Durch eine ultraschnelle Signalverarbeitung in digitalen Hörsystemen ermöglicht PureSound ein nahezu gleichzeitiges Eintreffen von verarbeitetem und Direktschall vor dem Trommelfell. Die Technologie verhindert somit das Entstehen von Klangartefakten, ausgelöst durch den sogenannten Kammfiltereffekt. Der Effekt beschreibt das Entstehen von Interferenzen und daraus resultierenden Klangartefakten bereits im Gehörgang. Dies geschieht, sobald es zu einem Zeitversatz zwischen Direktschall und Durchlaufzeit des verstärkten Hörsystemsignals kommt. Hierbei genügt ein Zeitversatz von nur wenigen Millisekunden, wie er in herkömmlichen Hörsystemen üblich ist (Balling et al., 2021a). Wahrnehmbar ist der Kammfiltereffekt durch einen manchmal als metallisch beschriebenen Klangeindruck (Townend & Balling, 2020). Die Artefakte des Kammfiltereffekts sind hauptsächliche Ursachen für mangelhafte Klangqualität, wobei ihre Auslöschung gleichzeitig eine der größeren Herausforderungen für das Klangmanagement in offenen oder mit einer Belüftung angepassten Hörsystemen darstellt (Schepker et al., 2019). Besonders an der von Widex entwickelten PureSound-Signalverarbeitung ist die im Vergleich zu herkömmlichen Hörsystemen um das Zehnfache schnellere Durchlaufzeit, die den Schall in unter 0,5 ms durch das Hörsystem leitet. Die durch PureSound bereitgestellte Verbesserung des Hörsystemklangs konnte bislang für seine Nutzer in unterschiedlichen Hörumgebungen nachgewiesen werden. So zeigte eine erste Feldstudie (Balling et al., 2020), dass die Probanden im Durchschnitt eine signifikante Präferenz für PureSound in allen getesteten Kategorien hatten. Diese waren: Straßenverkehr, ruhige Hörumgebungen, Sprache, eigene Stimme, Situationen mit Störgeräuschen, breitbandige Signale, Impulsgeräusche.
Um die Trageerfahrungen versierter Hörsystemträger im Vergleich ihrer eigenen Hörsysteme mit Widex Moment-Hörsystemen detaillierter zu untersuchen, wurde eine weitere internationale Kundenumfrage durchgeführt. Teilgenommen haben 101 Hörsystemnutzer in den sieben Ländern Deutschland, USA, Kanada, China, Frankreich, Portugal und Vereinigtes Königreich (Balling et al., 2021a), die über sieben Wochen hinweg unterschiedliche Aspekte der Hörsystemversorgung in ihren realen Hörumgebungen und -situationen bewerteten. Ein Bereich dieser Umfrage betraf die empfundene Klangqualität – im Speziellen die Widex PureSound-Signalverarbeitung. Dieser Artikel beschreibt und diskutiert die Antworten der Kundenumfrage, die über die 39 Teilnehmer im PureSound-Anpassbereich von Balling et al. (2021b) erlangt wurden.
Die Methode
Zu den Umfrageteilnehmern
An der Umfrage nahmen 39 Hörsystemnutzer mit einer Hörminderung im für PureSound empfohlenen Anpassbereich teil (siehe Abbildung 1). Der PureSound-Anpassbereich schließt gering- bis mittelgradige Hörminderungen ein, wobei der Kammfiltereffekt für diese Hörminderungen besonders wahrnehmbar ist.
Zum einen liegt dies an den meist offenen Versorgungen für gering- bis mittelgradige Hörminderungen, zum anderen auch an der damit einhergehenden Resthörigkeit. Unter den Probanden befanden sich 17 Frauen und 22 Männer im Alter von 20 bis 88 Jahren (Mittel = 66 Jahre). Alle Teilnehmer waren erfahrene Hörsystemträger, die aus einem Probandenpool mit insgesamt 101 Teilnehmern einer größeren Umfrage zu Widex Moment (Balling et al., 2020) extrahiert wurden.
Zur Hörsystemanpassung
Die Einstellung der eigenen Hörsysteme über die Parametersteuerung und Verstärkungsberechnung blieb unangetastet. Die akustische Ankopplung für PureSound-Hörsysteme wurde in der ersten Anpasssitzung anhand der Vorschläge aus Compass GPS ausgewählt. Zur Verstärkungsberechnung diente nach Abschluss des Rückkopplungstests und des Sensogramms die Widex-Anpassformel (WFR). Die an der Umfrage teilnehmenden Hörakustiker wurden angehalten, keine weitere Feinanpassung durchzuführen.
