Neugier, Wissensdurst und Erfindergeist haben die Endress+Hauser Gruppe zu einem weltweit führenden Anbieter von Messtechnik und Automatisierungslösungen gemacht. Auch fast 60 Jahre nach der Unternehmensgründung läuft der Innovations-Motor wie geschmiert: Wurde bereits 2010 mit 219 Patentanmeldungen ein Rekord verzeichnet, konnte diese Marke im vergangenen Jahr mit 225 Patenten noch einmal überboten werden. "Das hervorragende Ergebnis zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", freut sich Michael Ziesemer, COO der Endress+Hauser Gruppe. "Unsere ungebrochene Innovationskraft bildet die Grundlage dafür, dass wir unseren Kunden auch in Zukunft die besten Lösungen anbieten können."
Patente, die den wirtschaftlichen Erfolg von Endress+Hauser nachhaltig positiv beeinflussen, werden jährlich am Endress+Hauser Innovatorentreffen ausgezeichnet, das 2012 im badischen Maulburg über die Bühne ging. Über 300 Erfinderinnen und Erfinder kamen am 30. März in der Mehrzweckhalle zusammen, um im kollegialen Rahmen die geistigen Errungenschaften zu feiern. Die Siegerprojekte wurden dabei einzeln vorgestellt.
Die vier mit jeweils 15.000 Euro dotierten "Patent Rights Incentive Awards" gingen an Erfinderteams der Produktionsstätten Endress+Hauser Conducta, Endress+Hauser Flowtec, Endress+Hauser Wetzer und Endress+Hauser Maulburg (Details siehe unten). Außerdem wurden zum zweiten Mal drei herausragende Verbesserungen bestehender Geschäftsprozesse ausgezeichnet. Der mit je 10.000 Euro dotierte "Process Innovation Award" ging an Teams von Endress+Hauser Flowtec (Optimierung der Logistik durch Seefracht), Endress+Hauser Process Solutions (Verbesserung im Bestellprozess) sowie der Betriebstätte Waldheim von Endress+Hauser Maulburg (Optimierung Innovationsprozess für Sicherheitsprodukte).
Die vier Gewinner der "Patent Rights Incentive Awards"
Thomas Sulzer und Johannes Ruchel von Endress+Hauser Flowtec in Reinach haben eine Innenbeschichtung ("Liner") aus Polyurethan für magnetisch-induktive Durchflussmessgeräte derart weiterentwickelt, dass diese nun auch zur Messung von Trinkwasser eingesetzt werden kann. Die Schwierigkeit bestand darin, für die Beschichtung ein Material zu finden, das in möglichst vielen Ländern den (teilweise sehr unterschiedlichen) Richtwerten entspricht. Um bei der Herstellung die bewährte Verfahrenstechnologie beibehalten zu können, haben die Forscher einen Katalysator eingesetzt, der den Produktionsvorgang beschleunigt und gleichzeitig eine Zulassung im Bereich Trinkwasser erhalten hat.
Peter Zinth von Endress+Hauser Wetzer in Nesselwang hat mit Wolfgang Steidle und Tobias Stückl einen umwelttechnischen Probenehmer für explosionsgefährdete Bereiche einsetzbar gemacht. Es handelt sich dabei um ein tragbares Gerät, das insbesondere in engen Kanalisationsschächten zum Einsatz kommt, wo etwa ein Funke zur Verpuffung von Faulgas führen könnte. Die Sicherheitsvorkehrungen sollten nicht auf Kosten des Handlings - eine einzelne Person soll den Probenehmer bedienen können - gehen. "Statt das ganze Gerät in eine explosionssichere Hülle zu stecken, haben wir die technischen Komponenten wie Antrieb, Pumpeinheit und Steuerung so angepasst, dass jede für sich den nötigen Richtlinien zum Zündschutz entspricht", sagt Peter Zinth. Bis auf die Farbe hat sich äußerlich nichts geändert - die Bedienung und das Gewicht sind praktisch identisch wie beim Standardgerät.
Ralf Reimelt und Herbert Schroth von Endress+Hauser in Maulburg haben die Präzision und Zuverlässigkeit der Füllstandmessung mit geführtem Radar verbessert. Bei diesem Messverfahren werden elektromagnetische Signale ausgesendet, die von der Flüssigkeit reflektiert und vom Sensor ausgewertet werden. Das Duo hat nun die Signalverarbeitung optimiert, indem es neben dem primären Echosignal "Störsignale" einbaute, die als zusätzliche Referenzgrößen dienen. Einer dieser Bezugspunkte liegt nah am Prozess, aber noch im inaktiven Teil des Sensors, ein optionaler weiterer im aktiven Messbereich. Damit lässt sich nach Auswertung der Daten zuverlässig zwischen Messfehlern im Gerät (z.B. Temperaturdrift der Sensorzuleitung) und solchen, die vom Prozess hervorgerufen werden (z.B. Änderung der Signalausbreitung durch hohe Drücke), unterscheiden. "So kann die Messgenauigkeit insbesondere unter erschwerten Bedingungen erheblich vergrößert werden", sagt Herbert Schroth. "Zugleich lässt sich das Messgerät ständig überwachen."
Der vierte Award geht an Katrin Scholz, Stefan Auras, Sven Härtig und Jens Voigtländer von Endress+Hauser Conducta in Waldheim, die ein Verfahren zur Herstellung von Einstabelektroden - Glassensoren für die pH-Messung - entscheidend verbessert haben. Bei diesem Verfahren wird das Innenrohr eines doppelten Glasschafts mit einer dünnwandigen Glaskugel, dem eigentlichen Sensor, bestückt. Da dieser bisher noch von Hand gefertigt wurde, musste er aufgrund der dabei auftretenden Toleranzen auch manuell mit dem doppelten Glasschaft verschmolzen ("angeblasen") werden. Dank des maschinellen Ansetzens eines Hilfsglasrohrs wurde es nun möglich, gleichzeitig mit dem Einschmelzen des Diaphragmas die Öffnung für den Sensor so präzis zu formen, dass zugleich auch das Anblasen der Glaskugel maschinell erfolgen kann. "Neben der Einsparung von Arbeitszeit wurde ein Qualität erzielt, der manuell niemals zu erreichen gewesen wäre", erklärt Jens Voigtländer.