Konkreten Handlungsbedarf sieht der BDEW im Nachgang zu den energie- und klimapolitischen Beschlüssen der Bundesregierung in Meseberg. "Wir betrachten zum Beispiel mit Sorge den ersten Entwurf für ein Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz", sagte Michael G. Feist, einer der beiden BDEW-Präsidenten. Danach soll der Einsatz von Bioerdgas zur Erfüllung der entsprechenden Nutzungspflicht für erneuerbare Energien im Hauswärmebereich nahezu ausgeschlossen werden. "Doch weder aus ökologischer noch aus ökonomischer Sicht ist eine Schlechterstellung von Bioerdgas begründbar", betonte Feist.
"Darüber hinaus müssen mögliche Potenziale für Effizienzsteigerungen jetzt sektorenübergreifend identifiziert und erschlossen werden", erklärte BDEW-Präsident Werner Brinker. Einen Ansatzpunkt böten für den Verkehrssektor Erdgas- und Elektrofahrzeuge. Fahrzeuge mit Elektroantrieb könnten ein hohes CO2-Reduktionspotenzial erschließen. Dies sei insbesondere möglich, wenn für den Betrieb Strom aus erneuerbaren Energien wie zum Beispiel aus Windenergieanlagen herangezogen würde. "Der BDEW hat dazu gemeinsam mit Batterie- und Automobilherstellern sowie der chemischen Industrie eine breit angelegte Initiative für Elektromobilität ins Leben gerufen, die vor kurzem ihre Arbeit aufgenommen hat", erläuterte Brinker.
Zusätzlich würden auch Erdgasfahrzeuge erhebliche Möglichkeiten für Emissionsminderungen bieten. "Im Vergleich zu üblichen Benzinmotoren verursachen erdgasbetriebene Fahrzeuge rund 25 Prozent weniger CO2-Emissionen. Die Emission von Feinstaub und gesundheitsschädlichem Stickoxid wird fast vollständig vermieden", sagte Feist. Bislang belaufe sich die Zahl der Erdgas-Tankstellen auf 750, bis 2008 sollen es 1 000 sein. "Die deutsche Gaswirtschaft investiert weitere 70 Millionen Euro, um dieses Ziel zu erreichen", kündigte Feist an.
Investitionen für Umwelt- und Klimaschutz sowie die energiewirtschaftliche Infrastruktur erforderten jedoch stabile politische Rahmenbedingungen.
"Deutschland braucht deshalb gerade auch vor dem Hintergrund des auslaufenden Kyoto-Protokolls 2012 ein neues, integriertes energiepolitisches Gesamtkonzept", so Brinker. Eine Grundlage hierfür biete die Studie "Energiewirtschaftliches Gesamtkonzept 2030", die der Verband gemeinsam mit den wissenschaftlichen Instituten EWI (Köln) und EEFA
(Münster) initiiert habe und im Dezember abschließen werde. Stichpunkte seien hier unter anderem die schnelle Einführung von Technologien zur CO2-Abscheidung bei Kohle-Kraftwerken, die marktgerechte Förderung der erneuerbaren Energien sowie die verstärkte Förderung der Energieerzeugung aus Klein-Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen.
Die Kompetenz des neuen Verbandes liege vor allem in der übergreifenden Betrachtung von Erzeugung, Transport, Handel, Vertrieb sowie dem Kundenservice. "Die Gründung des BDEW spiegelt die Veränderung der Branchen und des energiewirtschaftlichen Rahmens wider", erklärte Brinker. "Damit können wir uns noch zielgerichteter für eine sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung einsetzen." Für die Mitglieder, die Politik und die Öffentlichkeit sei gleichermaßen wichtig, dass es mit dem BDEW künftig einen Ansprechpartner für alle Fragen der Energie- und Wasserwirtschaft gebe.