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Vorsicht, wenn es heißt: „Das kriegen wir schon hin“

Rund 100 Gäste nahmen am 26. September an einer Fachtagung zum Thema Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz teil / Die SpanSet GmbH hatte in die Berufsgenossenschaftliche Bildungsstätte ins niedersächsische Bad Münder eingeladen

(PresseBox) (Übach-Palenberg, )
„Niemals oben ohne“, lautete der Tagungstitel. Aber ohne was? Die Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) kann nicht gemeint sein, auch wenn der Veranstalter zu den führenden Anbietern auf diesem Gebiet zählt. „Es geht uns nicht darum, möglichst viele PSA an den Mann zu bringen. Es gibt genügend andere Maßnahmen, die man zuerst ergreift, damit eben niemand ‚oben ohne‘ dasteht.“, sagte SpanSet-Geschäftsführer Andreas Höltkemeier, der zusammen mit Prokurist Werner Glasen die Gäste begrüßte.

Das führt zu der paradoxen Eigentümlichkeit von SpanSet-Fachtagungen zur PSAgA: Die Referenten machen den Teilnehmern erst einmal klar, dass man eine PSAgA am besten gar nicht einsetzt. Denn zunächst sind alle anderen technisch realisierbaren Schutzmaßnahmen zu erwägen, die einen Absturz verhindern. Zum Beispiel Geländer. So will es der Gesetzgeber und geht in diesem Punkt absolut konform mit dem gesunden Menschenverstand.

Absturzsicherheit mit einplanen

Die vielleicht wichtigste Botschaft brachte Frank Christ von der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft auf den Punkt: „Absturzsicherheit darf nicht erst dann eine Rolle spielen, wenn die Leute das Gerüst aufstellen.“ Vielmehr sollten Architekten und Bauleiter das Thema möglichst früh auf den Plan rufen und Auffangvorrichtungen oder Anschlagpunkte für die PSAgA von vornherein berücksichtigen.

Besonders aufmerksam wird Christ beim Begehen von Baustellen, wenn er Verantwortliche auf ein potenzielles Sicherheitsrisiko in der Höhe anspricht und dann die nonchalante Antwort erhält: „Das kriegen wir schon hin.“ Denn für Christ sind solche Aussagen nichts anderes als das Eingeständnis, dass man noch keine Idee hat und demnächst mit dem Improvisieren beginnt. „Genau das darf nicht passieren“, so Christ.

Ein praxisnahes Beispiel dafür, wie man Absturzsicherung auf dem Flachdach oder an der offenen Gebäudekante planvoll betreibt, demonstrierte Jochen Nordhoff vom Fachhandelsunternehmen Strenge im Praxisteil. Die Auffangvorrichtung RoofXafe für das Flachdach besteht im Wesentlichen aus robusten Pfosten und Spanngurten. „Die Hülsen für die Pfosten müssen bei der Flachdachkonstruktion eingeplant werden. Damit ist die Basis für ein leichtes Anbringen geschaffen“, erklärte Nordhoff. Eine Spezialratsche mit Vorspannanzeige bringt die dehnungsarmen, beschichteten Gurte auf die vorgeschriebene Spannung, Feldlängen von bis zu 7,50 Metern sind möglich.

Stehen Stützpfeiler oder Wandelemente des Bauwerks zur Verfügung, können die Gurte auch an ihnen befestigt werden. Hierbei kommt das System SideXafe mit Anschlagwinkeln zum Einsatz. Damit lassen sich Feldmaße von bis zu 9 Metern realisieren.

Beide Systeme – RoofXafe und SideXafe – bleiben während der gesamten Bauphase ohne Umbau an Ort und Stelle. Die Auffangvorrichtungen haben Strenge, SpanSet und Goldbeck in Kooperation entwickelt. Thomas Eilers, Safety-Koordinator bei Goldbeck, erläuterte den Tagungsteilnehmern die Intention des Bauunternehmens. Nicht allein aus Sicherheitsgründen sei es von großem Vorteil, wenn die Absturzsicherung in die Planung einbezogen werde. „Mit einem für die gesamte Bauphase installierten Schutz verhindern wir, dass ein Gewerk nach dem anderen seine eigene Lösung aufbaut. Das kostet unnötig Zeit und Geld.“

Thema Gewicht gewinnt an Gewicht

Dass es schlussendlich nicht bei jedem Bauprojekt die Möglichkeit einer kollektiven Absicherung gibt, machte Heinrich Göpfert, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei Enercon, deutlich. Der Hersteller von Windkraftanlagen betreibt in Deutschland und Frankreich drei Trainingsbaustellen, wo die Monteure den Aufbau der Anlagen üben. Zu einer immer größeren Herausforderung entwickelt sich die Körpermasse der Arbeiter. Das vorgeschriebene Prüfgewicht für PSAgA liegt bei 100 Kilogramm. Die zuständige EN 355 verlangt, dass das Verbindungsmittel bei diesem Gewicht maximal 175 Zentimeter aufreißt. Wenn ein Falldämpfer das leistet, „darf“ er bei 140 Kilogramm deutlich weiter aufreißen, ohne dass er seine Zulassung verliert.

