Die Bestrebung beider Unternehmen, die Digitalisierung auch im Bereich des Content-Managements und bei der Internationalisierung von Inhalten voranzutreiben, gipfelte dieses Jahr in einem Leuchtturmprojekt im Rahmen des virtuellen Interzum-Messeauftritts von Häfele.
Die Übersetzung der Inhalte des virtuellen Messestands von Häfele in 15 Sprachen wurde bei itl im Herbst vergangenen Jahres angekündigt. Schon damals war klar, dass dies kein 08/15-Projekt werden würde. Die Zeit für die Übersetzung würde sehr kurz sein, aber die hohe Qualität muss gewährleistet bleiben. Die Interzum-Messe ist ein internationales Aushängeschild für Häfele und die Marktverantwortlichen würden sich nicht damit zufriedengeben, dass bei diesem Prestigeprojekt „irgendwelche“ Inhalte publiziert werden.
Für itl war klar, dass ein solches Projekt nicht mit den klassischen Herangehensweisen an einen Übersetzungsauftrag zu bewältigen wäre, sondern alle Beteiligten hier auf das ganze Know-how in Bezug auf die neuesten Technologien im Bereich der Übersetzung sowie des Datenaustausches zurückgreifen könnten.
Im Einsatz waren folgende Technologien:
- Konnektoren zum automatisierten Datenaustausch
- Translation-Memory-Systeme aus den vergangenen Jahren der Zusammenarbeit
- Trainierte Machine-Translation-Engines auf Basis der Translation-Memory-Inhalte
- Terminologie-Plattformen
- Lektoratsportal -correct
Die Bedeutung des Teamwork-Aspekts – ohne den die besten Technologien nicht funktionieren können – hat sich in diesem Projekt auch über itl hinaus manifestiert. Die bereits in der Vergangenheit sehr enge Zusammenarbeit mit den Häfele-Ansprechpartnern und das gegenseitige Vertrauen waren die Basis für ein erfolgreichen Abschluss des Projekts. Darüber hinaus hat Häfele diesmal auch den direkten Kontakt mit der beauftragten Marketing-Agentur Bruce B und der Digital-Agentur Becklyn ermöglicht. Gemeinsam haben alle Involvierten einen sehr ausgeklügelten und effizienten Prozess geschaffen, der es ermöglicht hat, die Übersetzungsqualität auf dem gewohnt hohen Niveau zu halten und dennoch das große Übersetzungsvolumen in der Kürze der gegebenen Zeit zu bewältigen.
Schneller Datenaustausch? Nur über Konnektoren möglich!
„Für uns war es unerlässlich eine automatisierte Lösung zu finden, um die Inhalte schnell, einfach und ohne Aufwandsexplosion durch administrative Tätigkeiten zu übersetzen.“ so Johannes Gerhold, Projektleiter und Ansprechpartner der Leadagentur Bruce B.
Stichwort „Time to Market“: Der Messetermin stand fest. Die Marketingagentur und die Häfele-Produktmanager sollten so lange wie möglich Zeit haben, die deutschen Inhalten optimal aufzubereiten. Die Übersetzung musste bei diesem engen Terminplan irgendwo dazwischen eingepasst werden. Ein klassischer Datenaustausch per E-Mail oder Portal mit Dateien und dazugehörigen Anweisungen, Datenvorbereitung für einen optimalen Übersetzungsprozess usw. war schlicht undenkbar. Daher stand schnell fest, dass eine automatisierte Lösung gefunden werden muss.
Die itl-Software-Entwicklung war dafür bestens gerüstet. Mittels eines Konnektors hat itl eine Art Datenautobahn zwischen dem Content-Management-System Contentful beim Kunden und dem Translation-Management-System -flow von itl entwickelt. Diese Datenautobahn macht es möglich die übersetzungsrelevanten Inhalte direkt aus dem Kundensystem abzuholen. Der Kunde muss letztendlich nur noch die übersetzungsrelevanten Inhalte auswählen und abschicken. Alle weiteren Informationen zum Übersetzungsmanagement werden im Vorfeld definiert und automatisch übermittelt. Nach der Übersetzung werden die Inhalte über denselben Weg wieder ins Kundensystem zurückgeführt.
Bastian Heilemann, Head of Software Development bei itl, erläutert die technische Anforderung: „Die Herausforderung für uns war, innerhalb von 2 Wochen einen einsatzbereiten Konnektor für Contentful zu entwickeln und auszuliefern. Durch die Zusammenarbeit mit Becklyn und Bruce B, der gut dokumentierten Contentful-API und unserem Vorwissens für Konnektoren und APIs konnten wir diese Herausforderung meistern.“
1,5 Mio. Wörter in sehr kurzer Zeit? Machine Translation und Post-Editing!
„Die größte Herausforderung war die Menge und der sehr enge Zeitplan. Die virtuelle Messe musste innerhalb von 5 Monaten weltweit und in 16 Sprachen verfügbar sein. Die Inhalte wurden eigens für dieses neue virtuelle Format erzeugt und mussten dann schnellstmöglich übersetzt werden. Mithilfe des automatisierten Prozesses konnte unser Content-Management die Inhalte einpflegen und die Übersetzung anfordern. Der Rest funktionierte dann von selbst.“ so Johannes Gerhold von Bruce B.
Die Voraussetzungen für ein schnelles und unkompliziertes Übersetzungsmanagement waren also geschaffen. Aber auch die Übersetzung selbst konnte nicht als komplett manueller Prozess stattfinden. Die Zeit war schlicht nicht verfügbar. Bereits bei anderen Projekten wurden Machine-Translation-Engines eigens für Häfele trainiert und mit den vorliegenden Translation-Memory- und Terminologie-Datenbanken verknüpft. Zusätzlich wurden bei diesem Projekt auch maschinelle Übersetzungen aus generischen Engines eingesetzt. Die Qualität der so erzielten maschinellen Übersetzungen wurde in Zusammenarbeit mit den Stammübersetzern und den Prüflesern in den Landesniederlassungen geprüft. Das eröffnete den Weg zu einem effizienten Post-Editing (humane Revision der maschinellen Übersetzung) und einer damit verbundenen erheblichen Reduktion der Bearbeitungszeit. Durch den Einsatz der großen Translation-Memory-Datenbanken, über die Häfele bereits verfügte, wurde der Umfang der neu zu editierenden Übersetzungen ebenfalls reduziert.
Alle Übersetzer und Prüfleser wurden im Vorfeld mit dem Prozess vertraut gemacht und die sehr engen Termine abgestimmt. Bei den Übersetzern ging es vor allem um den Umgang mit den verschiedenen Machine-Translation-Engines, die im Einsatz waren. Bei den Prüflesern ging es um den Umgang mit dem Lektoratsportal -correct von itl. Alle Beteiligten wussten mit den Tools, die ihnen zur Verfügung standen, umzugehen. Das ermöglichte einen reibungslosen Ablauf der einzelnen Prozessschritte.
Natürlich gab es auch in einem solchen Projekt viele Hürden auf dem Weg zu überwinden. Durch die enge und v. a. direkte Zusammenarbeit aller Beteiligten, konnten aber auch diese Probleme ohne Umschweife und Umwege angesprochen und gelöst werden und gemeinsam konnte das Projekt rechtzeitig und erfolgreich ins Ziel gebracht werden. So bestätigt es auch Häfele:
„Hochautomatisierte Abläufe, Termindruck, Koordination von 15 Sprachen und eine durchgehend gute Qualität – für die Mitarbeiter bei itl war all das kein Problem. Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit!“ erläutert Jens Geissler von Häfele.