Der Serverstandort ist entscheidend
Grundsätzlich ist der Standort des Servers, auf dem die Daten gespeichert sind, ausschlaggebend für das geltende Rechtssystem. Entscheidet sich ein Unternehmen, seine Daten an Dritte auszulagern und sie beispielsweise in der Datenwolke («Cloud Computing») des weltgrößten Anbieters Amazon zu speichern, befinden sie sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auf Servern, die auf amerikanischem Boden stehen. Unter Berufung auf den seit 2001 gültigen «Patriot Act» darf der amerikanische Staat jedoch ohne richterliche Verfügung auf die Server von US-Unternehmen zugreifen. Inwiefern er dies auch bei im Ausland befindlichen Tochtergesellschaften von US-Firmen getan hat, ist Gegenstand der derzeitigen Diskussion und wäre gegebenenfalls rechtlich sehr umstritten. Lücken im Datenschutz gibt es aber nicht nur in den USA, sondern auch in zahlreichen anderen Ländern. Aus diesem Grund spielt der physische Standort eines Servers für Unternehmen, die ihre Daten auslagern, eine entscheidende Rolle. Aufgrund dieser Rechtsproblematik fragen in- und ausländische Unternehmen zunehmend die Angebote von IT-Dienstleistern nach, deren Server sich auf Deutschem Boden befinden – und damit auch dem Deutschen Recht unterstehen. Schließlich haftet im Zweifelsfall das Unternehmen selbst und nicht der Cloud-Anbieter für einen allfälligen Schaden, sollten sensible Daten in die falschen Hände gelangen.
Gute Lösungen für heikle Branchen
Vor allem Kunden aus datenschützerisch heiklen Branchen wie Anwaltskanzleien, Treuhandfirmen, Ingenieurbüros, Forschungseinrichtungen und Versicherungen legten zunehmend Wert darauf, dass ihre Daten immer in Deutschland bleiben, sagt Götz Piwinger, Geschäftsführer der Zertifizierungsstelle German Cloud. Das Geschäftsmodell der German Cloud basiert auf der Idee, dass Deutschland beim Thema Datenschutz einen Standortvorteil bietet, weshalb sich alle Server in Datenzentren auf heimischem Boden befinden. Dass Daten das neue Gold Deutschlands seien, sagt man schon seit längerem. Seit Staaten für Daten-CDs Geld zahlen und die USA in großem Stil nach IT-Informationen schnüffeln, erhielten sie noch mehr Anfragen von Firmen – aus Deutschland wie aus dem Ausland, sagt Piwinger. Der Bedarf ist offenbar sehr groß, denn das Unternehmen sucht derzeit intensiv nach weiteren Partnern in Deutschland.
Auch für Banken spielt der Standort der Server eine zentrale Rolle. Die großen Institute unterhalten meist ihre eigenen Rechenzentren, aber kleinere Banken sind aus Kostengründen fast immer auf externe Anbieter angewiesen, beispielsweise für die gewollte Spiegelung ihrer Daten (Redundanz). Im Rahmen der derzeitigen Diskussion über den Datenschutz sei die Nachfrage nach hiesigem Speicherplatz zwar nicht sprunghaft gestiegen, aber man verzeichnet ein kontinuierlich wachsendes Interesse.
Die Welt schaut nach Deutschland
Ausländische IT-Unternehmen haben Deutschland und die Schweiz ebenfalls als idealen Server-Standort entdeckt. Doch selbst in Deutschland ist es möglich, den Betreiber eines Rechenzentrums zur Herausgabe von Daten zu zwingen. Allerdings reicht dafür – anders als in den USA – ein bloßer Verdacht nicht aus. Es bedarf einer gesetzlichen Grundlage, also etwa aufgrund eines laufenden Strafverfahrens einer richterlichen Anordnung zur Herausgabe der Daten. Allerdings werden immer mehr beschlagnahmungssichere Cloudanwendungen entwickelt, beispielsweise im medizinischen Bereich oder beim Angebot, Cloudspeicher zu nutzen. In diesem Fall weiß nicht einmal der Cloudprovider, was sich in seinen Datenspeichern verbirgt.
Wieder einmal mehr zeigt Deutschland, dass „Made in Germany“ auch für Deutsche Cloudanbieter ein Standortvorteil ist. Mit dem Datenschutz Siegel „GERMAN CLOUD“ dokumentieren diese Anbieter, dass deren Kundendaten vor Fremdzugriff sicher geschützt sind.