Mittelpunkt dieser Traditionsveranstaltung – die wiederum unter der Schirmherrschaft des Sächsischen Staatsministerium des Innern stand – waren die vielen Facetten des Brandschutzes, die sich in den unterschiedlichen Fragestellungen aus dem baulichen, technischen und organisatorischen Bereich zeigen. Denn Brandschutz bedeutet, das Notwendige zu tun und mit Sachverstand die rechtlichen Vorgaben auszulegen und Spielräume zu nutzen. Denn Brandschutzmaßnahmen mit dem „richtigen“ Augenmaß zu bemessen, ist eine Kunst, die man erlernen kann.
Organisatorischer Brandschutz – mehr als Mittel zum Zweck
Im Eröffnungsvortrag der Tagung zeigte Prof. Geburtig die historische Entwicklung des organisatorischen Brandschutzes, gegenwärtige Maßnahmen und die zukünftig weiter zunehmenden Bedeutung von organisatorischen Vorkehrungen auf. Insbesondere bei der Nutzbarkeit von Rettungswegen in Gefahrenfällen, aber auch als grundlegendes Element zur Durchsetzung erforderlicher Randbedingungen bei der Anwendung moderner Brandschutzingenieurmethoden können geeignete organisatorische Brandschutzmaßnahmen als wesentliche Bausteine einer ganzheitlichen Brandschutzplanung dienen.
Sind Brandlasten in notwendigen Fluren und Treppenräumen zulässig?
Um dem Betreiber eines Gebäudes Rechtssicherheit zu geben, muss der Konzeptersteller sich mit dem Thema Brandlasten auseinandersetzen, um entsprechende Diskussion in der späteren Nutzung des Gebäudes zu vermeiden. Welchen Spielraum die bauordnungsrechtlichen Regelungen hierfür geben, war Gegenstand des Vortrages von Herrn Anwander, der seine Schlussfolgerungen auch durch eigene Brandversuche unterstreichen konnte.
Intelligenter Brandschutz – Heißbemessung als Alternative zu umfangreichen baulichen Maßnahmen
Die Anwendung von Simulationsmethoden im Brandschutz hat seit Jahren zugenommen und wird sich auch in Zukunft fortsetzen, da die Planung von Bauwerken in der Praxis schnelle und verlässliche Prozesse fordert, deren Grundlagen auf normierten Verfahren basieren müssen. Speziell die Heißbemessung kann durch fortschrittliche Methoden ein ganz neues Potential entfalten und so nicht nur alternativ, sondern auch komplementär zu baulichen Maßnahmen genutzt werden. Herr Stamm stellte dazu in seinem Vortrag heraus, welche Möglichkeiten sich durch die Verwendung von strukturmechanischen Berechnungsmethoden insbesondere im Stahlbau bieten.
Digitalisierung und BIM in der Brandschutzplanung
Der Vortrag von Herrn Plum zielte nicht nur auf Building Information Modelling (BIM) allein ab, sondern zeigte, wie sich das Arbeitsfeld des Brandschutzplaners bereits seit langem durch die Digitalisierung wandelt. Er ging auf die Erfahrungen und auf ganz konkrete Beispiele ein, wie diese Prozesse Eingang in den Arbeitsalltag der BFT Cognos GmbH gefunden haben, um das Thema so greifbarer zu machen. Die Digitalisierung wird die Arbeit zukünftig sicherlich durch eine hohe Automatisierung von Standardprozessen einfacher machen, kann aber nicht die schutzzielorientierte Bewertung und die Beurteilung von Abweichung durch den Brandschutzexperten ersetzten.
Anforderungen an die „Elektrotechnik“ in der MLAR und EltBauVO – aktuelle Einzelthemen
Die neue MLAR 2016 war bereits im vergangenen Jahr Gegenstand eines Vortrages von Herrn Lippe und Herrn Möller auf den EIPOS-Sachverständigentagen Brandschutz. In diesem Jahr lag der Fokus auf den elektrotechnischen Anforderungen, da insbesondere die Regeln des elektrischen Funktionserhalts und Batterieanlagen im Zuge der EltBauVO in der Praxis sehr oft zu eng bzw. falsch ausgelegt wurden. Herr Lippe und Herr Möller stellten die Regeln und deren Auslegung in ihrem Co-Vortrag nun nachvollziehbar und anschaulich dar und beantworteten auch die dahingehenden Fragen aus dem Auditorium.
Verstehen Sie Brandschutz?
