Ein Grund für den Fachkräftemangel im Vertrieb: Die Zahl der Bewerber ist laut der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung im vergangenen Jahr um sieben Prozent zurückgegangen. Während sich Ende 2001 sieben Kandidaten auf eine Vertriebsstelle bewarben, waren es Ende 2005 nur noch vier. Auf der anderen Seite steigt der Bedarf an Vertriebsmitarbeitern in den Unternehmen ständig. Wie stark der Markt angezogen hat, merkt beispielsweise die Personalberatung ArByte, die sich auf die Vermittlung von Vertrieblern in IT- und Automotive-Unternehmen spezialisiert hat. Geschäftsführer Volker Rembs zählt derzeit rund 50 Prozent mehr Stellenangebote als im Vorjahr: „Es gibt einen großen Nachholbedarf aus der Zeit, als die Konjunktur noch lahmte“, sagt er in karriere.
So sucht zum Beispiel die Postbank Finanzberatung aktuell 1.000 Berater für ihren mobilen Vertrieb. Microsoft Deutschland will im kommenden Jahr 200 neue Mitarbeiter vor allem für Vertrieb und Service einstellen. Die Nürnberger Agentur Sellbytel, die für ihre Kunden Vertriebsdienstleistungen übernimmt, plant 2007 die Beschäftigung von 600 neuen Mitarbeitern. Die Allianz will trotz des Abbaus von 5.700 Stellen das Vertriebsteam weiter ausbauen. Für 2007 plant der Versicherungskonzern etwa 1.500 Neueinstellungen im Vertriebs-Außendienst.
Gute Chancen, im Vertrieb Fuß zu fassen, haben auch Quereinsteiger aus allen akademischen und nichtakademischen Fachrichtungen. Geisteswissenschaftler sind in diesem Beruf ebenso gefragt wie Betriebswirte, Mediziner oder Soziologen.
Der Mangel an Bewerbern spiegelt sich auch in den aktuellen Verdienstmöglichkeiten für Vertriebler wider: Mehr als 80.000 Euro verdiente ein Vertriebsbeauftragter 2005 im Schnitt, hat die IG Metall in einer Entgeltanalyse festgestellt – 25 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Vertriebsleiter brachten es sogar auf eine Steigerung von 29 Prozent; sie verdienen durchschnittlich 125.000 Euro im Jahr.
Die Januar-Ausgabe von karriere erscheint am 22. Dezember 2006.