Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies sagte bei der Eröffnungsveranstaltung: „Additive Verfahren wie der 3D-Druck sind eines der großen Zukunftsthemen der Produktionstechnik beim Thema Industrie 4.0. Wir wollen den niedersächsischen Mittelstand stärken und dafür sorgen, dass unsere Unternehmen auf dem Weg zur additiven Fertigung vorangehen. Immer schneller wird es wettbewerbsfähig sein, Komponenten aus Kunststoff oder Metall nicht nur durch Zerspanung, sondern auch durch das sogenannte Drucken herzustellen. Das gilt zunehmend auch für größere Stückzahlen. Mit dem Zentrum wird es möglich sein, den richtigen Zeitpunkt und die richtige Technologie zu bestimmen. Deshalb unterstützt das Land gerne das neue Zentrum in Hannover."
Niedersachsen ADDITIV – Das Zentrum für Additive Fertigung soll den 3D-Druck serientauglich machen. Vier Partner haben das Zentrum gemeinsam ins Leben gerufen: Das Laser Zentrum Hannover e. V. (LZH), das Institut für Integrierte Produktion Hannover gGmbH (IPH), die Deutsche Messe Technology Academy GmbH sowie die LZH Laser Akademie GmbH.
Individuelle Produkte flexibel fertigen
Die additive Fertigung wird die Produktionstechnik grundlegend verändern. Maßgefertigte Produkte lassen sich künftig zum Preis von Massenware herstellen – etwa Laufschuhe, die individuell an den Fuß des Sportlers angepasst werden, oder Kopfhörer und Hörgeräte, die perfekt im Ohr sitzen.
Wenn individuelle, maßgefertigte Produkte keine Luxusgüter mehr sind, verändert sich allerdings auch das Konsumverhalten: Massenware wird dann nicht mehr akzeptiert. Unternehmen, die diese Entwicklung verpassen, könnten den Anschluss verlieren. Deshalb will Niedersachsen ADDITIV kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei unterstützen, die neuen Technologien in ihre Produktionsprozesse zu integrieren.
Infoveranstaltungen, Workshops, Seminare und Schulungen
Geplant sind eine Reihe von Informationsveranstaltungen, in denen die Experten die Grundlagen der additiven Fertigungsverfahren vermitteln. Sie erklären beispielsweise, welche Technologien es bereits auf dem Markt gibt, für welche Materialien sie sich eignen – beispielsweise für Kunststoff, Metall oder Keramik – und wie 3D-Drucker im Vergleich zu herkömmlichen Fertigungsverfahren abschneiden, etwa in Bezug auf die Herstellungskosten, den Durchsatz und die Produktqualität.
In einer Lernfabrik können Fach- und Führungskräfte die Anlagen selbst ausprobieren. In Workshops lernen sie unterschiedliche Verfahren kennen und können sie direkt miteinander vergleichen. Bei Demonstrationsveranstaltungen zeigen die Experten an Beispielprodukten, wie die additive Fertigung funktioniert – vom Entwurf bis zur fertigen Ware.
Zudem widmet sich das Zentrum der beruflichen Weiterbildung: In Basisseminaren und darauf aufbauenden Schulungen erwerben Fachkräfte das nötige Wissen, um spezifische Anlagen an ihrem Arbeitsplatz bedienen zu können. Unternehmen, die additive Fertigungstechnologien in ihre eigene Produktion integrieren möchten, erhalten vom Zentrum kostenlos Unterstützung.
Klare Anforderungen, gezielte Forschung
Wie sich Bauteile aus unterschiedlichen Materialien additiv fertigen lassen und wie sich 3D-Drucker mit klassischen Fertigungsverfahren kombinieren lassen, erforschen die Wissenschaftler des LZH und IPH im Zentrum für Additive Fertigung.
„Wir wollen den 3D-Druck serientauglich machen. Das heißt, dass wir genau die Probleme lösen müssen, vor denen Unternehmen heute noch stehen", sagt Dr. Malte Stonis, IPH-Geschäftsführer. Denn mit aktuellen Technologien ist zwar schon vieles möglich, allerdings sind die heute erhältlichen 3D-Drucker noch auf wenige Materialien beschränkt und können nur relativ kleine Produkte herstellen. „Das wollen wir ändern", ergänzt LZH-Geschäftsführer Dr. Dietmar Kracht. „Marktübliche Werkstoffe wie Edelstahl- und Aluminiumlegierungen, Polyamide und Sonderwerkstoffe wie etwa Magnesium spielen für die fertigende Industrie eine wichtige Rolle. Nun ist es an uns, maßgeschneiderte additive Verfahren für diese Materialien zu erarbeiten."
Wirtschaftlichkeit der additiven Verfahren
Aber die technische Machbarkeit allein reicht noch nicht. Der Technologietransfer in die Industrie gelingt nur, wenn die ökonomischen Vorteile ebenfalls überzeugen. Deshalb nehmen das IPH und LZH gemeinsam mit den KMU auch die Wirtschaftlichkeit der additiven Verfahren unter die Lupe – vom Materialverbrauch über die Investitionskosten für die Anlagentechnik bis hin zur Prozessgeschwindigkeit.
So wird das Zentrum die additiven Verfahren der nächsten Generation für den flächendeckenden Einsatz in der Industrie entwickeln – und den niedersächsischen Mittelstand zum Pionier der Additiven Fertigung machen.