"Leider wird in Unternehmen häufig immer noch zu spät erkannt, dass man sich mit dem Thema Nachfolge auseinandersetzen muss", erklärt Dr. Helmut Kessler, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Heilbronn-Franken. Die Folge: Im Ernstfall rutschen Unternehmen mit ungelöster Nachfolge in die Krise, ihr Fortbestand und zahlreiche Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.
Der promovierte Volkswirt, der bei der IHK Heilbronn-Franken den Geschäftsbereich Wirtschaft und Politik betreut, und auf Landesebene für alle baden-württembergischen IHKs für den Bereich Gewerbeförderung verantwortlich zeichnet, wollte dies nicht länger hinnehmen. Deshalb hat er das sogenannte Moderatorenkonzept entwickelt und für die IHKs in das vom Land Baden-Württemberg aufgelegte 12-Punkte-Programm zur Sicherung der Unternehmensnachfolge eingebracht.
"Kern unseres Konzeptes ist eine bei den IHKs angesiedelte fachlich qualifizierte Person, die als unmittelbarer Ansprechpartner und Moderator in allen Phasen der Betriebsübergabe zur Verfügung steht", erklärt Dr. Kessler. Zentrale Aufgabe des Moderators sei es, potenzielle Übergeber ausfindig zu machen, anzusprechen und für die rechtzeitige und sorgfältige Planung der Nachfolge zu sensibilisieren.
Seit Oktober 2003 wird das Moderatorenkonzept, das zunächst als Pilotprojekt bei der IHK Heilbronn-Franken und zwei weiteren baden-württembergischen IHKs gestartet wurde, in der Praxis umgesetzt. Jürgen Becker hat als Nachfolgemoderator bei der IHK Heilbronn-Franken inzwischen schon 450 Fälle bearbeitet, 160 von ihnen sind bereits abgeschlossen.
Vor Ort hilft der gelernte Banker mit abzuklären, ob potenzielle Nachfolger aus dem Familien- oder dem Mitarbeiterkreis vorhanden sind oder - was immer häufiger geschieht - ein externer Nachfolger von außen gesucht werden muss. "Das greift oft ganz tief in die familiären Beziehungsgeflechte", weiß Becker. "Da gibt es den Sohn, der den Betrieb nicht übernehmen will oder kann. Oder die Geschwister, die sich nicht mit dem Vater darauf einigen können, wie die Anteile der Firma künftig aufgeteilt werden sollen." Becker bietet nicht nur Hilfestellung bei der Klärung, ob ein interner oder externer Nachfolger infrage kommt und unterstützt gegebenenfalls bei der Suche eines externen Nachfolgers. Er sensibilisiert ebenfalls hinsichtlich betriebswirtschaftlicher, rechtlicher, erbrechtlicher und steuerlicher Fragen, zeigt verschiedene Möglichkeiten der Unternehmensübergabe auf und unterstützt bei der Erstellung eines Übergabefahrplans. In allen Phasen der Betreuung muss Becker sowohl gegenüber dem Übergeber als auch dem Übernehmer ein hohes Maß an Diskretion und Vertraulichkeit gewährleisten. Für Lösungen ist ein entsprechendes Fingerspitzengefühl unabdingbar.
Das Moderatorenkonzept hat dabei den Charme, dass es sich um einen geschlossenen Ansatz handelt, der alle Phasen des Betriebsübergabeprozesses berücksichtigt. Dabei wird in sensibler und vertraulicher Art und Weise unmittelbar und nachhaltig exakt dort angesetzt, wo die jeweiligen Problemlagen gegeben sind.
Für die IHK Heilbronn-Franken fügt sich mit dem Moderatorenkonzept ein weiterer wichtiger Baustein in die mittlerweile als "Heilbronner Weg" bezeichnete Beratungs- und Betreuungsstrategie ein, mit der die IHK nunmehr den regionalen Unternehmen in allen Phasen der Unternehmensentwicklung von der Gründungs- sowie der sich anschließenden Wachstumsphase über Zeiten etwaiger Krisen und nachfolgender Stabilisierung bis hin zur Sicherung der Unternehmensnachfolge zur Verfügung steht.
Inzwischen dienen das Moderatorenkonzept und auch verschiedene Bestandteile des Heilbronner Weges nicht nur landesweit als Vorbild einer am Lebenszyklus von Unternehmen ausgerichteten Beratungs- und Betreuungsstrategie. Auch bundesweit ist die Nachfrage nach dem Heilbronner Modell hoch. Kein Wunder - denn vom demografischen Wandel sind auch Unternehmen immer stärker betroffen. "Mit unserer Beratungs- und Betreuungsstrategie aus einem Guss liegen wir goldrichtig", ist sich Dr. Kessler auch mit Blick auf die bisherigen Erfolge sicher.