- Berylls Umfrage unter Branchenexperten enthüllt: fehlende Definition für Automotive Operating Systems (AOS) erhöht Entwicklungskosten und behindert Standardisierung.
- Aktueller Wildwuchs bei AOS wird sich konsolidieren, das Resultat: drei bis fünf Plattformen, darunter ein System, basierend auf Open Source Software.
- Berylls Umfrage zeigt: OEMS wünschen sich volle Kontrolle über das OS, besitzen aber bislang keine einheitliche Softwarestrategie.
- Unternehmen bevorzugen modulare, hardwareagnostische Stacks, um einzelne Komponenten austauschen zu können und die Anbieterabhängigkeit zu beenden.
- Weitestgehende Einigkeit bei den Experten: durchgängige Toolchain und Entwicklungsframework sind Voraussetzungen für erfolgreiches AOS.
Jürgen Simon, Associate Partner bei Berylls Strategy Advisors: „Das Auto wird momentan neu definiert. Nicht über die Komponenten unter der Motorhaube, sondern in Form von Code und Algorithmen. Automotive Operating Systems sind der Katalysator der Transformation. Diese Systeme ermöglichen eine Zukunft, in der die Software das Kunden- und Fahrerlebnis bestimmt. Mit unserer Umfrage wollten wir beleuchten, welches Verständnis die Industrie von diesem epochalen Wandel hat.“
Es herrscht ein weitgehender Konsens darüber, dass eine industrieübergreifende Einschätzung dafür fehlt, wie ein AOS zu definieren ist. Weil bislang kein Standard existiert, sehen sich Zulieferer und Tech-Companies gezwungen, je nach Kundenanforderung speziell zugeschnittene Lösungen anzubieten. Das treibt einerseits die Kosten nach oben und erfordert außerdem einen größeren zeitlichen Aufwand in der Entwicklung.
Dass ein einheitliches Standard OS ein Wunschgedanke bleiben wird, legen die Umfrageergebnissen nahe. Die Branchenexperten erwarten zwar eine starke Konsolidierung des aktuellen Wildwuchses bei den OS-Angeboten, sie gehen aber von drei bis fünf Systemen aus, die sich durchsetzen werden. Eins der Systeme wird, getrieben durch die geopolitische Situation und unterschiedliche Verständnisse von Data Security, ein China-OS sein.
Ein weiteres OS wird auf Basis von Open Source Software entstehen. Open Source Lösungen bieten mehrere Vorteile. Sie können auf eine viel größere Developer-Community zugreifen als proprietäre Systeme, das fördert die Qualität und ist im Idealfall kostensenkend, andererseits beschleunigt der offene Ansatz die Innovationskraft.
Die Konsolidierung bringt aber auch ein großes Risiko mit sich, zumindest für jene Unternehmen, deren heute in Entwicklung befindliches AOS mit der Vereinheitlichung obsolet werden könnte. In so einem Fall, wären hunderte Millionen Euro umsonst investiert worden.
Eine klare Mehrzahl der Befragten sieht eine Entkoppelung von Hard- und Software als unbedingt notwendig an. Daraus ergeben sich verschiedene Chancen. Hardware agnostische Middleware ermöglicht eine nahtlose Integration in verschiedenste Systeme und läuft auf unterschiedlichsten Plattformen. Damit verschwindet die Bindung an einzelne Lieferanten und deren Entwicklungszyklen. Die Flexibilität der OEMs bei der Wahl von Hard- und Software steigt erheblich, parallel dazu allerdings auch der Wettbewerbsdruck unter den Lieferanten.
Sicher sind sich die Umfrage-Teilnehmer auch, dass der OEM das komplette Ökosystem des . Dafür werden Partnerschaften mit anderen Unternehmen, auch aus der Tech-Branche, als unerlässlich angesehen, weil den Autobauern das tiefgreifende Verständnis für die Entwicklung der Systeme fehlt. In dieser Situation kommt einigen Tier 2-Zulieferern eine neue Rolle zu. Sie werden ihre Software künftig direkt an die OEMs liefern, ohne Umweg über die großen Tier 1. Das könnte so weit führen, dass einige Tier 1 auf das Level von bloßen Hardware-Anbietern zurückfallen, glaubt die Mehrzahl der von Berylls Befragten.
Aber auch ohne klare Definition, gehört das AOS für die Branche zu den wichtigsten Entwicklungszielen. Dass die OEMs künftig ihre proprietären, nicht differenzierenden Systeme aufbauen, statt auf ein Angebot von Big Tech, Open Source und Softwareanbietern zurückzugreifen oder Partnerschaften mit anderen OEMs eingehen, bezweifeln die Berylls-Experten und die Teilnehmer der Umfrage. Abseits dieser Fragen, werden AOS die Verhältnisse zwischen OEMs und Zulieferern verändern. Einerseits wird die Nutzung einer fahrzeugübergreifenden Softwareplattform das Geschäftsmodell vieler Zulieferer obsolet machen. Andererseits werden neuen Partnerschaften auf Augenhöhe, Möglichkeiten mit sich bringen. Auch und gerade für die Zulieferer der zweiten und dritten Ebene.
Alle weiteren Details finden Sie in den angehängten Umfrageergebnissen und unter:
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