Dieses Prinzip ist auf die aktuelle Atompolitik in Deutschland übertragbar. Energie wird zukünftig vermehrt importiert werden müssen. Russland hat das erkannt und hofft auf stärkere Gasexporte nach Deutschland. Weil aber auch der eigene Energiebedarf gedeckt werden muss, bauen die Russen in den kommenden 20 Jahren zwischen 28 und 36 neue Atommeiler, schreibt der Focus in Ausgabe 31/11. Anstatt also die Zahl der Kraftwerke zu verringern, wird sie indirekt sogar erhöht.
Doch nicht nur das. Die Stromproduktion durch deutsche Atomkraftwerke wäre sogar wünschenswert, wenn man dadurch den Bau von Atomkraftwerken nach russischen Standards verhindern würde. Dort macht Korruption den Bau von Atomkraftwerken zu einem Roulettespiel. Materialien werden eingespart, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verhökern. Die Aufsichtsbehörde vertuscht anstatt aufzudecken, der Bau steht unter strenger Geheimhaltung und die Medien dürfen schon gar nicht darüber berichten. Vor kurzem wurde der Chefaufseher und Vizechef des Atombau-Monopolisten Rosatom festgenommen, weil er beim Bau von zwei Atommüllanlagen 1,5 Millionen Euro „zur Seite geschafft“ haben soll, berichtet der Focus. Alles auf Kosten der Sicherheit.
Über diese Folgen sollte sich die Bundesregierung bewusst sein und entsprechend intervenieren. Denn dass Atomunfälle sich nicht an Staatsgrenzen orientieren ist allgemein bekannt. Berlin sollte Moskau darauf hinweisen, dass die Modernisierung der Energie-Infrastruktur effektiver wäre. Sonst wird sich die Atommeiler-Plage in Zukunft noch verschärfen.