„Die Nachfolgeproblematik betrifft Handwerk und Mittelstand unmittelbar – aber auch auf die gesamte Region haben fehlende Nachfolger Auswirkungen“, machte Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg in seiner Begrüßungsrede deutlich. „Wenn Betriebe schließen müssen, sind nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie deren Familien betroffen, auch die Kunden müssen sich auf Verschlechterungen einstellen.“ Eine lückenhafte Nahversorgung und monatelange Wartezeiten bei Aufträgen seien nur zwei Szenarien, die Wirklichkeit werden könnten.
„Nur etwas mehr als die Hälfte der Unternehmensnachfolger kommen aus der Familie. 47 Prozent sind externe Führungskräfte oder die eigenen Mitarbeiter“, nannte Dr. Dieter Salomon, Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein, einige Zahlen. Gerade für diese zweite Gruppe der übergebenden Unternehmer sei es wichtig, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Hier bieten sowohl die Handwerkskammern als auch die IHKs ihren Mitgliedern viel Unterstützung an.“
„Der deutsche Mittelstand steht vor einem Generationswechsel, wie wir ihn noch nie zuvor erlebt haben. Doch wer in einem Unternehmen nachfolgt, ist in vielen Fällen nicht geklärt. Leider befassen sich Unternehmer oft zu wenig oder zu spät mit diesem wichtigen Thema. Hinzu kommt, dass der Wettbewerb um gute Führungskräfte deutlich härter geworden ist“, sagt Thomas Conrady, Präsident der IHK Hochrhein-Bodensee. „Ein strukturierter Stabwechsel braucht Zeit. Hier müssen wir noch stärker das Bewusstsein schärfen, denn die Auswirkungen einer Nachfolge sind für alle Beteiligten weitreichend. Das sollte man nicht dem Zufall überlassen.“
Stefan Breiter, Bürgermeister der Stadt Freiburg, sprach in seinem Grußwort die Problematik an, dass die immense Verantwortung der Selbstständigkeit bei Vielen heute nicht mehr mit dem gewünschten Lebensstil vereinbar ist. „Wir müssen ehrlich sein: Wer es sich aussuchen kann, nimmt den leichten Weg.“
Die drei südbadischen Wirtschaftskammern hatten daher zum Symposium eingeladen, um Kommunen und Wirtschaftsförderer, Handwerker und Mittelständler für das Thema zu sensibilisieren und gemeinsam nach Lösungsansätzen zu suchen.
Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, renommierter Finanzwissenschaftler an der Universität Freiburg, betrachtete in seinem Vortrag die Nachfolgeproblematik im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung. Dabei machte er deutlich, dass diese alleine nicht das Problem ist. Vielmehr sind begleitende Umstände und politische Entscheidungen Grund für die Schwierigkeiten. So zeige die Bevölkerungspyramide zwar eindeutig die zurückgehende Kinderzahl für die Familienunternehmen ist das bei der Nachfolgeproblematik aber eigentlich kein Thema. „Die Selbstständigen haben nämlich durchaus Kinder.“
Explizit sprach Raffelhüschen bürokratische Hürden und problematische politische Entscheidungen an. „Dem Handwerk wird oft goldener Boden nachgesagt, aber letztlich werden ihm eher Steine in den Weg gelegt.“ Insbesondere auf dem Arbeitsmarkt schlage die demografische Entwicklung dann für das Handwerk nämlich doch zu. Vor allem die Fokussierung auf die akademische Bildung spiele Handwerkern und Mittelständlern hierbei böse mit.
In den anschließenden Werkstattgesprächen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer miteinander diskutieren und ihre Ideen einbringen. Die Gespräche fokussierten jeweils einen Aspekt der Nachfolgeproblematik. Neben genossenschaftlichen Lösungen für den Ländlichen Raum, dem Zusammenspiel von Nachfolgestrategie und Arbeitgeberattraktivität und dem Einblick in Nachfolgemanagement und Standortimpulse stand auch das Thema „Nachfolge im Handwerk, Förderung und Finanzierung“ auf dem Programm.
Auch wenn die Lösung der Nachfolgeproblematik einen langen Atem braucht, zeigten sich Veranstalter und Teilnehmer zufrieden mit der Veranstaltung. Ullrich zog ein positives Fazit: „Das 1. Regionale Nachfolgesymposium war ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zum lösungsorientierten Austausch in der Region.“