Ob Kupplungsschalter für die Automobilindustrie oder Inhalatoren für die Medizintechnik produziert werden, das Wichtigste ist nicht der Produktionsprozess, sondern stets das Produkt. Für seine Funktionalität und die Vorgaben bezüglich der Qualität ist der Entwickler verantwortlich. Um das jeweilige Produkt so schnell wie möglich auf den Markt zu bringen und die Produktion effizient zu gestalten, werden immer häufiger Sondermaschinen- und Anlagenbauer frühzeitig mit in die Entwicklung einbezogen. Denn das Knowhow dieser Spezialisten kann dazu beitragen, das Produkt von vorne herein so zu gestalten, dass es später einfach und automatisiert hergestellt werden kann.
Ein erfolgreicheres Simultaneous Engineering erfordert vom Montagespezialisten nicht nur Knowhow bezüglich der Montage- und Automatisierungstechnik, sondern auch Kenntnisse und Erfahrungen in der Beurteilung eines Kundenproduktes hinsichtlich seiner Automatisierungsfähigkeit. Nur dann können produktionsbezogene Ideen direkt in die Produktentwicklung einfließen. Gerade bei Produkten, die für den Verbraucher gedacht sind - zum Beispiel Inhalatoren für Asthmapatienten - dominiert ein ergonomisches, ästhetisches Design. So schön und handschmeichlerisch die Formen sind, oftmals bieten sie zunächst kaum Stellen, um die Bauteile zu fixieren, was für eine automatisierte Montage unerlässlich ist.
sortimat Technology aus Winnenden zählt zu den Anbietern flexibler Lösungen für Zuführ- und Handlingsysteme sowie zu den führenden Herstellern von Montageanlagen für die Medizintechnik, Pharma- und Kosmetikindustrie. Das Unternehmen bietet das komplette Spektrum - von halbautomatisierten Maschinen bis zu komplexen vollautomatischen Systemen. Marketingleiterin Silke Fischer weist auf eine Lösungsmöglichkeit hin: "Wir arbeiten schon sehr frühzeitig mit unseren Kunden eng zusammen und versuchen, die automatisierungstechnischen Voraussetzungen des Produkts mit seinem Design deckungsgleich zu bekommen. Gelingt das, können wir dem Kunden eine höhere Prozesssicherheit garantieren, und eventuell lassen sich sogar die Zykluszeiten verkürzen."
Austausch von CAD-Daten eröffnet Synergieeffekte
Eine solche partnerschaftliche Entwicklungsarbeit ist nicht nur in der Medizintechnik von Vorteil, auch im Automobilsektor wird diese Form von Simultaneous Engineering erfolgreich praktiziert. Festo Systemtechnic, Esslingen, kooperierte beispielsweise bei einer Montagelinie für Kupplungsschalter eng mit seinem Kunden, einem Elektronikzulieferer der Automobilindustrie. Festo übernahm die Konstruktion und Inbetriebnahme des kompletten Handling-Systems, das der Kunde einbaufertig für seine Maschinenzelle geliefert bekam. Peter Löbelenz, Leiter Angebot/Projektierung Handhabungstechnik bei Festo Systemtechnic, erklärt: "Wenn wir wie in diesem Fall auf die CAD-Modelle unseres Kunden zugreifen können, ist eine zeitnahe Abstimmung möglich. Bei den Kupplungsschaltern konnten wir so das Handling optimal in die Zelle integrieren."
Auch Greiftechnik- und Automatisierungsspezialist Schunk, Lauffen a. N., setzt auf frühzeitige Kooperationen. Matthias Poguntke, Leitung Produktmanagement Greifsysteme und Standardkomponenten Automation, bestätigt: "Damit ist es möglich, individuelle Lösungen in einem akzeptablen Zeitrahmen umzusetzen. Kunden profitieren dann bereits in der Konzeptionsphase von unserem umfassenden Knowhow in Handhabung und Montage. So kann dieses Wissen in Prozesse und Entwicklungen einfließen. Unsere Erfahrung zeigt, dass enorme Synergiepotenziale entstehen, wenn sich Kunde und Lieferant auf Augenhöhe begegnen."
