Trauriger Höhepunkt der Anzahl der Verkehrstoten in Deutschland war 1970. In diesem Jahr starben mehr als 21.000 Menschen durch Verkehrsunfälle. Im Jahr 2007 sank diese Zahl auf unter 5.000. Die Zahl der Todesopfer ist damit so niedrig wie nie zuvor. Nichtsdestotrotz haben im vergangenen Jahr immer noch durchschnittlich 13 Menschen täglich ihr Leben im Straßenverkehr verloren.
Gründe für den Rückgang gab es viele: Einführung der Gurtpflicht, verbesserte Fahrzeugsicherheit, konsequentere Kontrolle von Verstößen und insbesondere große Anstrengungen gegen Alkohol und Drogen im Verkehr wie zum Beispiel das Herabsetzen der Promillegrenze. So ging auch die Zahl der Alkoholtoten im Straßenverkehr stetig zurück, von 1996 bis 2005 jährlich um durchschnittlich zehn Prozent. Trotzdem ist jeder Tote durch Alkohol und Drogen einer zu viel - denn solche Unfälle wären sehr einfach zu vermeiden. Besonders wichtig ist es, dass alkoholauffällig gewordene Fahrer durch ausreichende Verhaltensänderungen wieder an eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr herangeführt werden, damit weitere gefährliche Alkoholfahrten unterbleiben: Auf eine entdeckte Alkoholfahrt kommen geschätzte 700 unentdeckte. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Medizinisch-Psychologische Untersuchung.
MPU einmalig in Europa - und wirksam
Während die meisten anderen europäischen Länder in erster Linie auf stärkere Kontrollen und höhere Strafen setzen, hat in Deutschland der Aspekt der Schulung und Verhaltensänderung sowie der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung der Fahreignung besonderen Vorrang. Diese Kombination aus Verkehrssicherheitsmaßnahmen ist einmalig in Europa und hat Deutschland im Vergleich mit 18 europäischen Ländern zwischen 1996 und 2005 den zweitstärksten Rückgang an Alkoholtoten im Verkehr beschert.
Schutz und Chance statt Sanktionen
Für die Betroffenen - zu über 90 Prozent Männer - sind diese Maßnahmen Schutz und Chance zugleich. Jeder Alkoholauffällige stellt ein hohes Risiko im Straßenverkehr dar, vor der andere Verkehrsteilnehmer auf der Straße geschützt werden sollten. Aber auch die Verkehrssünder selbst sollen vor weiterem Fehlverhalten bewahrt werden - denn das kostet sie viel Geld und Ärger, und im schlimmsten Fall sogar das Leben durch einen Unfalltod. Die Erfahrung zeigt nämlich, dass viele Alkoholsünder trotz guter Vorsätze rückfällig werden, also wieder mit einer Trunkenheitsfahrt auffallen. Die MPU soll bei der betroffenen Person deshalb zu einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Problem und zu einer nachhaltigen Verhaltensänderung führen. Und sie bietet ihm so die Chance, wieder sicher am Verkehr teilzunehmen.
Die MPU folgt klaren, bundesweit einheitlichen gesetzlichen Regelungen, und die genaue Fragestellung passt sich dabei stets dem Einzelfall an. Die Kernfrage der Führerscheinbehörde lautet bei jemandem, der wegen Alkohol zur MPU aufgefordert wird: "Ist zu erwarten, dass Herr XY erneut unter Alkoholeinfluss ein Kraftfahrzeug lenken wird?" Die Antwort finden die besonders ausgebildeten Ärzte und Verkehrspsychologen in der dreiteiligen Untersuchung, die insgesamt etwa zwei bis drei Stunden beansprucht. Die MPU besteht aus einem Reaktionstest, einer medizinischen Untersuchung und einem ausführlichen verkehrspsychologischen Gespräch.
Wem, aus welchen Gründen auch immer, eine MPU bevorsteht, der sollte dies ernst nehmen und aktiv angehen. In kostenlosen Infoabenden und individuellen Beratungsgesprächen, wie sie beispielsweise TÜV SÜD bundesweit anbietet, kann man sich aus erster Hand informieren. Vielfältige Schulungsmaßnahmen von Verkehrspsychologen ergänzen heute die Möglichkeiten, sich aktiv mit seinem Führerscheinproblem und der MPU auseinanderzusetzen und so seine Chancen auf die Wiedererteilung des Führerscheins und vor allem eine sichere Verkehrsteilnahme zu steigern.
Weiter Informationen rund um das Thema gibt es unter: www.tuev-sued.de/mpi.
Zum Thema gibt es einen Radiobeitrag zum Download unter www.tuev-sued.de/mp3