Zur Bewertung
Die Umfrage wurde in einem Cross-Over-Design durchgeführt, wobei die Teilnehmer im Wechsel ihre eigenen Hörsysteme anderer Hersteller und die über PureSound angepassten Widex Moment mRIC R D-Hörsysteme bewerteten. Zu Beginn des Umfragezeitraums (Woche 0) bewerteten die Teilnehmer die Zufriedenheit mit ihren eigenen Hörsystemen. Anschließend wechselten sie für eine Tragezeit von drei Wochen auf die über PureSound angepassten Moment-Hörgeräte und bewerteten wiederum ihre Zufriedenheit mit den Testhörsystemen innerhalb der vergangenen drei Wochen (Woche 3). Es folgten jeweils zwei weitere Tragewochen mit nachfolgender Bewertung der eigenen Hörsysteme (Woche 5) und der Moment-Hörsysteme mit PureSound-Signalverarbeitung (Woche 7). Der in der Umfrage verwendete Fragebogen beschäftigte sich mit Themengebieten der Klangqualität und im Speziellen mit den Effekten der Durchlaufzeit. Der schematische Ablauf des Cross-Over-Designs ist in Abbildung 2 grafisch nachvollziehbar.
Zur Auswertung
Die gewonnenen Antworten liefern in jedem der vier Befragungszeiträume relevante Ergebnisse. Dieser Artikel gibt die Analyse von Balling et al. (2021b) wieder, wobei die Publikation inhaltlich den Vergleich der Ergebnisse aus Woche 5 und 7 diskutiert. Es wurden die Probandenantworten aus den beiden letzten Segmenten herangezogen, da die Teilnehmer zu den jeweiligen Zeitpunkten bereits mit PureSound vertraut waren.
Auswirkungen von Durchlaufzeiten in alltäglichen Situationen
Klangparameter, die von der Durchlaufzeit beeinflusst werden können, sind die Natürlichkeit, die Klarheit, das Empfinden der eigenen Stimme sowie die Lokalisierung unterschiedlicher akustischer Geräusche. Um eine Bewertung dieser Parameter in alltäglichen Situationen von Hörsystemträgern zu erhalten, befasste sich ein Abschnitt des Fragebogens mit den Auswirkungen von Durchlaufzeiten auf die oben beschriebenen Punkte. Hierbei wurden die Teilnehmer gebeten anzugeben, inwieweit sie den Aussagen zustimmen beziehungsweise widersprechen. In Abbildung 3 sind die Antworten zu den Erfahrungen mit den PureSound-Hörsystemen in Blau und für die eigenen Hörgeräte anderer Hersteller in Grau abgebildet. Somit wurde eine bessere Basis für den Vergleich zwischen beiden Hörsystemen geschaffen.
Der Klang ist natürlich: Eine herausragende Anzahl an Teilnehmern stimmte zu, dass der Klang durch PureSound natürlich ist. Dies entsprach 95 Prozent der Teilnehmer, die der Aussage eher bzw. vollständig zustimmten. Zurückführen kann man das Ergebnis darauf, dass der Kammfiltereffekt und die damit verbundenen Klangartefakte durch die ultraschnelle PureSound-Verarbeitung von unter 0,5 ms nicht mehr entstehen können. Durch die Befreiung von Klangartefakten wird, anders als bei den eigenen Hörsystemen der Teilnehmer, ein unverzerrter und natürlicher Klangeindruck erreicht. Möglich ist diese geringe Durchlaufzeit durch die Verwendung einer IIR-Filterbank und eines eigens umstrukturierten Signalpfads der in Widex Moment- Hörsystemen verwendeten ZeroDelay-Technologie. Die schnellere Durchlaufzeit der IIR-Filterbanktechnologie wird durch die vorrangige Verarbeitung des Eingangssignals in der Zeitebene ermöglicht, bevor dieses in die Frequenzebene übergeht. Herkömmliche Hörsysteme anderer Hersteller verwenden Filterbankstrukturen, die ein Eingangssignal zuerst in der Frequenzebene verarbeiten und deshalb durch langsamere Durchlaufzeiten limitiert sind, die in der Regel durchschnittlich zwischen 5 und 8 ms liegen (Balling et al., 2020).
