Drei Leitgedanken verbanden alle Vorträge und Diskussionsbeiträge:
1. Entscheidend für die Zusammenarbeit ist die persönliche Kommunikation von Partnern, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Trotz der neuen Kommunikationstechnologien braucht die Translationale Forschung deshalb auch besondere Gebäude, in denen Mediziner, Naturwissenschaftler und Ingenieure gleichberechtigt zusammenarbeiten können. Netzwerke und virtuelle Zentren können die praktische Arbeit Tür an Tür nicht ersetzen.
2. Die Struktur solcher Zentren muss der Funktion folgen. Wer erst die Struktur vor den wissenschaftlichen Fragestellungen definiert, verhindert, dass die besten Köpfe zusammenfinden.
3. Bezüglich der Rahmenbedingungen bedarf es eines ausgewogenen Verhältnisses von institutioneller, projektbezogener und persönlicher Förderung. Dabei kommt der flexiblen Projektförderung eine Schlüsselrolle zu.
Für den Präsidenten des MFT und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Professor Dieter Bitter-Suermann, ist die translationale Forschung insbesondere in regionalen Kooperationen eine wichtige Voraussetzung zur verstärkten Drittmitteleinwerbung der Hochschulmedizin bei der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie. Dazu werden die vielfältigen Partnerschaften der MHH mit benachbarten Universitäten und Forschungseinrichtungen zur Translationsallianz in Niedersachsen (TRAIN) verbunden. Angelpunkt der translationalen Forschung im Universitätsklinikum Erlangen wiederum ist das Translational Research Center (TRC), ein vom Bund und dem Freistaat Bayern gemeinsam finanzierter Forschungsbau. "Richtungweisend ist nicht nur das vom Wissenschaftsrat ausgezeichnete Forschungskonzept, sondern auch dessen Übersetzung in eine adäquate Gebäudestruktur durch Wissenschaftler und Bauplaner unter Federführung von Professor Kai-Uwe Eckardt", erläutert Dr. Horst Moog von der HIS GmbH. Am Forschungszentrum Jülich wird im Rahmen der translationalen Forschung die Kombination bildgebender und stoffwechselphysiologischer Diagnoseverfahren für das menschliche Gehirn erprobt. Dazu betreibt Professor N. Jon Shah Großgeräte, die nur in der Zusammenarbeit mit der Hochschulmedizin voll genutzt werden können.
Wie das zur Forschungsstrategie der jeweiligen Einrichtung passende Forschungsgebäude aussehen kann, zeigen die Planungsansätze der HIS GmbH: Instituts-, Verfügungs- und Servicebereiche für laborbezogene Forschungsgruppen lassen sich aus Personalmodellen ableiten. Planungsgrundlage für klinische Studienzentren und Forschungsambulanzen bilden Musterraumprogramme.
Allerdings bietet die bauliche Infrastruktur der translationalen Forschung bestenfalls eine Hülle, die von Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationen und Erfahrungshintergründen mit Leben gefüllt werden muss. Um Naturwissenschaftler, Ingenieure und Ärzte zur Zusammenarbeit zu motivieren, müssen nach Dr. Stefan Lohwasser von der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates eine Reihe weiterer Bedingungen erfüllt sein: Ebenso wichtig wie der Ausgleich der tarifvertraglichen Entgeltdifferenzen sind für eine erfolgreiche Teambildung, flache Hierarchien, klare Kommunikationsstrukturen, eine Kultur der gegenseitigen Wertschätzung und nicht zuletzt die akademische Freiheit.
Die Veranstaltung hat deutlich gemacht, dass die translationale Forschung zum Wohl zukünftiger Patienten eine der wichtigsten Herausforderungen für Medizinische Fakultäten, Universitätsklinika, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Ministerien und die Gesundheitswirtschaft darstellt.
Die Vortragsunterlagen des Workshops können unter http://www.his.de/... heruntergeladen werden.
Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland (MFT)
Der MFT vertritt die Interessen der 36 Medizinischen Fakultäten Deutschlands. Die 3.700 Professuren der Medizinischen Fakultäten verausgaben jährlich rund 1,2 Milliarden Euro an Drittmitteln für die Forschung, die dem medizinischen Fortschritt zugute kommt.