Geldpolitik wirkt über verschiedene Kanäle. Sie beeinflusst Renditeniveaus, Wechselkurse, Aktienmärkte und die Realwirtschaft. Sie hat dazu beigetragen, dass der Euroraum die Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre und die Schuldenkrise 2012 überwunden hat und sich auf dem Pfad einer moderaten Konjunkturerholung befindet. Seit 2015 haben sinkende Ölpreise und ein relativ schwacher Euro die Wirtschaft vorangetrieben. Die EWU-Inflationsraten beginnen, sich von der Nulllinie nach oben zu lösen. Den fortgesetzten geldpolitischen Lockerungsschritten ist dagegen kaum noch eine Wirkung auf die Konjunktur zuzuschreiben. Die EZB-Maßnahmen der quantitativen Lockerung und Negativzinsen haben aber zunehmend negative Nebenwirkungen, die langfristig Schaden anrichten können. Eine wesentlich flexiblere Handhabung des Inflationsziels wäre notwendig. Des Weiteren gehen für Europas wirtschaftliche Zukunft derzeit beträchtliche Risiken von politischen Entwicklungen aus, vor allem vom Brexit und zunehmenden Populismus in vielen Mitgliedsländern. Das Brexit-Votum sollte als Weckruf verstanden werden, die Europäische Union neu zu festigen und nicht wieder zu „business as usual“ überzugehen.
In seinem Gastvortrag wird Dr. Michael Heise die Rolle der EZB aufzeigen und aus Sicht eines führenden Volkswirts Einblicke in die Bedeutung der Geldpolitik für den europäischen Markt geben.
Der erfahrene Wirtschaftsexperte berät den Vorstand der Allianz SE in volkswirtschaftlichen und strategischen Fragen. 2015 wurde er von der Süddeutschen Zeitung für seine Analysen und Prognosen zur Wirtschafts- und Finanzmarktentwicklung zum dritten Mal als bester Prognostiker des Jahres geehrt. Vor seinem Eintritt in die Allianz Gruppe war Heise Generalsekretär des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Chefvolkswirt und Leider Research der DZ Bank.
Der englischsprachige Vortrag ist für externe Gäste geöffnet. Um eine Anmeldung unter presse@ism.de wird gebeten.