In dem Programm der Mooswaldschule Freiburg und des Bildungs- und Beratungszentrums für Hörgeschädigte (BBZ) Stegen haben bereits mehr als 100 Schülerinnen und Schüler über ein Schuljahr hinweg tageweise Einblicke in verschiedene Berufsfelder erhalten - der Großteil der Berufe ist dabei im Handwerk verortet. Entstanden ist das Programm aufgrund einer Idee engagierter Lehrkräfte. Nach einem Durchlauf der Berufsorientierungsmaßnahme „JobErkundungsTage“ an der Gewerbe Akademie Freiburg kam der Wunsch nach passgenauerer Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedürfnissen. Gemeinsam mit der Handwerkskammer Freiburg wurde an einem Projekt gebastelt – und eine erfolgreiche Lösung gefunden.
„Ganz andere Motivation“
Heiner Gaß, der das Programm auf Seiten der Handwerkskammer Freiburg betreut, ist von Anfang an dabei. „Das Programm soll gerade Schülerinnen und Schülern, die sich mit dem normalen Unterricht schwertun, aufzeigen, welche Wege sie nach der Schule einschlagen können“, erläutert der Fachbereichsleiter Berufsorientierung bei der Kammer. „Oft ergibt sich eine ganz andere Motivation, weil die Teilnehmer direkt sehen, was sie geleistet haben. Und bei manchen ergibt sich dann auch schon eine passende Berufswahl.“
Einer, der genau das erlebt hat, ist Cristian Galasso. Der 23-Jährige hat vor einigen Jahren das Programm durchlaufen und hat mittlerweile eine abgeschlossene Ausbildung zum Hochbau-Facharbeiter in der Tasche. Aktuell bildet er sich zum Polier weiter. Für ihn war „Schule (ge)schafft“ eine wichtige Erfahrung – nicht nur wegen der deutlich festeren Rahmenbedingungen in den Werkstätten. „Das Programm hat mir beigebracht, wie es ist, selbstständig zu arbeiten“, macht er deutlich. „Mir hat man mit dem Programm die Möglichkeit gegeben, zu wissen, was ich eventuell später machen könnte.“ Damit traf er auch die Entscheidung für seine Zukunft später leichter. „Es war kein leichter Weg aber man ist später stolz darauf und man kann sich auf die Schulter klopfen“, resümiert er.
Auch Benjamin Warkall hat vor einigen Jahren das Programm durchlaufen und 2019 seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker erfolgreich abgeschlossen. Dem 23-Jährigen haben die Einblicke in unterschiedliche Arbeitsfelder weitergeholfen. „Ein Vorteil von „Schule (ge)schafft“ ist, dass man sehr viele Berufssparten kennenlernt. Man kann sich ein Bild von den Berufen machen.“ So kam auch er zu seinem jetzigen Beruf. „Beim Karosseriebauer habe ich mir gedacht: Autos – das ist mein Ding, das schaue ich mir weiter an. In diesem Bereich habe ich dann Praktika gemacht, und letzten Endes auch meine Berufsausbildung.“
Die hilfreichen Einblicke in die Praxis erhalten die Jugendlichen meist in den Werkstätten der Gewerbe Akademie, aber beispielsweise auch auf aktuellen Baustellen. In diesem Schuljahr konnten die Schülerinnen und Schüler in Elektrotechnik, Zimmerer-Handwerk, Trockenbau, Goldschmiede-Handwerk, Friseur-Handwerk, Schreiner-Handwerk, Metallbau und Maurer und Betonbauer-Handwerk schnuppern – aber auch der Forstwirt, der Gärtner, ein Erste-Hilfe-Kurs und ein Knigge-Seminar standen auf dem Programm.
„Wir zeigen Perspektiven auf“
„Beispiele wie Cristian und Benjamin machen deutlich, warum dieses Programm so erfolgreich ist – und warum wir als Handwerkskammer es tatkräftig unterstützen“, erläutert Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. „Wir zeigen Perspektiven auf. Das Handwerk ist vielfältig und bietet für Jeden und Jede einen passenden Beruf – eine passende Berufung.“ Mit mehr als 130 Ausbildungsberufen halte das Handwerk für jede Vorliebe und jede Stärke einen Grund bereit, sich zu engagieren. „Ich kann nur jedem jungen Menschen raten: Erkunde die Karrieremöglichkeiten im Handwerk – es lohnt sich!“ Während des Sommers der Berufsbildung ist das besonders einfach: Neben vielen Informationen auf www.handwerk.de gibt es bei den landesweiten Praktikumswochen unter www.praktikumswoche-bw.de zahlreiche Möglichkeiten, über Tagespraktika in einzelne Berufe zu schnuppern – auch in den Sommerferien.