Der Klang ist klar: Die Bewertungsergebnisse für die Klarheit des Klangs sind vergleichbar zu den Resultaten der Natürlichkeit. Erneut stimmten 95 Prozent der Teilnehmer zu, dass die Klangqualität durch PureSound klar ist. Zusätzlich zeigen die Ergebnisse, dass für PureSound ein viel größerer Anteil der Probanden der Aussage vollständig zustimmt. Diese Ergebnisse sind plausibel, denn die Klarheit eines übertragenen Signals wird ebenfalls mit der Durchlaufzeit eines Hörsystems in Verbindung gebracht.
Meine eigene Stimme klingt natürlich: Bereits in einer früheren Feldstudie (Balling et al., 2020) zeigten die Ergebnisse bei der Bewertung der eigenen Stimme eine signifikante Präferenz für die ultraschnelle PureSound-Signalverarbeitung. Für eine natürliche Wahrnehmung des eigenen gesprochenen Wortes haben Verzerrungsartefakte des Kammfiltereffekts einen maßgeblichen negativen Einfluss. So sind verzögerungsbedingte Klangartefakte in offenen und Vent-Versorgungen unter Umständen einfacher von den Hörsystemträgern feststellbar.
In der Vergangenheit war die nicht zufriedenstellende Empfindung der eigenen Stimme, bedingt durch herkömmliche Durchlaufzeiten in Hörsystemen, eine Rückmeldung von angehenden Hörsystemträgern. Der zweithäufigste Grund, ein Hörsystem nicht zu tragen, ist für Hörgeschädigte in Deutschland, dass ihr Gehör nicht in den „Normalzustand“ wiederhergestellt wird. Das gaben 67 Prozent der in einer EuroTrak-Studie befragten Menschen mit Hörminderung an (EuroTrak Germany, 2018). Die Kriterien für eine als normal empfundene Hörfähigkeit setzen sich aus unterschiedlichen physiologisch-akustischen Gegebenheiten zusammen. Sicherlich sind hierbei generell bekannte Faktoren wie die Hörbarkeit, das Lautheitsempfinden und die Frequenzselektivität bei vorhandenen Schallempfindungsschwerhörigkeiten ausschlaggebend, die Bewertung der eigenen Stimme ist dennoch ein weiterer möglicher Faktor. Gerade weil die eigene Stimme als bekannte Referenz für Hörsystemträger dient. Eine Verbesserung der natürlichen Wahrnehmung der eigenen Stimme ist demnach ein wichtiger Faktor für die Hörsystemadaption. Tatsächlich zeigt auch die aktuell vorgestellte Umfrage von Balling et al. (2021b) eine hohe Zustimmung, dass die eigene Stimme über die schnelle Durchlaufzeit der PureSound- Verarbeitung von 90 Prozent der Teilnehmer als natürlich wahrgenommen wird. Im Vergleich dazu lag die Zustimmung für die eigenen Hörsysteme anderer Hersteller niedriger mit nur 77 Prozent. Die höhere Zustimmung für PureSound ist besonders bemerkenswert, da es sich um erfahrene Hörsystemträger handelte, die sich bereits über längere Zeit an den Klang ihrer Stimme bei der Verwendung ihrer eigenen Hörsysteme gewöhnt hatten.
Der Schalleindruck ist exakt dort, wo ich ihn erwartet habe: Abschließend ist zu erwähnen, dass durch die Abwesenheit des Kammfiltereffekts im PureSound-Signal die Schalllokalisation verbessert werden kann. Dies reflektieren die Umfrageergebnisse ebenfalls (Abbildung 3, rechts unten). Die Häufung der Zustimmungen für PureSound im Vergleich zu den eigenen Hörsystemen zeigt deutlich, wie sich die wahrgenommene Lokalisationsfähigkeit durch PureSound verbessert. So stimmten für PureSound 95 Prozent der Hörsystemträger zu, den Schalleindruck dort wahrgenommen zu haben, wo dieser erwartet wurde. Für die eigenen Hörsysteme anderer Hersteller beträgt die Zustimmungsrate nur 67 Prozent.
Alle vier abgefragten Parameter (Abbildung 3) können mit der Durchlaufgeschwindigkeit eines Hörsystems in Verbindung gebracht werden. Dabei sticht eine höhere Zustimmungsrate für PureSound in allen Kategorien heraus – generell stimmen mehr Hörsystemträger den positiven Eigenschaften von PureSound zu. Zusätzlich wird für die Bewertung von PureSound die Antwortmöglichkeit „stimme vollständig zu“ häufiger gewählt. Für die Praxis besonders relevant ist, dass ein Vorteil durch PureSound erzielt wurde, obwohl die Teilnehmer mit ihren eigenen Hörsystemen erfahren waren. So könnte man erwarten, dass sie sich in Bezug auf die oben abgefragten Parameter tendenziell eher für den Klang und die Lokalisierung der eigenen Hörgeräte entscheiden würden.