Hier sehen Praktiker ein handfestes Problem. Denn 100 Kilogramm sind schnell erreicht, wenn man berücksichtigt, dass Schutzkleidung, Werkzeug und anderes Material mitzählen. „Wir können nicht nur Leute mit 75 Kilogramm einstellen“, sagte Göpfert. Deshalb hat Enercon für die PSAgA sowie für das Equipment zur Rettung und Evakuierung einen eigenen Standard definiert. Und der lautet 140 Kilogramm.

Verbindungsmittel erfüllt auch bei 140 Kilogramm die Norm

Genau auf dieses Gewicht hat SpanSet das Verbindungsmittel SP140 geeicht. In Versuchsreihen hat das Unternehmen aus Übach-Palenberg nachgewiesen, dass der Falldämpfer bei 140 Kilogramm nicht weiter aufreißt als die für 100 kg erlaubten 175 Zentimeter. „Manche Firmen behaupten, dass sie ihre Falldämpfer ebenfalls bei 140 Kilogramm getestet haben“, sagt Jörg Scheilen, Anwendungstechniker und Bereichsleiter Höhensicherungstechnik, bei SpanSet. „Aber sie verraten nicht, mit welchem Resultat.“ Dagegen hat SpanSet die Ergebnisse der besagten Falltests veröffentlicht.

Excel-Rechner ermittelt Sturzhöhe

Der Titel von Scheilens Vortrag „Wie hoch ist hoch genug?“ mag den Laien im ersten Moment irritieren. Wird es nicht gefährlicher, je höher man arbeitet? – „Mitnichten!“, lautet die Antwort aus der Praxis.

Die Parameter für die Berechnung der Sturzhöhe – also der Stecke, die jemand fällt, bevor ihn die PSAgA auffängt – sind: Anwendergewicht, Länge des Verbindungsmittels und Lage des Anschlagpunktes, z. B. über oder unter der Person. Bei ordnungsgemäßem Gebrauch kann in einer ungünstigen Konstellation der Parameter die Sturzhöhe inklusive Sicherheitsabstand 6,25 Meter lang sein. Arbeitet der Verunfallte in einer Höhe von nur vier Metern, wird er auf dem Boden aufschlagen. Damit das nicht passiert, hat SpanSet einen Sturzhöhenrechner für das Verbindungsmittel SP140 entwickelt. Der Anwender gibt die drei genannten Parameter in eine Excel-Tabelle ein und erfährt per Mausklick, wie groß unter den konkreten Gegebenheiten die Sturzhöhe ist. Ist sie größer als die Arbeitshöhe, muss der Betroffene geeignete Maßnahmen treffen, etwa das Verbindungsmittel verkürzen oder es woanders anschlagen.

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Verbindungsmittel SP140

SpanSet GmbH & Co. KG

Hebetechnik, Ladungssicherung, Höhensicherungstechnik und Sicherheitsmanagement bilden das Kerngeschäft von SpanSet, einer international agierenden Firmengruppe. Eigene Produktionsstätten und Vertriebsorganisationen in Europa, den USA, Asien und Australien beschäftigen rund 820 Mitarbeiter. 22 Gesellschaften in 19 Ländern bieten den Kunden weltweiten Service und generieren einen Jahresumsatz von 120 Mill. EUR. Zu den deutschen Gesellschaften gehören die SpanSet GmbH & Co. KG in Übach-Palenberg, SpanSet secutex GmbH am Standort Geilenkirchen sowie die AXZION GKS Stahl- und Maschinenbau GmbH in Langenfeld. Die Holding der Gruppe hat ihren Sitz in Wollerau am Züricher See.

In der eigenen Weberei, Färberei und Konfektion der SpanSet GmbH & Co. KG werden Rundschlingen und Hebebänder in enger Partnerschaft mit Kunden, Universitäten und Forschungseinrichtungen entwickelt und zur Serienreife geführt. Daneben bietet SpanSet zahlreiche Dienstleistungen an wie Seminare, Prüf- und Reparaturservice, Beratung, Gutachten und Zertifizierungen.

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