Landrat Thomas Balcerowski ist optimistisch: „Ich bin ein Befürworter der Idee der Rehaklinik und freue mich, dass auch der Kreistag dem Konzept formal zugestimmt hat. Ich denke, das ist die richtige Idee zur rechten Zeit. Der Neubau eines Rehazentrums für Pflegende rettet und entwickelt nicht nur den Standort, sondern erfüllt auch ein wachsendes Bedürfnis in unserer Gesellschaft. In der schönen Harz-Umgebung zur Ruhe zu kommen, einen besseren Platz als in unserem Kreis kann es dafür nicht geben. Wir sind bereit, der GWW und der GSW den Weg zu ebnen für dieses in Mitteldeutschland einzigartige aber auch notwendige Projekt, das auch die Bedürfnisse vieler pflegender Angehöriger in unserer Region trifft und darüber hinaus."
Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha gab die Anregung und ist nun ein Verfechter der Idee eines Neubaus. „Ich freue mich über die neue sinnstiftende Perspektive für das Quartier an der Steinbergstraße. Es ist kein schöner Anblick mehr. Umso mehr begrüße ich die Idee für ein bisher einzigartiges Rehazentrum, das weitere Menschen in unsere schöne Stadt locken wird und aus der sie gestärkt wieder abfahren. Das Projekt wird die Attraktivität der Harzmetropole noch weiter steigern. Wir haben 32.606 Einwohner und fast 1,4 Millionen Übernachtungen jährlich. Wernigerode hat für alle viel zu bieten. Eine neue Rehaklinik würde sich dort gut einpassen. Wir werden das Projekt unserer Stadttöchter mit aller Kraft unterstützen.“
„Das Konzept von GWW und GSW für die geplante Rehaklinik ist ein idealer Mix, um Rehabilitation und Service-Appartements miteinander zu verbinden. Es ermöglicht und nutzt viele Synergien, die man einzeln viel teurer schaffen müsste“, so urteilt der Geschäftsführer des beauftragten Architekturbüro Marggraf aus Esslingen/Leipzig, Dipl.-Ing. freier Architekt Conrad Marggraf. Das reiche von der Gastronomie über ärztliche Versorgung und Pflegedienstleistungen unter einem Dach sowie auch Räumlichkeiten wie Sauna, die von beiden Seiten genutzt werden könnten. Der Bedarf sei für beide Dienstleistungsbereiche groß und werde in Zukunft noch weiterwachsen. Die Alterspyramide Deutschlands zeige das klar an. Das hätte man auch in der Machbarkeitsstudie zum Projekt hervorgehoben.
„Neue Reha-Einrichtungen müssen heute eine hohe Attraktivität aufweisen, denn die Patienten haben eine große Auswahl in Deutschland. Die Architektur sollte so sein, dass sie jetzt als auch noch in 30 Jahren gut angenommen wird. Kein Wunder, dass wir uns dabei auf unsere vielen Erfahrungen im Hotelbau stützen. Wir wollen eine wohlige Atmosphäre schaffen mit viel Tageslicht. Tageslicht hilft nachweislich der Gesundheit, und das wollen wir unterstützen. Keiner möchte heute in eine Reha gehen mit Krankenhausatmosphäre und langen dunklen Fluren. Die Leute sind erschöpft, aber nicht krank. Dem wollen und müssen wir in unserem Architekturentwurf Rechnung tragen, schon in der Entree-Situation. Die Gebäudehülle planen wir deshalb transparent und lichtdurchflutet mit Blick auf die schöne Harzer Berglandschaft.“
„Die Machbarkeitsstudie des Marggraf-Architekturbüros macht uns Mut, auch wenn es für den Umgang mit der Spezialimmobilie noch einige wirtschaftliche Fragezeichen gibt“, betont GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann. „Klar ist, eine Sanierung lohnt sich nicht, um die alte marode Gebäudehülle der Kinderklink, die seit zwei Jahren verwaist steht, in etwas Modernes zu überführen. Ein Neubau ist eindeutig wirtschaftlicher und attraktiver und heilt damit auch ein ganzes Quartier. Die einzigartige Tallage, die grüne Umgebung und die Ruhe am Standort sind für eine Rehaklinik ideal.“ Das beauftragte Architekturbüro Marggraf habe bereits erste Entwürfe vorgelegt. „Vorgesehen sind zwei Flügel mit Glaselementen und einem Verbindungsteil, das als Eingang und Lobby genutzt wird. 30 Rehazimmer und 20 Wohnungen für Ältere (mit Pflegeservice nach Bedarf), allesamt mit Balkon, sind vorgesehen, dazu Therapiebereiche, Sauna, Kneipp, Salzgrotte und Swimmingpool. All das ist möglich. Wir wollen zudem CO2-neutral bauen, mit Fotovoltaik Anlagen, Erdwärmenutzung und weiteren Alternativen zur nachhaltigen Energieerzeugung“, beschreibt der GWW-Geschäftsführer.
