Der LONMARK Deutschland zertifizierte Systemspezialist, wie die offizielle Bezeichnung lautet, ist ein Element des erweiterten Qualifizierungskonzeptes, das die LONMARK Deutschland im Jahr 2007 gestartet hat. Es soll Qualität sichern und potenziellen Auftraggebern helfen, genau die Fachleute und Fachfirmen am Markt zu finden, die sie für ihre Aufgaben und Projekte brauchen.
Dieses System unterscheidet zwischen der Qualifizierung von Personen und der Qualifizierung von Unternehmen. Personen können eine Qualifikation als zertifizierte Fachfrau bzw. zertifizierter Fachmann erwerben. Unternehmen, die eine Person mit der Qualifikation Fachfrau/Fachmann beschäftigen, können sich als Fachbetrieb eintragen lassen.
Schon seit einigen Jahren gibt es die zertifizierten Systemintegratoren mit dem Schwerpunkt Gebäudeautomation, die alle zwei Jahre in einem Audit ihre Qualifikation nachweisen müssen.Ganz neu ist die Zertifizierung als Systemspezialist. Hier werden in einem Audit Kenntnisse und Projekterfahrungen zum Einsatz von LON in Bereichen wie der Energietechnik, Umwelttechnik und Verkehrstechnik etwa in der Industrie, in der Versorgungswirtschaft oder in der öffentlichen Infrastruktur nachgewiesen. Die Fokussierung auf ein spezielles Automatisierungsgebiet und das damit verbundene Know-How ist die große Stärke der Systemspezialisten und gleichzeitig der wesentliche Unterschied zu den Systemintegratoren, deren Fokus auf der gewerkeübergreifenden Gebäudeautomation liegt.
Systemspezialist Fleischmann-UNITRO
Fleischmann-UNITRO Störmeldesysteme, der erste LONMARK Deutschland zertifizierte Systemspezialist, ist ein 1972 gegründetes Unternehmen der Industrieelektronik. Das Unternehmen ist langjähriges Mitglied der LONMARK Deutschland und seit einigen Jahren schon als Systemintegrator Gebäudeautomation zertifiziert. In ihren modernen Gebäuden mit technologisch neuester Ausrüstung in Backnang am Rande des Schwäbischen Waldes entwickelt, fertigt und vertreibt Fleischmann-UNITRO Stör- und Gefahrmeldesysteme sowie Komponenten für die Industrie und Gebäudeautomation, komplette Fernwirksysteme mit Prozessvisualisierung und Systemintegration.Fleischmann-UNITRO hat viele LON Projekte außerhalb der Gebäudeautomation realisiert. Drei sollen hier beispielhaft kurz erläutert werden.
Überwachung von Betriebs- und Versorgungseinrichtungen
In einer Großraffinerie wird LON zur Überwachung der gesamten Betriebs- und Versorgungseinrichtungen der weit verzweigten Werksanlage eingesetzt. Dabei werden über 4000 Betriebs-Störmeldedaten sowie Messwerte erfasst, aufgezeichnet und ausgewertet, mit einer durchgängigen Auflösung von ≤ 1msec. Die Ereignisse werden dezentral vor Ort an LON-I/O-Modulen erfasst mit Zeitstempel versehen und über den LON-Bus zu Client Unterstationen weitergemeldet. Die Clientstationen sind über das Intranet mit der Hauptzentrale verbunden, wobei hier die Datenübertragung über TCP/IP erfolgt. Die Zentrale läuft unter Windows XP und eröffnet alle Visualisierungs- und Auswertemöglichkeiten, einschl. Fernalarmierung von Servicediensten.
Energie- und Störmeldemanagement-Informationssystem
Die zur RWE-Gruppe gehörende SÜWAG Energie AG setzt über ihren zentralen Terminalserver zur Überwachung ihre deutschlandweit verteilten Niederlassungen und Außenstellen einschließlich Kundenanlagen ein Energie- und Störmeldemanagement-Informationssystem ein. So werden z. B. Heizzentralen in Kliniken, BHKW-Anlagen in Schulzentren, Heizzentralen für Nahwärmegebiete, Holzhackschnitzelkesselanlagen und Füllstände von Heizöltanks und anderes mehr überwacht und kontrolliert. Zudem haben die SÜWAG-Kunden die Möglichkeit, die sie betreffenden Energie- und Störmeldedaten über den Standard-Internetexplorer für ihre eigenen Anlagen zu nutzen. Die dezentrale Datenerfassung vor Ort erfolgt vorwiegend über LON-Busmodule, jedoch sind auch Schnittstellen für M-Bus, industrial Ethernet und SPS-Schnitt-stellen vorhanden, so dass weitere haustechnische Anlagen mit integriert werden können.
Intelligente Verkehrslenkung mit LON
Die Stadt München erfasst an mehreren neuralgischen Punkten des innerstädtischen Straßennetzes das Verkehrsaufkommen und misst Fahrzeugdichte und Fahrzeuggeschwindigkeit. Als Sensoren dienen vorhandene Induktionsschleifen mit Impulsausgang. Die Impulse dieser Sensoren werden vor Ort mit intelligenten LON-Busmodulen erfasst. Zur Datenübertragung musste das vorhandene Telefonkabelnetz verwendet werden mit Einzelbusstrecken bis zu 10 km und Gesamtlängen von über 50 km bei freier BUS-Topologie in Stern-Baumstruktur. Zur Datenübertragung wurde deshalb das LON-Protokoll PLT 22 eingesetzt. An der zentralen Leitstelle werden dann die von den dezentralen Modulen abgefragten Impulswerte durch entsprechende Ausgabemodule wiederum 1:1 ausgegeben. Dank der Flexibilität des LON-Systems konnte bei dieser Aufgabenstellung anstatt des üblichen ereignisgesteuerten Datenverkehrs mit einer zyklische Datenabfrage die gestellten Forderungen voll erfüllt werden.
Über LON
Die LON Technologie – mit ANSI/EIA-709.x und EIA-852 standardisiert sowie als EN14908 in das europäische Normenwerk übernommen – ermöglicht den neutralen Informationsaustausch zwischen Anlagen und Geräten von verschiedensten Herstellern und unabhängig von den Anwendungen. Die LON Technologie ermöglicht somit eine einheitliche Betrachtung der unterschiedlichsten Anwendungen und das Ausnutzen von Synergieeffekten zwischen diesen.