Neue Herausforderungen – neue Kompetenzanforderungen
In der Arbeitswelt finden große Umbrüche statt – viele Jobs in der Produktion werden zunehmend technologisiert und von KI beeinflusst. Neue Produktionsverfahren und -technologien kommen hinzu und Organisationsstrukturen verändern sich. Das hat zur Folge, dass heute von den Mitarbeitenden mehr technische Fähigkeiten gefordert sind als in der Vergangenheit. Im produzierenden Gewerbe wird noch mehr hochqualifiziertes Personal benötigt. Robotik, Digitalisierung, KI: Prozesse in der Industrie werden komplexer, Menschen, Maschinen und Prozesse sind zunehmend digital vernetzt und es sind heute und in Zukunft andere Kompetenzen notwendig, um mit diesen Systemen zu produzieren und stabile Prozesse zu gewährleisten. Neben einer zunehmenden Anzahl an regelmäßigen Pflichtschulungen bezüglich der Prozesse, dem Arbeitsschutz oder neuer Richtlinien, wie etwa zum Datenschutz, sind neue Kenntnisse im Umgang mit digitalen Werkzeugen, Software und Datenanalyse wichtig. Der Erfolg des Unternehmens ist auch davon abhängig, wie sich die Kompetenzen der Mitarbeitenden mit den neuen Herausforderungen entwickeln.
Durch Weiterbildung und Qualifizierung können für die neuen Kompetenz-Anforderungen die Mitarbeitenden gezielt von einer Stelle in die andere entwickelt werden und sich durch Re- und Upskilling an die Veränderungen in der Arbeitswelt anpassen. Doch welche neuen Kompetenzen in welchen Stellen werden heute und in Zukunft konkret im eigenen Unternehmen gebraucht? Ein professionelles Kompetenzmanagement identifiziert die Stärken der Mitarbeitenden und fördert sie gezielt. Beim strategischen Kompetenzmanagement in der Produktion geht es darum, die Kompetenzen der Mitarbeitenden so zu entwickeln, dass sie befähigt werden, ihre Fähigkeiten und ihr Wissen situationsgerecht bei ihren Aufgaben im Arbeitsumfeld einzusetzen und Probleme zu lösen.
Re- und Upskilling gewerblicher Mitarbeitender
Bestimmte Industrien, wie der Maschinenbau oder die Automobilbranche, sind besonders von der Transformation betroffen. Um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern, wird im ersten Schritt definiert, welche Kompetenzanforderungen und -bedarfe das Unternehmen hat – heute und in Zukunft. Im nächsten Schritt wird geprüft, über welche Kompetenzen die Beschäftigten verfügen, wo Lücken sind oder Lücken entstehen können. Die Kompetenzprofile ergeben sich aus den aktuellen Aufgaben der Beschäftigten und aus den prognostizierten Veränderungen in ihren Tätigkeits- und Verantwortungsbereichen. Stellt ein Automobilhersteller beispielsweise seine Produktion von Verbrennungsfahrzeugen auf Elektroautos um, sind dafür neue Kompetenzprofile bei den Produktionsmitarbeitenden gefragt, wie z.B. Kenntnisse über Batteriesysteme, elektrische Antriebe und Steuerungselektronik oder sie müssen die verschiedenen Arten der Batterien verstehen, sowie deren Lade- und Entladeverhalten kennen und über Sicherheitsaspekte und Wartungsanforderungen Bescheid wissen. Das sind in diesem Beispiel nur wenige von vielen Kompetenzanforderungen, die beim Kompetenzmanagement berücksichtigt werden müssen.
Herausforderungen im Kompetenzmanagement
In der Produktion ist das Schulen der Mitarbeitenden und die Umsetzung des Kompetenzmanagements eine ganz besondere Herausforderung, da hier oft die notwendige Infrastruktur fehlt. Mitarbeitende in der Produktion haben häufig keine Endgeräte oder E-Mail-Adressen, digitale Kompetenzen müssen erst aufgebaut werden. Hier können Insel-PCs oder Shared Tablets eingesetzt werden, um eine gute Infrastruktur für das Kompetenzmanagement einzurichten.
Ein weiterer Punkt, der berücksichtigt werden sollte: Der Mensch ist bekannterweise ein „Gewohnheitstier“. Wie in anderen Branchen auch, stoßen geplante Veränderungen in der Produktion, beispielsweise bei den Arbeitsabläufen, des Öfteren auch auf Widerstand bei den Mitarbeitenden. Um die Anpassungsfähigkeit, Akzeptanz und Proaktivität der Mitarbeitenden zu fördern und das Kompetenzmanagement erfolgreich umsetzen zu können, spielt die Unternehmensführung eine zentrale Rolle. Der Führungsstil und die Unternehmenskultur legen die Weichen für eine positive Einstellung der Mitarbeitenden gegenüber Veränderungen. Um Überforderung zu vermeiden, ist es essenziell, dass die Aufgaben auf die Kompetenzen und Stärken des Mitarbeitenden und die neuen Arbeitsrollen zugeschnitten sind – auch Job-Sharing kann in dem ein oder anderen Bereich eine sinnvolle Lösung sein. Die richtigen Tools bei der Umsetzung des Kompetenzmanagements sind ebenfalls sehr wichtig, um individuell passende und motivierende Lerninhalte zu vermitteln und die gesetzten Ziele konsequent zu erreichen.
Was sind die notwendigen Kompetenzprofile der Zukunft?
Das Kompetenzmanagement sollte sich einerseits an den Bedarfen der Beschäftigten und andererseits an den Unternehmenszielen orientieren. Beim Kompetenzmanagement in der Produktion geht es darum, Fähigkeiten, Qualifikationen und Erfahrungen von Mitarbeitenden in gewerblichen Berufen und in der Produktion zu identifizieren, zu dokumentieren und zu verwalten.
- Fähigkeiten identifizieren: Viele mittelständischen produzierenden Unternehmen haben keine Transparenz, welche Kompetenzen sie aktuell an Board haben. Dafür wird eine Bestandsanalyse erstellt. Interviews, Tests oder Beobachtungen geben einen guten Überblick über die Fähigkeiten und persönlichen Erfahrungen der Mitarbeitenden.
- Kompetenzprofile erstellen: Die Ergebnisse der Bestandsaufnahmen und alle relevanten Informationen wie Zertifikate, Ausbildungen oder Fähigkeiten werden in individuellen Kompetenzprofilen gebündelt und in digitalen Datenbanken dokumentiert.
- Bedarfsanalyse: Welchen Bedarf an Fähigkeiten und Qualifikationen hat das Unternehmen heute und in Zukunft? Welche Lücken gibt es – in welchen Bereichen sollten gezielte Schulungen und Weiterbildungen angeboten werden?
- Personalplanung: Auf Basis der Kompetenzprofile wird transparent, welche Mitarbeitende für welche Projekte und Aufgaben geeignet sind. So lassen sich der Einsatz und die Entwicklung der Mitarbeitenden effizient managen.
- Entwicklungspfade: Durch ein professionelles Kompetenzmanagement können Karrieren transparent geplatnt und Kompetenzen gezielt entwickelt werden. Entwicklungspfade zeigen den Mitarbeitenden auf, wie sie sich innerhalb des Unternehmens weiterentwickeln können, welche zusätzlichen Fähigkeiten sie für welche individuellen Ziele benötigen oder welche Fähigkeiten noch vertieft werden können.