"Wir freuen uns, dass so viele Menschen in den vergangenen vier Monaten mitgemacht haben. Sie alle bekräftigen unsere Forderung nach inklusiven Entwicklungszielen. Nur so kann der Kreislauf von Armut und Behinderung durchbrochen werden." Das sagte Dr. Rainer Brockhaus, Direktor der CBM, am Dienstag am Brandenburger Tor in Berlin bei der Übergabe der Stimmen an die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Gudrun Kopp. Kopp wird Ende September an der Generalversammlung der Vereinten Nationen teilnehmen, bei der die Grundlagen für neue globale Entwicklungsziele festgelegt werden sollen.
Dazu Gudrun Kopp: "Gerne nehme ich diese Stimmen entgegen. Der Bundesregierung ist die Inklusion ein wichtiges Anliegen. Im BMZ gehen wir auf diesem Feld mit gutem Beispiel voran und haben dazu einen Aktionsplan erarbeitet. Damit gibt es zum ersten Mal ein umfassendes strategisches Dokument für eine inklusive Entwicklungspolitik. Wir haben es uns zur Querschnittsaufgabe gemacht, erstmalig Menschen mit Behinderungen systematisch in Projekten und Vorhaben unserer Arbeit miteinzubeziehen. Dafür haben wir seit 2009 rund 50 Millionen Euro zugesagt. Das ist mehr als doppelt so viel wie in den sieben Jahren zwischen 2002 und 2008 zusammen. Wir werden uns auch auf internationaler Ebene für die Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen stark machen und uns dafür einsetzen, dieses Anliegen in den neuen globalen Entwicklungszielen zu verankern."
Das Bundeskabinett hatte vor zwei Wochen bekräftigt, sich nach dem Jahr 2015 für internationale Ziele einzusetzen, die die Armut beseitigen sollen.
Brockhaus: "Wir begrüßen, dass die Regierung sich darauf verständigt hat. Aber es bleibt unklar, wie konkret die ärmsten Menschen künftig von Entwicklungsprogrammen profitieren sollen - und dazu zählen besonders Menschen mit Behinderungen." Der Prozess der künftigen globalen Entwicklungsziele - als Nachfolge für die Millenniumsentwicklungsziele - läuft noch bis zum Jahr 2015.
Übergeben wurden die Stimmen von den CBM-Botschaftern Raul Krauthausen und Verena Bentele. Die mehrfache Paralympics-Siegerin Bentele erklärte: "Ich habe im März in Tansania wieder gesehen, was es heißt, mit einer Behinderung in einem Entwicklungsland zu leben." Bentele lernte die sechsjährige Martha kenne, die mit Wasserkopf geboren wurde. An Schulbildung war für Martha gar nicht zu denken. Erst durch eine Operation und Unterstützung des CBM-geförderten Projekts hat sich das Mädchen gut entwickelt und wird bald zur Schule gehen. Bentele betonte: "Bildung ist der Schlüssel zu einer besseren Zukunft, zu einem Einkommen und einem Leben ohne Armut. Deshalb ist es so wichtig, dass Erwachsene und Kinder mit Behinderungen in die internationale Entwicklungsarbeit eingebunden werden."
Die CBM macht mit ihrer Kampagne "Stopp den Kreislauf von Armut und Behinderung" auf die Situation von behinderten Menschen aufmerksam. Die Kampagne läuft noch bis zum Welttag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember. CBM-Direktor Brockhaus: "Auch nach dem Gipfeltreffen in New York ist es wichtig ein Zeichen der Solidarität zu setzen."
Weltweit lebt eine Milliarde Menschen mit Behinderungen, 80 Prozent davon in Entwicklungsländern. Die CBM ist eine der größten und ältesten Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland. Seit 105 Jahren ist sie spezialisiert auf die Förderung von Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Regionen der Welt. 2012 unterstützte die CBM 714 Projekte in 73 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas.