In den Vorgesprächen wurden Eckpunkte und Zielsetzung des Endprodukts besprochen. Nach Vertragsabschluss beginnt der Producer Briefings für die verschiedenen Departements der Vorproduktion zu erstellen, sodass diese unabhängig voneinander ihre Arbeit beginnen können.
Die Tätigkeit des Producers fokussiert sich an diesem Punkt vor allem auf die Vermittlung zwischen den Departments. Seine Aufgaben intensivieren sich gegen Ende der Vorproduktion, wenn es Fragen und Feedbackschleifen mit dem Kunden gibt oder die verschiedenen Prozesse in einem Konzept zusammengeführt werden müssen.
Eine der wichtigsten Positionen in der Vorproduktion ist der Regisseur. Er ist der kreative Leiter des Projekts und beginnt bereits in den Vorgesprächen damit, einen emotionalen roten Faden zu erstellen. Zusammen mit einem Autor schreibt der Regisseur das Drehbuch oder ein Treatment für den Film und stellt zudem eine Liste zusammen, welches Mood&Feel das Set und der Film im Detail haben soll.
Die ersten Meter sind geschafft
Wenn das Drehbuch fertig und vom Kunden abgenommen wurde, wird das Drehbuch vom Director of Photography (DoP) und dem Regisseur gemeinsam erneut interpretiert und in einer Shotlist zusammengestellt. Diese Shotlist umfasst Kameraeinstellungen, erste Anforderung an das Lichtkonzept und wichtige Notizen für die Schauspieler.
Sobald die Shotlist fertig ist, kann diese an einen Storyboard-Zeichner weitergeleitet werden. Dieser erstellt zusammen mit dem Regisseur visualisierte Bilder der einzelnen Shots im Comic-Stil und schafft somit mehr Transparenz gegenüber dem Kunden. Dieses Storyboard visualisiert den kompletten Film oder Spot auf mehreren DIN A4-Seiten.
Nach Fertigstellung des Storyboards oder des Treatments beginnt der Producer entsprechend den Vorgaben des Kunden und des Regisseurs nun damit, das Team zusammenzustellen und Schauspieler zu casten. Da jeder Freelancer unterschiedliche Qualitäten hat, muss der Producer aus seiner jahrelangen Erfahrung schöpfen, um laut Storyboard die einzelnen Posten ideal zu besetzen.
Wenn der Producer und der Regisseur zufrieden sind, wird das Team gebucht. Auch hier finden einige Departements Einzug in die Vorproduktion, doch dazu später mehr. Parallel kümmert sich der Producer um das Casting der Schauspieler. Häufig erreichen ihn bis zu 500 Bewerbungen auf eine Ausschreibung. Hier kommt seine jahrelange Erfahrung ebenfalls zum Tragen: In mühevoller Kleinarbeit selektiert er aus den 500 Bewerbern – zehn Bewerber heraus und legt sie zunächst dem Regisseur vor. Dieser entscheidet, welche TOP 3 an den Kunden gesendet werden soll. Entsprechend unserer Philosophie hat dann der Kunde auch hier das letzte Wort!
Kundenwunsch, Buy Outs und Cost Driver
Nachdem der Kunde sich einen Schauspieler ausgesucht hat, beginnt die Verhandlung der Gage. Sofern eine Agentur noch dazwischen hängt kommen 20% Agenturprovision on Top des Preises. Da bei der Schauspielerei nicht der Schauspieler gekauft wird, sondern die Nutzungsrechte an dem eigenen Bild und der Schauspielkunst, ist die Laufzeit des Spots und die Verbreitungsart ein äußerst wichtiger Kostenfaktor. Diese Buy Outs sind nach einem Jahr, nach zwei Jahren oder unendlich lange gestaffelt.
Nehmen wir einmal an der Spot mit einem halbwegs bekannten Schauspieler läuft ein Jahr nur auf YouTube. Dann kostet der Schauspieler 1600 Euro (Tarif für Online-Schauspielerei) + 20% Agenturprovision (inkl. 1 Jahr Buy Out) = 1920 Euro. Entschließt man sich aber den Spot auf YouTube, dem Fernsehen und im Kino zu zeigen und dies nicht für ein Jahr sondern unendliche lange, dann kommt eine andere Rechnung zu tragen:
Man nimmt den teuersten Tarif (Fernsehen/Kino) 2500 Euro, fügt die Anzahl der Kanäle hinzu (online, Fernsehen, Kino) in diesem Falle mit dem Faktor 3 und berechnet für die unendliche Nutzungsdauern zusätzlich den Faktor 3. In diesem Falle 2500 Euro x 3 x 3 = 22.500 Euro. Hinzu kommen auch hier die + 20% Agenturprovision, womit sich ein Endpreis von 27.000 Euro ergeben würde.
Der teuerste Preis in meiner Karriere für ein Buyout für eine sehr prominente Person waren damals etwas mehr als 100.000 Euro für einen Drehtag! Dies geht natürlich auch deutlich günstiger, wenn man Newcomer engagiert oder in Ausnahmefällen Special-Deals einfädelt (z.B. bei Mehrfachbuchung des Schauspielers). Ob diese Newcomer den gewünschten Anforderungen entsprechen, kann letztendlich nur der Regisseur entscheiden.
Location
Sollte der Dreh an mehreren Standorten stattfinden, muss der Producer auch die Logistik und die Übernachtungsmöglichkeiten berücksichtigen. Dies umfasst das Leistungsspektrum der Fahrtkostenabrechnung bis hin zur Anmietung von Sprintern oder LKWs. Auch die Buchung von kostengünstigen Hotels müssen von dem Producer gebucht werden.
Auch das leibliche Wohl ist nicht zu verachten! Der Producer muss sich Gedanken darum machen, dass bei jedem Set und jedem Transfer zu den vorgesehenen Zeiten für alle Beteiligten Catering zur Verfügung steht. Dabei stellen Models und Schauspieler besondere Anforderungen an das Essen. Herausfordernd wird dies, wenn man beispielsweise vor einem Walddreh steht. Das alles und noch viel mehr muss der Producer in der Vorproduktion besprechen, durchrechnen und vertraglich vereinbaren.
Der Regisseur bespricht parallel mit dem DoP und dem Oberbeleuchter die Lichtsituation. Der Oberbeleuchter entwickelt daraus ein Lichtkonzept, das zu einer Technikliste führt. Der Producer hat anschließend Sorge dafür zu Tragen, dass die gewünschte Technik gemietet und am Drehtag zur Verfügung steht.
Auch die anschließende Verbreitung und Zielgruppenfindung ist ein wichtiger Bestandteil der Vorproduktion.
Der letzte Schritt der Vorproduktion: Die Disposition
Zu guter Letzt erstellt der Producer spätestens 48 Stunden vor dem Dreh eine Disposition in der alle Kontaktdaten, Anlieferungszeiten und Ablaufpläne vermerkt sind. Sofern dies geschehen ist, kann es mit der zweiten richtigen Phase losgehen: der Produktion.
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