Zu Beginn gab Jochen Fasco, Koordinator des Fachausschusses "Medienkompetenz, Bürgermedien und Jugendschutz" der DLM, in seinem Impulsvortrag einen Überblick über die Strategien für die Bürgerradios in Deutschland auf dem Weg in die digitale Welt und erklärte: "Die Bürgermedien werden die Unterstützung der Landesmedienanstalten brauchen, wenn sie ihre nächsten Schritte planen, um sich in die Medienkultur von morgen weiter hinein zu entwickeln, auch bei der angemessenen Berücksichtigung bei der Digitalisierung der Verbreitungswege."
Anschließend erläuterte Joachim Lehnert, Technischer Leiter der LMK, welche Perspektiven für den lokalen Hörfunk und Bürgermedien zur digitalen terrestrischen Verbreitung über DAB und DRM+ bestehen. Er führte aus, dass die beiden Systeme sehr viele Gemeinsamkeiten aufweisen und zusammen im VHF-Band III betrieben werden können. Während DAB eher für großflächige Versorgungen mit vielen Programmen in einem Bukett geeignet ist, ist DRM+ das optimale System insbesondere für den lokalen Hörfunk und somit eine ideale Ergänzung zu DAB, um die Digitalisierung des Hörfunks weiter voranzubringen. Dafür benötigt DRM+ noch Unterstützung zur Implementierung in digitale Radiogeräte und in der Bereitstellung einer geeigneten Senderinfrastruktur.
"Die LMK führt seit Jahren richtungsweisende Arbeiten für DRM+ in Kooperation mit der TU Kaiserslautern und der FH Kaiserslautern durch", betonte Harald Zehe, stellvertretender Direktor der LMK in seiner Begrüßung, "zuletzt durch den Aufbau eines softwarebasierten DRM+-Empfängers in 2013. Die Motivation, jetzt in einem weiteren Kooperationsprojekt einen preisgünstigen digitalen Sender für eine lokale Hörfunkversorgung aufzubauen, mit dem DAB und DRM+ ausgestrahlt werden kann, ist ein Meilenstein auf dem Weg, auch den kleinen Hörfunkveranstaltern den Zugang zu einer digitalen Ausstrahlung zu erleichtern."
In seinem Fachvortrag stellte Michael Kröger, TU Kaiserslautern, der den Sender als Studienarbeit aufbaute, das Konzept und den Aufbau sowie die Laborergebnisse und die ersten Liveausstrahlungen mit Hörfunkprogrammen ausführlich vor. Er erläuterte, dass die besondere Anforderung für den Aufbau des digitalen Hörfunksenders für DAB und DRM+ im VHF-Band III war, diesen nicht nur stationär für Lokalradios sondern auch ortsunabhängig während Special Events einsetzen zu können. Deshalb wurde der DAB-Multiplexgenerator (der aus preisgünstigen Komponenten sowie OpenSource-Software besteht) und die VHF-Sendeeinheit (auf Basis des USRP von ETTUS Research als Modulator und einer Linearendstufe mit 100 W Sendeleistung) in funktional getrennten, rollbaren Flightcases eingebaut, die über ein Netzwerkkabel verbunden werden. In die Multiplexeinheit wurde zusätzlich der DRM+-Software-Modulator "SPARK" integriert, sodass mit diesem Sender zusätzlich zu DAB auch DRM+ im VHF-Band III ausgestrahlt werden kann.
Der Entwickler der Multiplexer-Software für DAB, Matthias Brändli, erläuterte das OpenSource-Projekt opendigitalradio, in der die Software 'ODR-mmbTools' in einer Community entwickelt wird. Michael Feilen ging auf die Möglichkeiten seiner Software 'SPARK' ein, mit der nicht nur DRM-Signale (DRM30 und DRM+), sondern auch FM-Signale mit RDS erzeugt werden können. Als kommerzielle Alternative zum OpenSource-Multiplexgenerator stellte Alexander Zink den DAB-ContentServer des Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen vor und die vielfältigen Zusatzdienste, die sowohl über DAB als auch über DRM+ verbreitet werden können.
Mit Spannung wurden am Nachmittag die Einschätzungen der Vertreter von Bürgerradios aus dem In- und Ausland über die Perspektiven zur Digitalisierung des lokalen Hörfunks und der Bürgermedien mit DRM+ oder DAB im VHF-Band III erwartet. Lukas Weiss (Präsident UNIKOM, Schweiz) berichtete ausführlich über die Rahmenbedingungen und den Aufbau von DAB-Inseln in den großen Städten des Landes für die nichtkommerziellen Radios ab 2015. Aus Österreich referierte Helmut Peissl, COMMIT und aus Deutschland Timo Stadler, Bundesverband Freier Radios, über die noch nicht so weit fortgeschritten Überlegungen der Bürgerradios in diesen Ländern. Einen Überblick über die Strategien der Digitalisierung des Bürgerfunks im europäischen Raum gab Friederike Maier vom Community Media Forum Europe (CMFE) und Mathias Coinchon von der European Broadcasting Union (EBU).
Highlight der Veranstaltung war der Transport des Hörfunksenders vom Fritz-Walter-Stadion an die FH Kaiserslautern und die Inbetriebnahme innerhalb kurzer Zeit. Über ganz Kaiserslautern hinweg wurden DAB- und DRM+-Hörfunkprogramme im VHF-Band III gleichzeitig ausgestrahlt und auch am Veranstaltungsort empfangen. In diesem Zusammenhang wurden aktuelle Entwicklungen von DRM+-Empfängern vorgestellt. Jörg Fischer von NXP Semiconductors Germany GmbH trug erste Überlegungen zur Implementierung von DRM+ in DAB-Radiochips vor. Michael Feilen präsentierte seine Software 'Wavesink', mit der über Android-Tablets und -Smartphones DAB, FM und DRM+ empfangen werden. Schließlich erläuterte Alexander Zink die Möglichkeiten des DRM Receiver Kit des FhG IIS, mit dem DAB und DRM+ in softwarebasierte Radiogeräte, auch in Autoradios, implementiert werden kann.
Zum Schluss der Veranstaltung stellte Joachim Lehnert in seiner Zusammenfassung und seiner Bewertung des Senders für den produktiven Einsatz fest: "Mit diesem Hörfunksender kann eine einfache, aber bezahlbare digitale Sendeinfrastruktur gerade für die lokalen Hörfunkveranstalter und Bürgerradios zur Verfügung gestellt werden, um den Weg in die digitale terrestrische Verbreitung zu erleichtern, sowohl mit DAB als auch mit DRM+".
Die Präsentationen der Referenten sowie die Berichte aller Untersuchungen und weitere Information finden sich auf der Projekthomepage www.drm-radio-kl.eu.