Rund 100 Teilnehmer mit Vertretern der Kammern, Gebietskörperschaften, Verbänden sowie mittelständischen und großen Unternehmen füllten den Sitzungssaal der Arbeitsagentur Augsburg vollständig. Anlass des A³ Wirtschaftsdialogs ist die Tatsache, dass mit der stetigen Profilierung als innovativer Technologie-Standort der Wirtschaftsraum Augsburg in seiner Anziehungskraft auch für Fach- und Führungskräfte immer attraktiver wird. Doch wohin es diese zieht, ist nicht nur ein regionaler, sprich räumlicher Aspekt. Für welches Unternehmen sich potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entscheiden, ist vielmehr abhängig von der allgemeinen Attraktivität des Unternehmens und zunehmende eben auch seiner Arbeitgebermarke. Das Image, die Personalpolitik, Aspekte wie Familienfreundlichkeit - oder auch das soziale und ökologische Engagement - eines Unternehmens gewinnen an Bedeutung bei der Wahl des Arbeitgebers.
Gleich zu Beginn der Veranstaltung machte Gastgeber Reinhold Demel, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Augsburg, in seiner Begrüßung deutlich, dass employer branding immer mehr auch ein Thema kleiner und mittelständischer Unternehmen ist. Andreas Thiel, Geschäftsführer der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH, unterstrich in seinem Grußwort die Relevanz des Themas gerade im Hinblick auf verwandte Themen wie Fachkräftesicherung und -marketing. Als Vertreterin des Mitveranstalters Beirat der Wirtschaft e.V. hob Monika Geßner, Vorstand BdW, hervor, dass employer branding ein Instrument für nachhaltigen und langfristigen Erfolg ist.
Nach der Begrüßungsrunde widmete sich Klaus Eckhardt, Geschäftsführer der Weigang Pro GmbH aus Würzburg, der Leitfrage der Veranstaltung; Ist employer branding nur ein Marketingtrend oder aber eine unternehmerische Herausforderung? Die Antwort lag in einer Gegenfrage: "Wie schaffe ich es, dass Fach- und Führungskräfte in mein Unternehmen kommen und bleiben?". Zwangsläufig sei dies ein zentrales Thema von Unternehmensspitzen und Aufgabenstellung von employer branding. Wichtig sei vor allem aber die Authentizität der behaupteten Firmenattribute, Voraussetzung der Bindung ist Ehrlichkeit.
Dem allgemeinen Gedanken folgte ein Exkurs in Zahlen Daten und Fakten mit Susanne Hollmann, Weigang Pro GmbH Würzburg. So erfuhren die Teilnehmer der Veranstaltung, dass 86 % der Arbeitnehmer in Deutschland keine oder nur eine geringe Bindung zu ihrem Unternehmen haben. Gleichzeitig werde in Deutschland mehr finanzielle Mittel für Recruiting eingesetzt als für Maßnahmen der Mitarbeiterbindung. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen sei das Thema employer branding Neuland und viele kleinere Unternehmen machen den Fehler, die Attribute der großen Unternehmen einfach zu übernehmen. Dieser Ansatz sei aber nicht der richtige Weg. Vielmehr muss es den kleinen und mittelständischen Unternehmen gelingen, ihre eigenen Zielgruppen herauszuarbeiten und Alleinstellungsmerkmale gegenüber den Großkonzernen zu entwickeln.
Aber auch die Praxis kam bei der Veranstaltung zu Wort. So stellte der Personalleiter der KUKA AG, Klaus-Stefan Remmler, die Strategie des Unternehmens im Bereich employer branding vor. Besonders deutlich wurde hierbei der Prozess der Entwicklung einer solchen Strategie, bei welchem die Mitarbeiter mittels Fokusgruppen eng eingebunden wurden. So gelang es ein Konzept zu entwickeln, welches die Zielgruppe anspricht und aufzeigt, was neben KUKA kein anderer Arbeitgeber zu bieten hat.
Besonders gesund dürften die Mitarbeiter der explido WebMarketing GmbH & Co. KG sein, denn sie werden von ihrem Arbeitgeber stets mit frischem Obst versorgt. Matthias Riedle, Geschäftsführer des Unternehmens beschrieb in seinem gelungenen Vortrag die einzelnen Maßnahmen seines mit 165 Mitarbeitern über die letzten Jahre stark gewachsenen Unternehmens. Aber nicht durch Obst, sondern auch mit anderen interessanten Angeboten des Unternehmens im Freizeit- oder Sportbereich sowie Weiterbildungsmöglichkeiten identifizieren sich die Mitarbeiter so stark, dass sie den Leitspruch "passion for performance" mit Porträts von Szenen ihrer privaten Interessen untermalten. Auch Mitarbeiter am Standort Hamburg werden zunächst in die "Familie" geholt und verleben zwei bis drei Monate in der Fuggerstadt. Umgekehrt können Augsburger Mitarbeiter aber auch für einige Tage nach Hamburg.
Nach fachlichem und praktischem Input konnten sich die Teilnehmer der Veranstaltung dann gemeinsam bei einem kleinen Imbiss dem Networking widmen und die Referenten detaillierter über ihre Maßnahmen befragen.