In der industriellen Qualitätssicherung lassen sich oft weder die Bauteilmessung, noch die Materialprüfung mit den zur Verfügung stehenden taktilen und optischen Methoden und Technologien zufriedenstellend lösen. So gibt es einerseits sehr präzise Lösungen mit zerstörender Prüfung und Vermessung und andererseits optische Verfahren, die aber nicht in der Lage sind, das Innere eines Bauteils zu visualisieren. In der modernen Produktentwicklung stehen zunehmend Digitalisierungstechnologien im Mittelpunkt innovativer Produktions- und Entwicklungskonzepte. Kurze Entwicklungszeiten und Null-Fehler-Produktion verlangen zeit- und kostengünstige Messverfahren. Die Computertomographie macht zerstörungsfreie Materialprüfung möglich und misst die Koordinaten von Bauteilen für einen Geometrieabgleich. Komplett erfasst und innen wie außen begutachtet stehen dem Nutzer innerhalb kürzester Zeit auf einen Blick sämtliche Auswertungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Brückenschlag zwischen Analytik und Technik
Das Tomographieverfahren beruht auf dem Prinzip der Röntgentechnologie. Ohne Befestigung liegt der Prüfling auf einem Drehteller. Röntgenstrahlen durchdringen horizontal das Teil und werden von einem Flachbilddetektor ausgewertet. Resultat ist ein zweidimensionales Graubild, das jedoch nur für Sichtkontrollen im Schnitt aussagekräftig ist.
Ganz anders im Tomographieverfahren, bei dem sich das Bauteil um 360° um die eigene Achse dreht. Bei insgesamt 400-1200 Aufnahmen rekonstruiert die Software ein 3-D- Volumen des gesamten Werkstücks. Die aufgenommenen Daten lassen sich in allen Bereichen der Qualitätssicherung anwenden und auswerten. Zerstörungsfreie Prüftechniken wie Montagekontrolle, Schadens- und Porositätsanalyse, Materialprüfung oder Defektkontrolle sind ebenso möglich wie die messtechnische Auswertung und der Geometrievergleich. So lassen sich beispielsweise Materialfehler in Kunststoffen, Lunker und Einschlüsse bei Druckgussteilen wie Zylindern, Drahtbrüche an Lötstellen, oder fehlerhafte Steckverbindungen aufspüren.
Qualität sichern
Bei Festo sind in der Produktentwicklung rund 20 verschiedene moderne Analyse- und Testverfahren zur Untersuchung von Materialproben im Einsatz: Infrarotspektrometer identifizieren Stoffe und ihre Bestandteile, Licht- und Rasterelektronenmikroskope prüfen Oberflächen, Rotationsverdampfer bereiten eine chemische Analyse vor und die Zugprüfmaschine ist für eine Zerreißprüfung notwendig. Der neue Computertomograph ergänzt die geläufigen Verfahren und unterstützt eine schnelle, hochpräzise Qualitätssicherung und effiziente Bauteiloptimierung. In den Abteilungen Order Fulfilment und Materials and Analysis ist das Gerät unentwegt im Einsatz. Anschlussplatten der MPA Ventilinseln, Platinen des Positionstransmitters SMAT, die Gehäuse der Wartungseinheiten MS6 und MS9 oder die Quick Star Steckverbindung QSRL - der präzisen Prüfung entgeht auch nicht der kleinste Materialfehler. Die Analytik unterstützt damit den Einkauf und leistet einen Beitrag zur Lieferantenbewertung. Neue Fertigungsverfahren werden vor ihrer Einführung und Nutzung getestet, die Auswertungen dienen der Produktverbesserung und fließen gleichzeitig wieder in den Produktentwicklungsprozess mit ein. Der Vorteil für den Kunden: Höchste Qualität der Bauteile und Teilhabe am neuesten Stand von Forschung und Technik auf dem Gebiet der Werkstofftechnik.