Da dies nicht der Fall war, zeigen die Umfrageergebnisse, dass sich eine drastische Reduzierung der Durchlaufzeit positiv auf die Klangwahrnehmung erfahrener Hörsystemträger auswirkt (Balling et al., 2021b).
Hören im Störgeräusch
Durch die alltäglichen und unterschiedlichen Hörumgebungen kommt es selbstverständlich auch regelmäßig zu störgeräuschbehafteten Hörsituationen. Ein für Hörsystemträger ebenfalls wichtiger Parameter der Hörgerätezufriedenheit ist, wie in diesen Situationen das Störgeräusch wahrgenommen wird. So beinhaltete der in der Umfrage verwendete Fragebogen auch Segmente zur Bewertung der Zufriedenheit über die verwendeten Hörsysteme im Störgeräusch. Diese Abfrage ist relevant, da durch die für PureSound verwendete ZeroDelay- Technologie die Signalverarbeitung im Störgeräusch zu herkömmlichen Hörsystemen abweicht. Um für geringbis mittelgradige Hörminderungen eine möglichst natürliche Klangqualität bereitzustellen, verfolgt PureSound die Philosophie, die gesamte vorliegende Geräuschkulisse zu übertragen. Dies geschieht durch die Verwendung ultraschneller Durchlaufgeschwindigkeiten (< 0,5 ms). Da der Einsatz von adaptiven Richtcharakteristiken in Hörsystemen zeitaufwendig ist und die Durchlaufgeschwindigkeit verlangsamt, arbeitet PureSound im omnidirektionalen Modus (Kuk et al., 2020). Dies könnte die Erfahrungen im Störgeräusch beeinflussen. Allerdings zeigten die Untersuchungen von Kuk et al. (2020) auch, dass die Sprachverständlichkeit von PureSound in störgeräuschbehafteten Hörsituationen vergleichbar war zu den Ergebnissen zweier High-End- Hörsysteme, die über eine Richtmikrofonierung, aber langsamere Durchlaufzeiten (6 ms und 8 ms) verfügten.
Auch die hier vorliegenden Umfrageergebnisse von Balling et al. (2021b) ergaben, dass die Teilnehmer mit PureSound eine hohe Zufriedenheitsrate im Störgeräusch erlangten (siehe Abbildung 4). Die Verteilung der Bewertungen für PureSound verschob sich im Vergleich zu den eigenen Systemen in Richtung „zufrieden“ und „sehr zufrieden“. Dabei waren die meisten Beteiligten mit PureSound „zufrieden“, während die häufigste Antwort für die eigenen Hörsysteme „eher zufrieden“ war. Werden die drei Kategorien „eher zufrieden“, „zufrieden“ und „sehr zufrieden“ zusammengefasst, zeigt sich, dass 82 Prozent der Teilnehmer mit PureSound im Störgeräusch zufrieden waren. Dieser Wert sinkt für die eigenen Hörsysteme anderer Hersteller hingegen auf 54 Prozent. Eine mögliche Erklärung für die erhöhte Zufriedenheit zugunsten der schnelleren PureSound- Verarbeitung kann die Lokalisationsfähigkeit (siehe Abbildung 3, rechts unten) in Verbindung zur Erhaltung einer natürlichen Klangwiedergabe sein. Zusätzlich bestärkt werden die hier vorgestellten Resultate durch die Ergebnisse von Slugocki et al., 2020. Das Forschungsteam konnte für PureSound (Durchlaufzeit: < 0,5 ms) im Vergleich zu zwei anderen High-End-Hörsystemen (Durchlaufzeit: 6 ms bzw. 8 ms) durch objektive EEGMessungen eine stabilere Bewahrung der neuronalen Signaleinhüllenden feststellen. Insbesondere wurde durch PureSound die Grundfrequenz (f0) signifikant besser erhalten. Forschungsarbeiten an Normalhörenden (Song et al., 2011; Summers & Leek, 1998) bringen eine robuste neuronale Repräsentation der Grundfrequenz eines Sprechers in Verbindung mit der Fähigkeit, diesen Zielsprecher aus konkurrierenden Schalleindrücken herauszuhören. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für das Verstehen im Störgeräusch und Indiz für die positive Wirkungsweise von PureSound in störschallbehafteten Situationen.
