Wahlen in den USA ebenfalls als möglicher Einflussfaktor
Auch in den USA könnten die Beziehungen zu China eines der großen Wahlkampfthemen werden. Schon bei den Zwischenwahlen 2022 bezogen sowohl Republikaner als auch Demokraten Position zu Peking und zeigten sich china-kritisch. Die Stimmung war aufgeheizt. In diese Zeit fiel auch die Einführung von US-Sanktionen für die Chipproduktion. Seit August 2023 kontrolliert China wiederum die Ausfuhr der beiden Rohstoffe Gallium und Germanium, was als Reaktion auf die US-Sanktionen gewertet wird. Die Vorgaben sollen dem Schutz der nationalen Sicherheit dienen: Bei beiden Technologiemetallen handelt es sich um Dual-Use-Güter, die für zivile Zwecke als auch Militärtechnik verwendet werden können. Inzwischen gelten auch für weitere Rohstoffe wie Graphit, Wolfram, Antimon und Silber Restriktionen. Für die Ausfuhr von Seltenen Erden müssen beim chinesischen Handelsministerium zusätzliche Informationen vorgelegt werden. Der Export spezifischer Technologien zur Veredelung und Verarbeitung dieser Rohstoffe ist zudem offiziell untersagt. Weitere chinakritische Positionierungen der US-Regierung könnten den Handelsstreit befeuern.
Europäisches Gesetz zu kritischen Rohstoffen
Ein anderer Faktor ist das Inkrafttreten des Critical Raw Materials Acts, was voraussichtlich im April 2024 geschehen wird. Dieses Gesetz der Europäischen Union wäre ein Meilenstein in der europäischen Rohstoffpolitik, indem es europäischen Unternehmen auf lange Sicht eine größere Autonomie verschafft und gleichzeitig die Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffimporten Schritt für Schritt reduziert. Dies soll etwa über verbindliche Quoten für den heimischen Abbau kritischer Mineralien erreicht werden. Die Herausforderung besteht jedoch darin, ob Investitionen in europäische Minen-Projekte und den Ausbau eigener Verarbeitungs- und Recycling-Kapazitäten die angestrebte Unabhängigkeit tatsächlich realisieren können. Hier muss sich in den kommenden Jahren zeigen, ob politische Vorgaben auf unternehmerische Umsetzbarkeit treffen. Auch für die Konflikte, die heimischer Bergbau für Umwelt und Bevölkerung bedeuten könnten, müssen tragbare Lösungen gefunden werden.
Herausforderungen für Unternehmen in dynamischen Rohstoffmärkten
Das vergangene Jahr 2023 hat gezeigt, dass Rohstoffe ein wichtiges politisches Thema geworden sind. Reaktionen und Gegenreaktionen auf den Regierungsebenen treten oft schneller in Kraft als Unternehmen entlang der Lieferketten reagieren können. Mit einem interessanten Jahr 2024 vor der Tür muss die Wirtschaft diese Dynamik im Blick behalten. Matthias Rüth, Geschäftsführer der TRADIUM GmbH: „Ohne eine ausreichende physische Bevorratung an notwendigen Materialien könnten Produktionsflüsse ins Stocken geraten. Unternehmen werden daher gut beraten sein, ihre Vorräte für Notfälle aufzustocken und Lagerkapazitäten aufzubauen, um die industriellen Produktionsprozesse unabhängiger von Just-in-Time-Lieferungen zu machen.“
Als einer der führenden Rohstofflieferanten mit einem breit diversifizierten und stabilen Netzwerk wird TRADIUM die globalen Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten weiterhin genau verfolgen. Unsere Experten werden auch 2024 mit präzisen Analysen und fundierten Hintergrundberichten Einblick in die oft sehr dynamischen Märkte geben. Darüber hinaus betreibt TRADIUM die Nachrichtenseite https://rohstoff.net/. Die Redaktion berichtet tagesaktuell über Produzenten und Aufarbeitungsunternehmen von Rohstoffen, über politische Entwicklungen, die Einfluss auf die Versorgungslage haben, und über neue Anwendungen sowie Wissenschaft und Forschung.