Um den Lärm und die Vibrationen im Maschinenraum der schwimmenden Paläste wirksam zu verringern, entwickelten die Forscher am Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF ein Lager zur aktiven Schwingungsisolierung. Dieses ist direkt in die konventionelle Lagerung integriert und kann sich auf die unterschiedlichen Frequenzen aktiv selbstständig anpassen. Das Funktionsprinzip basiert auf Piezoaktoren, die zusammen mit Sensoren, Reglern und Leistungselektronik die Körperschallübertragung direkt am Entstehungsort verringern können. Piezokeramiken sind spezielle Materialien, die mechanischen Druck in elektrische Spannung umwandeln. Dieser piezoelektrische Effekt funktioniert auch umgekehrt. So können die Schwingungen und Vibrationen durch die Anpassung der mechanischen Eigenschaften des integrierten Lagers gezielt eingestellt und aktiv reduziert werden.
Die integrierten Piezoaktoren des aktiven Lagers ermöglichen den aktorischen Eingriff in Frequenzbereiche in denen passive konventionelle Elastomerlager nicht oder nur unzureichende Wirksamkeit erzielen. Mit Hilfe einer integrierten Sensorik werden die störenden Signale ermittelt. Adaptive Filter errechnen unter Berücksichtigung des dynamischen Verhaltens des Schiffes ein Gegensignal, welches über eine Leistungselektronik die Piezoaktoren ansteuert und so den Lärm aktiv verringert. „Eine aktive Lagerung von Aggregaten direkt im Kraftfluss der Motorlager reduziert die Übertragung deutlich besser als passive Lösungen.“, erläutert Dipl.-Ing. Michael Matthias, Stellvertretender Kompetenzcenterleiter Mechatronik/Adaptronik am Fraunhofer LBF.
Hierdurch unterscheidet sich das Projekt klar von anderen Lösungsansätzen, bei denen mittels elektrodynamischer, nicht im Kraftfluss der Lager arbeitenden Kompensatoren, eine Gegenschwingung erzeugt wird. Darüber hinaus soll diese Technologie auch auf andere Maschinen wie Pumpen, Kompressoren, Notstromaggregate übertragbar sein. Aus diesen Gründen wird den schwingungs- und lärmberuhigten Aggregaten eine hohe wirtschaftliche und technologische Bedeutung beigemessen. Die möglichen Lösungsansätze erarbeiten die Fraunhofer Forscher in Zusammenarbeit mit der Friedrich Lürssen Werft, Bremen, einem führenden Hersteller von Mega-Yachten und renommiertem Schiffsbauer mit über 130jähriger Tradition. Am Fraunhofer LBF arbeitet eine der größten Forschergruppen in Europa an adaptronischen Anwendungen und ist am BMBF geförderten Forschungsprogramm »Schifffahrt und Meerestechnik für das 21. Jahrhundert« beteiligt.