In den letzten Jahren hat sich viel getan. Mittlerweile gibt es Studiengänge, die sich ausschließlich mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen. „Nachhaltige Beschaffungswirtschaft“ heißt der Studiengang an der HS Heilbronn, den Professor Wanja Wellbrock leitet. Zudem ist er Nachhaltigkeitsbeauftragter an der Hochschule. Damit ist er genau da, wo er schon immer hinwollte. Er lehrt junge Menschen, das Thema ganzheitlich zu betrachten und bei zukünftigen Arbeitgebern unternehmerisch und trotzdem ökologisch umzusetzen.
Für ihn ist wichtig, Nachhaltigkeit in allen drei Themen zu beleuchten. Das Umweltthema ist eines davon. Nicht aber das einzige. Es geht auch um die sozialen und ökonomischen Aspekte. Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, unternehmerische Existenzen und langfristige Partnerschaften machen das nachhaltige Image erst ehrlich. Und das über die gesamte Lieferkette. Unternehmen stellen schon lange nicht mehr alleine das Produkt her, sondern lagern immer mehr Prozesse aus. Ein nachhaltiges Produkt zu verkaufen, heißt also auch die Verantwortung für Ressourcenbeschaffung und Schritte zu tragen, die bis dahin nötig sind.
Die optimale Lieferkette: nachhaltig, fair, cross-funktional und freiwillig
Die Bundesregierung hat ein Lieferkettengesetz auf den Weg gebracht. Es schafft den rechtlichen Rahmen für soziale und ökologische Schutzmaßnahmen entlang der Lieferkette und gibt Mindeststandards vor. Für Prof. Wellbrock aber sieht eine optimale Lieferkette anders aus. Die ganzheitlich nachhaltige Ausrichtung muss freiwillig passieren und vor allem im Unternehmenskern verankert sein. Der häufigste Grund, warum das Nachhaltigkeitsthema oft ins Stocken gerät: Das Top-Management steht nicht voll und ganz dahinter. So verwundert es kaum, wenn Skepsis im Unternehmen vorherrscht. Um ganzheitlich das Thema anzupacken, braucht es cross-funktionale Entscheidungen. Das heißt, Abteilungen müssen zusammenarbeiten. Vom Fertigungsprozess bis hin zur Kreislaufwirtschaft muss nachhaltig gedacht und gehandelt werden.
Dass Nachhaltigkeit teurer ist, stimmt nicht. Die Anschaffungskosten mögen es sein, nicht aber die gesamten Lebenszykluskosten. So spielen auch Transport-, Nutzungs- oder Recyclingkosten eine Rolle. Nicht zu vergessen: der höhere Gewinn, der mit dem Nachhaltigkeitsimage oft verbunden ist. Unterm Strich: Nachhaltigkeit ist ein Muss, aber auch ökonomisch sinnvoll, sichert Existenzen, verbessert Partnerschaften – und die Welt.
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