Schrittmacher des Marktes ist im Jahr 2006 die Informationstechnik. Insbesondere Software-Anbieter und IT-Dienstleister profitieren von der stärkeren Nachfrage gewerblicher Kunden. Bei Software beträgt der Umsatzanstieg im laufenden Jahr 5,5 Prozent auf 17 Milliarden Euro. Gefragt sind insbesondere betriebswirtschaftliche Programme und Anwendungen zur Erhöhung der IT-Sicherheit. "Auch mittelständische Unternehmen digitalisieren inzwischen auf breiter Front ihre Prozesse, um ihr Geschäft voranzubringen und effizienter zu werden", sagte Berchtold. Davon profitieren auch die IT-Dienstleister, deren Umsatz nach BITKOM-Berechnungen um 4,5 Prozent auf 29,1 Milliarden Euro steigen wird. "Der Trend zum Outsourcing hält an", sagte Berchtold. Allerdings nutzten Unternehmen in Großbritannien, Skandinavien oder den USA dieses Instrument deutlich offensiver. "Deutsche Unternehmen müssen aufpassen, dass sie hier keine Chance vergeben."
Der Umsatzanstieg bei IT-Hardware liegt wegen des harten Preiswettbewerbs mit plus 0,9 Prozent unter dem Durchschnitt. "Dass kräftig in IT-Hardware investiert wird, zeigen die steigenden Absatzzahlen", sagte Berchtold. So steige die Zahl der verkauften Personal Computer 2006 um 6,1 Prozent auf 9,4 Millionen sowie von Druckern und Multifunktionsgeräten um 3,6 Prozent auf 8,5 Millionen.
Verschiebungen gibt es in der Telekommunikation. Das Wachstum beträgt im laufenden Jahr nach der Prognose des BITKOM 1,2 Prozent auf knapp 67 Milliarden Euro. Mit 4 Prozent im Minus sind die Sprachdienste im Festnetz, also die klassische Telefonie. "Wenn dieser 20-Milliarden-Markt schrumpft, schlägt sich das in der Rate für den Gesamtmarkt nieder", sagte Berchtold. Der Grund für diese Entwicklung: Das Telefon bekommt Konkurrenz. "Gespräche mit dem Handy sind heute so preiswert geworden, dass viele Menschen auch zu Hause damit telefonieren." Die Mobilfunkpreise sind innerhalb eines Jahres im Schnitt um zehn Prozent gefallen. Zusätzlicher Wettbewerb entsteht durch die Internet-Telefonie. Die Festnetzbetreiber reagieren mit neuen attraktiven Angeboten unter den Stichworten "Dual Use" und "Triple Play".
Einen wahren Boom erlebt die Datenübertragung im Festnetz. Die Zahl der schnellen Internetzugänge per DSL oder TV-Kabel ist im vergangenen Jahr um 56 Prozent auf 10,7 Millionen gestiegen. Berchtold: "Künftig wird es Internet, Telefonie und Fernsehen aus einer Hand geben. Das ist keine Vision, sondern der nächste konkrete Schritt." Der BITKOM rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzanstieg bei Datendiensten im Festnetz von 8 Prozent auf 11,6 Milliarden Euro. Die Mobilkommunikation wiederum wird trotz des verschärften Preiswettbewerbs um drei Prozent wachsen.
Ein weiterer Markttreiber sind digitale Consumer Electronics. Der Boom von Flachbildfernsehern, DVD-Rekordern und Spielkonsolen führt im Jahr der Fußball-WM zu einem Umsatzplus im CE-Gesamtmarkt von 13 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro. An der Spitze liegen Flachbildfernseher mit einem Zuwachs von 64 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Bei Videospielkonsolen sorgt eine neue Gerätegeneration für einen Schub: Der Umsatz steigt 2006 um fast 70 Prozent auf 735 Millionen Euro.
Der Gesamtmarkt der konvergierenden Branchen IT, Telekommunikation und digitalen Consumer Electronics erreicht 2006 nach BITKOM-Angaben ein Volumen von rund 148 Milliarden Euro und ein Wachstum von 3,7 Prozent. "Das ist auch der künftige CeBIT-Markt", sagte Berchtold vor dem Hintergrund des erweiterten Angebots auf der Messe. "Wir feiern hier im zwanzigsten Jahr der CeBIT ein echtes 'Come Together'."
Mit Blick auf die Politik zog BITKOM-Präsident Berchtold eine insgesamt positive Bilanz der ersten 100 Tage der neuen Bundesregierung: "Man spürt eine Aufbruchstimmung in Deutschland, in der Wirtschaft und bei den Konsumenten." Diesen Vertrauensvorschuss müsse die Bundesregierung nutzen und durch weitere Reformanstrengungen untermauern. Der BITKOM begrüßt den geplanten Beschluss der Koalitionsfraktionen, die EU-Richtlinie zur Speicherung von Kommunikationsdaten "mit Augenmaß" in deutsches Recht umzusetzen. Auch die geplanten Regelungen zum Urheberrecht weisen in die richtige Richtung. "Leider bleibt der gute Ansatz auf halbem Weg stecken", sagte Berchtold. "Zukunftsweisend wäre ein kompletter Systemwechsel gewesen: weg vom pauschalen Umverteilungssystem, hin zur individuellen Vergütung."
Positiv wertet der BITKOM im offiziellen Informatikjahr auch die Ankündigung einer neuen Hightech-Strategie für Deutschland. Das Konzept soll im Sommer vorgelegt werden. Kern der Strategie ist eine Erhöhung der Investitionen für Forschung und Entwicklung um 6 Milliarden Euro in den kommenden vier Jahren. "Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass die Mittel in die richtigen Technologiefelder fließen", sagte Berchtold.
Rückschritte gebe es dagegen in der Bildungspolitik. "Wir halten es für sehr bedenklich, dass sich der Bund im Zuge der Föderalismusreform aus der Schul- und Hochschulpolitik verabschieden will", sagte Berchtold. Einheitlich hohe Bildungsstandards ließen sich nicht mit Kleinstaaterei durchsetzen, das habe die Vergangenheit gezeigt. Die OECD weise zudem seit Jahren darauf hin, dass das deutsche Bildungssystem chronisch unterfinanziert ist. "Ein echter Skandal ist die Ausstattung unserer Schulen mit neuen Medien", sagte Berchtold. Nach der jüngsten Sonderauswertung der PISA-Studie kommen in deutschen Klassenzimmern auf 100 Schüler nur acht Personal Computer. Im Durchschnitt der weltweit größten Industrienationen sind es 16. In den USA kommen auf 100 Schüler sogar 30 PCs. "Hier müssen wir dringend gegensteuern, um die Qualität des Unterrichts zu verbessern und die junge Generation auf die Zukunft vorzubereiten", sagte Berchtold.
Aus BITKOM-Sicht muss dringend dafür gesorgt werden, dass sich das bei Jugendlichen weit verbreitete Interesse am PC-Spiel in ein Interesse an der Technologie hinter dem Bildschirm umsetzt. Dies könne nur durch einen modernen Unterricht mit neuen Medien geschehen. Berchtold: "Wenn die nationale Politik eine Kernaufgabe neben der inneren und äußeren Sicherheit hat, dann ist es diese und es ist ihre vornehmste: Bildung."