel der Gesamtschule deutlich, bedeutet für Bildungsverantwortliche immer wieder, die sich stetig verändernde digitale Realität in den Blick zu nehmen. Im Herbst steht daher für das Kollegium eine Fortbildung zum Thema Künstliche Intelligenz auf dem Plan. „Wir müssen angemessen darauf reagieren. Wir können beispielsweise nicht weiter so prüfen wie früher“, zeigt sich Lehrerin Brehmen-Baumann überzeugt. „Eine Frage ist, wie lässt sich eine Facharbeit bewerten, für die die Schüler vielleicht auf ein KI-Programm zurückgegriffen haben? Wir können sie nicht dafür verteufeln, dass sie die Mittel nutzen, die ihnen zur Verfügung stehen.“ Stattdessen müsse es das Ziel sein, die Lernenden zu unterstützen, verantwortungsvoll, kreativ und sachgerecht mit den digitalen Medien umzugehen, damit „sie später in der digitalen Welt gut unterwegs sind“.