"Unsere Forschung trägt dazu bei, dass wir uns vor IT-Angriffen besser schützen können. Es geht darum, dass wir unseren digitalen Alltag und unsere Privatsphäre selbstbestimmt gestalten können, sei es beim mobilen Bezahlen oder in den intelligenten Autos der Zukunft", erklärte Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka. Sie unterstrich zugleich die Bedeutung von IT-Sicherheit für Industrie 4.0. "Die Zukunft der Wirtschaft ist digital und kann nur funktionieren, wenn sicher kommuniziert und produziert werden kann. Wir brauchen Lösungen, die gerade für kleine und mittlere Unternehmen geeignet sind", so Wanka. Mit dem in diesem Jahr gestarteten Programm 'Sicher und selbstbestimmt in der digitalen Welt' hat die Bundesregierung die Forschung zur IT-Sicherheit verstärkt. Bis 2020 sollen mit rund 180 Millionen Euro neue Technologien für sichere und vertrauenswürdige Informations- und Kommunikationssysteme und für Privatheit und Schutz von Daten entwickelt werden.
"Täglich berichten die Medien über neue IT-Schwachstellen und jüngst hat der Angriff auf die IT des Bundestags erneut gezeigt, dass neben der Wirtschaft auch die Politik großen Bedrohungen aus dem Cyberraum ausgesetzt ist. Der ausreichende Schutz von IT-Infrastrukturen, Geräten und internetbasierten Diensten ist deshalb nicht nur wichtig für die deutsche Wirtschaft, sondern für unsere Gesellschaft insgesamt, die in vielen Bereichen auf das Funktionieren des Internet angewiesen ist. Die Cybersicherheitsforschung hier in Darmstadt hilft uns dabei, Bürger und Unternehmen vor aktuellen und zukünftigen Bedrohungen zu schützen. Daher benötigt Deutschland weltweit sichtbare Schwerpunkte in der IT-Sicherheit wie den Standort Darmstadt", sagte Innenminister Dr. Thomas de Maizière.
Die Darmstädter Forschungsinstitutionen zeigten verschiedene Demonstratoren. Unter anderem eine Montagelinie aus der Prozesslernfabrik - eine ein reales Produktionsumfeld simulierende Schulungsumgebung - der TU Darmstadt sowie Prototypen für die Absicherung von Konstruktions- und Produktionsdaten. Weitere Forschungsbeispiele thematisierten den Schutz der Privatsphäre bei Apps, Neu-Entwicklungen zum schnelleren Aufspüren von Trojanern, innovative Weiterbildungskonzepte zur IT-Sicherheit sowie Schutzkonzepte für das Internet der Zukunft. Abgerundet wurde das Ministerprogramm durch einen Besuch im neuen Fraunhofer-Sicherheitslabor, in dem unter anderem IT-Sicherheitslösungen für das Auto der Zukunft entwickelt und getestet werden.
"Informations- und Kommunikationstechnologien sind heute über alle Wirtschafts- und Industriebranchen hinweg die wichtigsten Treiber für Innovationen. Immer mehr Produkte und Dienstleistungen basieren auf ihnen. IT-Sicherheit ist dabei ein erfolgsbestimmender Faktor", sagte Prof. Dr. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. "Der Standort Darmstadt bietet ideale Voraussetzungen für den Ausbau unserer Forschungsaktivitäten im Bereich Cybersicherheit - hin zu einem international sichtbaren Leuchtturm."
"Für alle digitalen Weiterentwicklungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik ist eine sichere IT-Infrastruktur die zentrale Voraussetzung. Darmstadt ist ein Leuchtturm der IT-Sicherheitsforschung. Das ist das Ergebnis einer jahrelangen zielgerichteten Entwicklung in diesem Forschungsbereich. Voraussetzung dafür ist der universitäre Kontext mit seiner inhärenten Interdisziplinarität. Die Expertise der Informatik ist in dieser Hinsicht gerade hier an der TU Darmstadt in ein fruchtbares Umfeld eingebettet. Um in diesem hochaktuellen und zukunftsträchtigen Bereich der IT-Sicherheitsforschung so erfolgreich zu sein, ist es notwendig, Brücken zu anderen Disziplinen zuschlagen. Genau das leben wir an der TU Darmstadt, wenn Informatikerinnen und Informatiker mit Kolleginnen und Kollegen aus z.B. Maschinenbau, aber auch aus Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften zusammen forschen. Unter dem Namen CYSEC haben die mehr als 30 beteiligten Professorinnen und Professoren kürzlich erst ihre Forschungsaktivitäten zum Thema IT-Sicherheit gebündelt. Dabei profitieren wir auch regelmäßig von der guten Zusammenarbeit mit unseren starken Partnern hier am Standort Darmstadt, wie die Beispiele CASED und ES SPRIDE belegen", erläuterte Prof. Dr. Hans-Jürgen Prömel, Präsident der TU Darmstadt.
"Ich freue mich darüber, dass die Hochschule Darmstadt mit zahlreichen Forschungsprojekten zur Lösung einer zentralen Herausforderung der heutigen Zeit beitragen kann: das Internet und damit das öffentliche Leben sicherer zu machen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Bundesministerium des Innern haben an der Ausweitung unserer Forschung in diesem Bereich einen großen Anteil, denn beide fördern mehrere unserer Forschungsvorhaben", erklärte Prof. Dr. Arnd Steinmetz, Vizepräsident der Hochschule Darmstadt.
Der Ausbau der organisationsübergreifenden Cybersicherheitsforschung in Hessen begann im Jahr 2008 im Rahmen der hessischen LOEWE-Initiative mit der Gründung des "Centers for Advanced Security Research Darmstadt" (CASED), an dem die Technische Universität Darmstadt, die Hochschule Darmstadt sowie das Fraunhofer SIT beteiligt sind. 2011 wurde das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte "European Center for Security and Privacy by Design" (EC SPRIDE) gegründet, das mittlerweile das größte IT-Cybersicherheitsforschungszentrum in Europa ist. Die Unterstützung von Land und Bund sorgte in Darmstadt für eine Verbesserung der Forschungsbedingungen und im Zuge des Ausbaus gelang es, sowohl junge Talente als auch renommierte Sicherheitsforscher z.B. aus den USA nach Darmstadt zu holen. Gleichzeitig wurden die Partnerschaften mit Unternehmen gestärkt, um den Transfer von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft zu beschleunigen. Heute arbeiten in Darmstadt mehr als 400 Forscherinnen und Forscher am Schutz von digitalen Daten, Diensten, Geräten und Infrastrukturen - Tendenz steigend.