„Das Konzept für die neue Rehaklinik beschäftigt uns nun schon über zwei Jahre”, erinnert sich Sandra Lewerenz, Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Gesellschaft für Sozialeinrichtungen Wernigerode mbH, GSW. „Die Stadt Wernigerode war auf uns zugekommen, weil wir als GSW bereits stark in Hasserode tätig sind. Den Charakter des Standorts der Kinderklinik zu erhalten – nichts lag da näher, als das Thema Gesundheit dort weiter zu entwickeln”, betont sie weiter. Mit 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei die GSW der größte Arbeitgeber Wernigerodes. Und habe als potente Stadttochter auch die Möglichkeit, große Projekte schultern zu können. Und das nicht nur im Bereich der Altenpflege.
„Als GSW sehen wir den gesamten Menschen und seine Bedürfnisse. Dazu gehören auch die sozialen und kulturellen. Deshalb unterhalten wir zum Beispiel auch Begegnungscafés. Unsere Service-Angebote richten sich zudem nicht nur an Ältere, sondern auch an Jüngere, die Hilfe brauchen”, erklärt Sandra Lewerenz. All das war und ist der Hintergrund für unsere Idee für die neue Rehaklinik für pflegende Angehörige. Untersetzt von der Zukunftserwartung, dass es aus Kräftemangel immer mehr Angehörige geben wird, die die Pflege zu Hause übernehmen müssen.
Die GSW-Geschäftsführerin zum Konzept: „Es gibt viele, die schon heute einen Angehörigen pflegen bis zur eigenen Erschöpfung. Ihnen eine Reha anbieten zu können, die sie wieder zu Kräften kommen lässt – als Kassenleistung oder auch als Selbstzahler –, ist unser Ziel. Wir wollen ihnen ein drei Wochen-Programm bieten wie eine Kneipp-Kur mit viel Bewegung, Wasser, guter Ernährung und Stressbewältigung und mit vielen Informationen rund um die Pflege. Und dabei natürlich unsere schöne Harz-Umgebung mit einbinden.“
Diese Pflegenden einmal selbst ins Zentrum zu stellen, sei der GSW-Wille. Ihnen noch mehr als jetzt Hilfe durch Information, Reha-Maßnahmen und Erholungszeiten zukommen zu lassen, halte sie für das Gebot der Zukunft.
„In der Weiterentwicklung unseres Konzepts zusammen mit dem städtischen Vermieter GWW, den ich als idealen Partner dafür sehe, ist die Klinikidee mit dem ersten Architektenentwurf nun schon ein ganzes Stück realer geworden. Das treibt uns nun noch mehr an. Wichtig ist uns, dass sich die neue Rehaklinik auch als soziales und kulturelles Zentrum für das Quartier entwickeln kann. Wir möchten dort deshalb eine Reihe von Angeboten und Veranstaltungen anbieten, die alle Wernigeröder ansprechen, ob jung oder alt. Also ein offenes Haus des Miteinanders. Alle sollen davon profitieren”, so Sandra Lewerenz abschließend.
GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann zum „Wie weiter?“: „Wir von der GWW und der GSW sind weiter mit viel Elan dabei, unsere Pläne für das neue Rehazentrum Wirklichkeit werden zu lassen. Dabei sind noch einige Hürden zu nehmen, doch wir sind zuversichtlich und erhalten viel positives Feedback und Unterstützung aus der Stadtgesellschaft. Sollte es finanziell passen und der Erbbaupachtvertrag wird möglich und auch unsere Aufsichtsräte stimmen zu, dann kann alles relativ schnell gehen. Planungen bis Ende 2024, Bauantrag, Baustart im Sommer 2025 und Einweihung im Jahre 2027“, schaut er zuversichtlich voraus.