Die gesamte Klangqualität
Als abschließender Parameter wurden die Teilnehmer der Umfrage nach ihrer Bewertung für die allumfassende Klangqualität befragt. Die Bewahrung der natürlichen Klangeigenschaften wird durch PureSound besonders antizipiert, denn die grundlegende Widex-Philosophie der Schallverarbeitung setzt für eine besser wahrgenommene Klangqualität die natürliche Übertragung in der gegebenen Hörsituation voraus. Für Hörsystemträger soll dies zu einem komfortableren Tragen ihrer Hörsysteme in alltäglichen Hörumgebungen führen und somit die Tragedauer und Zufriedenheit steigern. Die Ergebnisse aus Abbildung 5 zeigen, dass gefragt nach der Zufriedenheit für die gesamte Klangqualität die am häufigsten genannte Antwort für PureSound-Hörsysteme „sehr zufrieden“ war. Gleichzeitig befanden sich fast alle Antworten zu PureSound in den drei besten Kategorien. Verglichen mit den Antworten zu den eigenen Hörsystemen anderer Hersteller wird für PureSound eine deutliche Verschiebung in Richtung der Antwortkategorie „sehr zufrieden“ bezogen auf die allgemeine Klangqualität festgestellt.
Zusammenfassung
Die hier vorgestellten Ergebnisse der Umfrage durch Balling et al. (2021b) demonstrieren eine große Zustimmung, dass die PureSound-Klangqualität als natürlich und sehr zufriedenstellend wahrgenommen wird.
Dies kann neben der allgemeinen Klangqualität auch für die einzelnen Kategorien zu Natürlichkeit, Klarheit, Wahrnehmung der eigenen Stimme, Lokalisierung sowie die Bewertung im Störgeräusch festgestellt werden.
Diese Ergebnisse sind von großer Bedeutung, da sie durch die Trageerfahrungen in persönlichen alltäglichen Situationen zustande kamen. Gleichzeitig bestätigt die hohe Rate an Zustimmungen von 95 Prozent aller Teilnehmer, den PureSound-Klang als natürlich und klar zu empfinden. Dies sind wichtige Parameter für eine Präferenz in Richtung PureSound, die bereits innerhalb einer früheren Feldstudie in unterschiedlichen Hörsituationen erzielt wurde (Balling et al., 2020). Eine klare und natürliche Schallübertragung ohne Kammfiltereffekt hat zudem Auswirkungen auf die Bewahrung des neuronalen Codes der Signaleinhüllenden auf der Hörbahn. Diese liefert relevante Informationen für das Sprachverstehen (Swaminathan & Heinz, 2012).
Die Forschungsgruppe um Slugocki konnte 2020 mithilfe eines EEG-Verfahrens zeigen, dass PureSound durch seine beschleunigte Verarbeitung den neuronalen Code besser bewahrt als zwei vergleichbare High- End-Hörsysteme mit langsameren Durchlaufzeiten (Slugocki et al., 2020). Des Weiteren bestätigt die hohe Zufriedenheit in Störgeräuschsituationen innerhalb der vorgestellten Umfrage die Wirksamkeit von PureSound, trotz der Verwendung einer omnidirektionalen Mikrofonierung. Dies stimmt mit Ergebnissen von Kuk et al. (2020) überein, die eine vergleichbare Sprachverständlichkeit im Störgeräusch für die ultraschnelle PureSound- Verarbeitung und Hörsysteme mit direktionaler Mikrofonierung beschrieben.
Die PureSound-Signalverarbeitung von Widex stellt für die Natürlichkeit der Klangwiedergabe durch ihre Beschleunigung der Durchlaufzeit einen in digitalen Hörsystemen bis dato nicht umsetzbaren Mehrwert für offene und Vent-Versorgungen dar. Besonders die Lokalisierung, die Zufriedenheit im Störgeräusch, die Empfindung der eigenen Stimme und der gesamten Klangqualität sind maßgebliche Entscheidungskriterien für ein Hörsystem. Gleichzeitig erleichtern die damit verbundenen positiven Erfahrungen der Hörsystemträger eine Gewöhnung an eine Hörsystemversorgung. Besonders Menschen mit geringen und mittelgradigen Hörminderungen profitieren von den gesteigerten Klangeigenschaften, die durch die Ergebnisse der Umfrage von Balling et al. (2021b) untermauert wurden. Das Ziel der Widex-Signalverarbeitung ist es, die Hörumgebung so originalgetreu wie möglich zur Verfügung zu stellen. Die Signalverarbeitungsstrategie PureSound steht in allen Widex Moment RIC- und HdO-Hörsystemen zur Verfügung.