Entscheidend ist die Gesamteffizienz
Was letztendlich für den Erfolg einer Montageanlage zählt, ist ihre Gesamteffizienz. Die frühzeitige Zusammenarbeit ist lediglich ein Baustein, der dazu beiträgt, den Produktions- und Montageprozess zu optimieren. Aber auch die Flexibilität und Modularität der Anlage sowie die Möglichkeit zu einer stufenweisen Investition spielen für den Anwender wichtige Rollen. Zu diesem Paket zählen außerdem die Verfügbarkeit der Anlage, die Personal- und Servicekosten sowie die benötigten Verbrauchs-, Hilfs- und Betriebsstoffe.
Im Rahmen der gesamten Produktivität werden zudem die Rufe nach Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit immer lauter. Matthias Poguntke von Schunk bestätigt: "Die sogenannte 'Green Automation' spielt für unsere Kunden eine große Rolle. Mehr Geld geben sie dafür allerdings nicht aus." Insofern ist hier die Innovationskraft der Anbieter gefragt. Sie müssen umweltschonende Lösungen entwickeln, von denen der Kunde auch wirtschaftlich profitiert. Schunk hat zum Beispiel Mikroventile entwickelt, die Druckluft und Energie sparen. Zugleich lassen sich mit ihrer Hilfe aber auch Zykluszeiten verringern und die Produktivität erhöhen.
Ähnliche Ansätze gibt es bei Festo. Auch die Esslinger bieten Automatisierungskomponenten an, die eine Reduzierung des Luft- und Stromverbrauchs mit sich bringen. Ansätze dafür gibt es von der Ventilwelt bis hin zur hocheffizienten Druckluftaufbereitung. Peter Löbelenz ergänzt: "Effizienz heißt aber auch, die (Sub-)Systeme in Maschinen intelligent auszulegen, nicht zu überdimensionieren und auf die richtige Technologie für die jeweilige Anwendung zu setzen." Außerdem kann man im Betrieb der Anlage die Energieeffizienz unter die Lupe nehmen. Dafür gibt es Dienstleistungen und Energie-Monitoring, mit denen man sich direkt vor Augen führen kann, wie Ressourcen einzusparen sind.
AUTOMATICA - Plattform für neue Montagelösungen
Auf der Fachmesse AUTOMATICA werden nahezu alle wesentlichen Anbieter von Montage- und Handhabungstechnik aus Deutschland und der Schweiz sowie etliche namhafte Anbieter aus dem europäischen Ausland vertreten sein. Mit dieser Präsenz der führenden Anlagen-Anbieter und Sondermaschinenbauer erreicht die AUTOMATICA einen Spitzenplatz in Europa.
Für Silke Fischer von sortimat ist die Messe der Branchentreffpunkt schlechthin: "Auf der AUTOMATICA können Interessenten unterschiedliche Anbieter, Systeme und Lösungsansätze studieren und vergleichen. Ein solches Angebot gibt es sonst nirgends. Für sortimat ist die AUTOMATICA die optimale Messe, da auch unsere Geschäftsbereiche Zuführtechnik und Handlingsysteme auf ein interessiertes Publikum treffen."
Die AUTOMATICA wird sich auch stark der Initiative "Green Automation" widmen, die sie zusammen mit VDMA Robotik + Automation und dem Fraunhofer Institut Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) ins Leben gerufen hat. Hierbei geht es einerseits um die umweltfreundliche Gestaltung von Produktionsprozessen und andererseits darum, ressourcenschonenden Technologien mittels innovativen Lösungen der Robotik und Automation überhaupt zum Durchbruch zu verhelfen. Die Initiative "Green Automation" wird auf der AUTOMATICA 2010 den Beitrag der Automatisierungstechnologien für nachhaltiges Wirtschaften in all seinen Facetten veranschaulichen.
Über die AUTOMATICA
Internationale Fachmesse für Automation und Mechatronik
Die AUTOMATICA ist die internationale Fachmesse, die alle Segmente des Bereiches Robotik + Automation unter einem Dach vereint. Sie findet seit 2004 im zweijährigen Rhythmus auf dem Gelände der Neuen Messe München statt. Fokus der Messe ist, die komplette Wertschöpfungskette darzustellen. Hinter dem industriegetriebenen Konzept der AUTOMATICA stehen die Messe München GmbH und VDMA Robotik + Automation, ideellfachlicher Träger der Messe. Die Aussteller- und Besucherzahlen der AUTOMATICA sind von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer im Auftrag der Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM) geprüft und international durch UFI (Global Association of the Exhibition Industry) zertifiziert.