Unterhaltsam und mit bewusst überspitzen Beispielen positionierte sich Josef Mayr am Ende des ersten Veranstaltungstages zur Regelungsflut im deutsche Baurecht. Seine Ausführungen zu 5200 Seiten VVTB in den Ländern und zum Glimmverhalten von Baustoffen sorgten für reichlich Diskussionsstoff, nicht nur in der sich anschließenden Abendveranstaltung.
Ein besonderes Highlight erwartete die Gäste im „Sophienkeller im Taschenbergpalais". Anlässlich des diesjährigen 20-jährigen Jubiläums der EIPOS-Brandschutzweiterbildung zeigten Prof. Geburtig, Herr Gänßmantel, Herr Arnhold und Herr Mayr einen humoristischen Rückblick auf 20 Jahre Brandschutzweiterbildung bei EIPOS. Stimmungsvoll aufgeführt, brachte das Programm den Sophienkeller zum beben und singen…
Technische Sachverhalte im Brandschutzkonzept – was? wieviel? warum?
Herr Lucka als Prüfsachverständiger für sicherheitstechnische Anlagen und Herr Czepuck als Vertreter der Obersten Bauaufsicht erläuterten die Mindestangaben zu technischen Brandschutzmaßnahmen im Brandschutzkonzept. Anhand ihrer Ausführungen wurde deutlich, dass es sowohl konkrete Festlegungen dazu in den Vorschriften gibt, als auch weitere zwingend notwendigen Angaben und Festlegungen, die der Planer selbst treffen muss. Zudem müssen die Angaben in der Baugenehmigung und den dazugehörenden Unterlagen so eindeutig sein, dass die Prüfgrundlagen für alle Prüfenden eindeutig sind – auch für wiederkehrende Prüfungen.
MVV TB – Was ist passiert seit 2017?
Die erste Fassung der MVV TB wurde im August 2017 veröffentlicht und ist mittlerweile in mehreren Bundesländern eingeführt. Was seit dem passiert ist und was noch passieren muss, damit die MVV TB in der Praxis ankommt, zeigte Herr Wathling auf. Leider gestalten sich die Prozesse zur Fortschreibung langwieriger und aufwändiger als von den Gremien der Bauministerkonferenz beabsichtigt, sodass erst im Jahr 2019 mit einer besser lesbaren und aktualisierten Neufassung der MVV TB zu rechnen ist. Für alle am Brandschutz Beteiligten sicherlich keine zufriedenstellende Situation.
„Holz brennt – na und!“ – Umsetzung der MVV TB im Holzbau
Holz als Baustoff liegt voll im Trend und Holzbau erfährt eine ungeahnte Renaissance. Vor allem in Städten werden immer mehr und immer höhere Gebäude aus Holz gebaut. Der Vortrag von Herrn Eber-Pacan zeigte neue Entwicklungen in den Bauordnungen ausgewählter Bundesländer, die ökologisch sinnvollen und nachhaltigen Holzbau fördern sollen und gab einen Einblick, wie sich diese „Erleichterungen“ des Holzbaus auf die Praxis auswirken
Alles Theater – Löschanlagen über Bühnen
„Schlamperei legt die Operette lahm“ – titelte die Sächsische Zeitung am 19.10.2017. Auch in anderen Zeitungen liest man immer wieder von Schäden an Bühnen durch Löschanlagen. Der Vortrag von Herrn Arnhold untersuchte, ob es eine Kausalität zwischen der automatischen Sprühflutanlage und einem Wasserschaden bzw. der Verhinderung eines Brandes gibt und ob es sich nur um ein Randproblem für „wenige Theater“ handelt oder die Dimension nicht doch größer ist.
Automatische Selbsttests von sicherheitstechnischen Anlagen – eine alternative zu
redundanten Ausführungen?
Redundante Ausführungen von Anlagen sollen sicherstellen, dass bei Ausfall einer Komponente die andere vorhandene die Funktion der ausgefallenen übernimmt. Sicherheitstechnische Anlagen können aber ähnlich komplex aufgebaut sein wie die Gebäude, in denen sie sich befinden, so dass Redundanzanforderungen zur Sicherstellung der Funktionssicherheit und Betriebsbereitschaft nicht immer wirksam umsetzbar sind. Herr Konrath beleuchtete in seinem Vortrag verschiedene Aspekte der Redundanz und stellte am Beispiel einer RDA ein alternatives Konzept zur Sicherstellung der Anlagenfunktion vor.
Begleitet wurden die EIPOS-Sachverständigentage wiederum durch eine große Fachausstellung mit 75 Unternehmen der Brandschutzbranche, welche viel Raum für die Kongressteilnehmer bot, um sich über neue technische Lösungen, Produkte und Entwicklungen zu informieren.