Aus zahlreichen Fallbeispielen - vom Hubschrauberunglück bei den Ötztaler Gletscherbahnen, dem BAWAG-Skandal bis hin zum Londoner Terroranschlag - wurden Anhaltspunkte für die mögliche Bewältigung eines österreichischen Krisenfalls bei der EURO 2008 diskutiert. Dr. Walter Blasi stand schließlich auch für das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Rede und Antwort zur Vorbereitung auf die Europameisterschaft.
Der internationale Krisenreporter der Presse, Thomas Seifert, berichtete von der professionellen Krisenbewältigung nach dem Londoner U-Bahn Anschlag am 7. Juli 2005. Dort sei nach Drehbüchern vorgegangen worden. Während den Sicherheitsbehörden das verheerende Ausmaß bereits bekannt gewesen sein musste, war dennoch nur von einem "Zwischenfall" in der U-Bahn berichtet worden. Der Krisenstab versuchte zuerst, sich wertvolle Zeit zu verschaffen. Maßnahmen wie die Berichterstattung über eine junge Muslimin, die bei dem Anschlag auf einen Bus getötet worden war, Teeausschank vor Moscheen und ein gemeinsames Auftreten von Vertretern aller Konfessionen halfen, die von den Terroristen beabsichtigte Spaltung der Gesellschaft, zu verhindern.
Unternehmen auf Krisen oft völlig unvorbereitet
Das Thema, wie intensiv man sich auf die Krise vorbereiten kann und soll, stand schließlich auch im Fokus der Auseinandersetzung, zu der Armin Teichert (OMV, Interne Kommunikation), Papstbesuchorganisator Walter Schaufler, Ulrike Delacher (Vorarlberger Landeskrankenhäuser), BAWAG-Kommunikationschef Thomas Heimhofer, Ötztaler Gletscherbahnen Geschäftsführer Jakob Falkner, Axel Zuschmann (Agentur Ecker&Partner), und Telekom-Kommunikator Martin Bredl sehr offen Auskunft gaben. Es zeigte sich, dass das Spektrum von völlig unvorbereitet bis hin zur Existenz professioneller Krisenhandbücher reicht. Einigkeit herrschte über die Notwendigkeit in der Krise eine Person zu finden, die Verantwortung übernimmt und zu den Medien spricht, die schnell reagiert und glaubwürdig agiert.
Eine sehr aufschlussreiche Diskussion entbrannte am Podium zur journalistischen Sichtweise professioneller Krisenkommunikation. Thomas Seifert (Die Presse): "Mir als Journalist ist eine Situation, in der es noch keine professionelle Krisen-PR gibt, in der ich frei mit jedem reden kann, am liebsten." Eine Aussage, welche die anwesenden Kommunikationsmanager aufrüttelte sich des Themas besonders anzunehmen, denn eine Krise, in der unterschiedliche Leute ihre Spekulationen an die Medien weiter geben, zählt zu deren Albträumen.
Der Krisengipfel wird seit 2001 vom Krisennavigator - Institut für Krisenforschung, einem "Spin-Off" der Universität Kiel, ein- bis zweimal jährlich an wechselnden Orten in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt. Der Europäische Krisengipfel 2008 war die sechste Veranstaltung dieser Art und die zweite an der Donau-Universität Krems.
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