Die Veröffentlichungen zur Wirkungsweise von PureSound im Störgeräusch (Kuk et al., 2020) sowie der neuronalen Antwort im EEG (Slugocki et al., 2020) finden Sie in deutscher Übersetzung in den Hörakustik- Ausgaben 12/2020 und 01/2021.
Danksagung: Widex bedankt sich bei allen Hörsystemträgern und Hörakustikern für ihre Teilnahme. Folgende Fachgeschäfte und Einrichtungen nahmen an der Umfrage teil. In Deutschland: Hesselbach Hörakustik; Hörakustik Tielesch; Hörgeräte Seifert GmbH; Schaaf & Maier Hörgeräte GmbH. In Portugal: Widex Braga; Widex Coimbra; Widex Funchal; Widex Guimarães; Widex Lisboa. In den USA: Amazing Hearing, Laguna Hills, CA; Associated Audiologists, Shawnee Mission, KS; Bergen Audiology, Hackensack, NJ; ENT Specialist of Abilene, Abilene, TX; Pacific Hearing Service, San Francisco, CA; San Francisco Audiology, San Francisco, CA. In Kanada: Audiology Clinic of Northern Alberta, Edmonton, Alberta; Davidson Hearing Aid Centres, Ottawa, Ontario; Harp Hearing, Calgary, Alberta; Lakeside Hearing, Kelowna, British Columbia; North Bay Audiology Clinic, North Bay, Ontario; Owen Sound Audiology, Owen Sound, Ontario; Sackville Hearing Centre, Lower Sackville, Nova Scotia; Sound id-EARS, Vancouver, British Columbia. In China: Blue Hearing, Kunming, Yunnan; Conhearing, Zhengzhou, Henan; Conhearing, Haerbin, Heilongjiang; Earhearing, Chengdu, Sichuan; Huier, Hangzhou, Zhejiang; Intelligent Sound, Shanghai; Li Sound, Wuhan, Hubei; Logic Sound, Chongqing; Nordic Sound, Shanghai; Sound of Nature, Shanghai; Sound of Xin, Guangzhou, Guangdong.
Dieser Fachartikel erschien ursprünglich in der Ausgabe 10/2021 in der „Hörakustik“.
Autor:
Simon Müller ist seit 2017 audiologisch-wissenschaftlicher Leiter bei der Widex Hörgeräte GmbH in Stuttgart. Nach einem Bachelor in Augenoptik und Hörakustik an der Hochschule Aalen im Jahr 2011 erlangte er 2012 den Master of Science in Audiology an der University of Manchester. Praktische Erfahrung sammelte er als Betriebsleiter eines Hörakustikfachgeschäfts und als audiologischer Leiter an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.
Quellen:
Balling L W, Townend O, Stiefenhofer G, Switalski W. (2020). Reducing hearing aid delay for optimal sound quality: a new paradigm in processing. Hear. Rev., vol. 27, no. 4, pp. 20–26, 2020.
Balling L W, Townend O, Helmink D. (2021a). Sound Quality in Real Life – Not Just for Experts. Hear. Rev., vol. 28, no. 2, pp. 27–30, 2021.
Balling L W, Townend O, Helmink D. (2021b). Sound Quality For All – The Benefits of Ultra-Fast Signal Processing. Hear. Rev. – zur Veröffentlichung für September 2021 eingereicht.
EuroTrak Germany (2018) https://www.ehima.com/....
Kuk F, Ruperto N, Slugocki C, Korhonen P. (2020). Efficacy of Directional Microphones in Open Fittings Under Realistic Signal-to-Noise Ratios Using Widex MOMENT Hearing Aids. Hear. Rev., vol. 27, no. 6, pp. 20–23, 2020.
Schepker H, Denk F, Kollmeier B, Doclo S. (2019). Subjective sound quality evaluation of an acoustically transparent hearing device. Audio Engineering Society Conference: 2019 AES INTERNATIONAL CONFERENCE ON HEADPHONE TECHNOLOGY, paper 18. http://www.aes.org/... Slugocki C, Kuk F, Korhonen P, Ruperto N. (2020). Neural Encoding of the Stimulus Envelope Facilitated by Widex ZeroDelay Technology. