In seiner Rede, die er als „erste Bilanz über die deutsche G8-Präsidentschaft und vor allem den G8-Gipfel in Heiligendamm“ bezeichnete, ging Dr. Pfaffenbach auf die vier Dialogbereiche ein, die vorrangig mit den Schwellenländern diskutiert werden: Schutz des geistigen Eigentums, grenzüberschreitende Investitionen, Energieeffizienz und Klimaschutz. Insgesamt ist er der Ansicht, dass Deutschland mit seiner diesjährigen G8-Präsidentschaft wichtige Impulse zur politischen Gestaltung der Rahmenbedingungen der Globalisierung geben konnte.
Dass die Themen der G8-Präsidentschaft mit der Normung wenig zu tun habe, stimme nicht, so Dr. Pfaffenbach: „Es ist kein Zufall, dass die Bundesrepublik Deutschland sowohl das Ursprungsland nationaler und internationaler Normungspolitik in Europa ist als auch eine unverändert starke Position im Welthandel einnimmt“. In allen vier Dialogbereichen können Parallelen zwischen der wirtschaftspolitischen und der normungspolitischen Stoßrichtung gezogen werden. So gehe es zum Beispiel in zunehmendem Maß darum, die neuen Märkte und aufstrebenden Schwellenländer in die globale Normsetzung besser und effektiver einzubeziehen, denn „nur wenn dort wie hier der harmonisierte Satz an Normen zur Geltung kommt, sind der freie Warenverkehr und die wechselseitigen Investitionsbeziehungen erfolgreich“.
In der zweiten Festrede des Abends war „die Deutsche Bahn AG im Mobilitäts- und Logistikmarkt der Zukunft“ das Thema von Dr. Mehdorn. Das heutige, sehr leistungsfähige System der Bahn operiere in einem komplexen Geflecht von rechtlichen und technischen Regeln und sei als Produkt fortschreitender Evolutionen – von der reinen Mechanik zur reinen Digitaltechnik – besonders auf das reibungslose Funktionieren heterogener Bestandteile angewiesen. Daher auch die Wichtigkeit von Standards, die die Auf- und Abwärtskompatibilität sicherstellen. "Wir verfügen in Deutschland auch deshalb über eines der besten Bahnsysteme weltweit, weil wir aus unserer Ingenieur-Tradition heraus seit jeher mit hohen technischen Standards arbeiten, die vor 90 Jahren ihre Basis in den DIN-Normen gefunden haben", sagte Dr. Mehdorn.
Mit sehr anschaulichen Beispielen erläuterte Dr. Mehdorn die Schwierigkeiten und häufig unnötigen Mehrkosten, die dem Bahnbetrieb aus unterschiedlichen nationalen Vorschriften und Regelungen entstehen. Dass Zugführer in Norwegen und Finnland immer eine Elchflinte parat haben müssen, gehört zu den weniger kostenträchtigen als skurrilen Sonderbedingungen des grenzüberschreitenden Verkehrs. "Wir arbeiten mit Hochdruck an der Europäisierung des Systems Schiene – mit einheitlichen technischen Standards. Insofern ist der Faktor Normung für die europäischen Bahnen von enormer Bedeutung", bekräftigte Dr. Mehdorn.
Auf den Festreden folgte die DIN-Preisverleihung mit Bekanntgabe der diesjährigen DIN-Preisträger. Dabei erhielt die DBT GmbH, Lünen, den ersten Preis im Wettbewerb "Nutzen der Normung" für einen Beitrag zur Normung von Förderketten, die sowohl über- wie auch untertage eingesetzt werden. Mit Hilfe strategisch geplanter Normung haben die deutschen Hersteller in diesem Marktsektor ihren Weltmarktanteil auf über 50 % steigern können. Die Trophäe und den Scheck über 15 000 Euro nahm der Autor des Beitrags, Gerhard Merten, entgegen.
Der zweite Preis wurde BASF Coatings AG, Münster, für einen Beitrag zugesprochen, der sich mit der Entwicklung eines Prüfverfahrens im Bereich der Beschichtungstechnik beschäftigte. Den dritten Preis hat OSRAM GmbH, München erhalten. In ihrem Beitrag wurden die wirtschaftlichen und umweltbezogenen Vorteile der Normung von Haushaltslampen herausgearbeitet.
Im Wettbewerb „Junge Wissenschaft“ konnten vier Beiträge mit Prämien ausgezeichnet werden. Je eine Urkunde und 500 Euro erhielten Jan Kahle und Patrick Straus (beide TU Darmstadt) sowie Christian Nille (Hochschule Coburg) und Dominik Rietzel (TU München). Alle vier Arbeiten zeichnen sich durch einen praxisnahen Ansatz aus und bieten wertvolle Erkenntnisse zu den behandelten Normungsfragen.