Ein Schadenfall in einer Arztpraxis kann schwerwiegende wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen. Während viele Praxisinhaber sich auf ihre Praxisinventar-Versicherung verlassen, um sich vor den finanziellen Auswirkungen von Feuer, Leitungswasserschäden, Einbruchdiebstahl, Vandalismus oder Naturereignissen wie Sturm und Hagel zu schützen, sind diese Policen oft nicht ausreichend. Eine individuelle Risikoanalyse ist daher unerlässlich, um potenzielle Lücken im Versicherungsschutz zu identifizieren und zu schließen.
Die Ermittlung der richtigen Versicherungssumme für eine Praxis ist komplexer als bei einer Hausratversicherung, da sie nicht nur von der Grundfläche der Räumlichkeiten abhängt. Vielmehr spielen die Art und Ausstattung der Praxis eine entscheidende Rolle. So können sich die Versicherungssummen zwischen einer Dialysepraxis und einer allgemeinmedizinischen Praxis erheblich unterscheiden.
Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird, ist die Absicherung gegen die wirtschaftlichen Folgen einer vorübergehenden Praxisschließung. Während die Inhaltsversicherung die Wiederbeschaffung des Inventars abdeckt, das durch Zerstörung, Beschädigung oder Verlust ersetzt werden muss, bietet sie keinen Schutz vor den finanziellen Risiken, die durch entgangene Einnahmen und laufende Betriebskosten entstehen. Diese Risiken können durch eine Betriebsunterbrechungs-Versicherung abgedeckt werden, die die laufenden Betriebsausgaben und den durch den Sachschaden entstandenen Verlust für eine vereinbarte Haftzeit absichert.
Zusätzlich gibt es die Praxisausfall-Versicherung, die speziell dann greift, wenn der Betrieb aufgrund von Krankheit, Unfall des Praxisinhabers oder behördlich angeordneter Quarantäne eingestellt werden muss. Diese Versicherung berücksichtigt neben dem entgangenen Gewinn auch umsatzunabhängige Kosten wie Miete, Personalkosten und Versicherungsprämien.
Umfassender Schutz erfordert eine sorgfältige und individuelle Risikoanalyse, die alle potenziellen Gefahren und finanziellen Risiken berücksichtigt. Nur so können Praxisinhaber sicherstellen, dass sie im Falle eines Schadens nicht in ihrer Existenz bedroht sind.
Kommentar:
Der Schutz vor den wirtschaftlichen Folgen eines Schadensfalls in einer Arztpraxis ist unverzichtbar, doch viele Praxisinhaber verlassen sich auf unzureichende Versicherungen. Während die meisten Praxen gegen klassische Gefahren wie Feuer und Einbruchdiebstahl abgesichert sind, werden die existenzgefährdenden Risiken einer vorübergehenden Praxisschließung oft unterschätzt.
Es ist beunruhigend, wie viele Ärzte die Bedeutung einer umfassenden Risikoanalyse verkennen. Die richtige Ermittlung der Versicherungssumme ist dabei genauso entscheidend wie der Schutz vor den Folgen einer Betriebsunterbrechung oder eines Praxisausfalls aufgrund von Krankheit. Hier zeigt sich, dass eine Praxisinventar-Versicherung allein nicht ausreicht.
Die Praxis ist nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern oft auch das Lebenswerk eines Arztes. Es liegt in der Verantwortung der Praxisinhaber, sich umfassend abzusichern und sich nicht auf minimale Absicherungen zu verlassen. Die wirtschaftlichen Risiken einer Praxis sind vielfältig, und nur ein maßgeschneiderter Versicherungsschutz kann verhindern, dass ein Schadenfall zur existenziellen Bedrohung wird. Ein präventives Handeln ist hier nicht nur ratsam, sondern unerlässlich.
Von Engin Günder, Fachjournalist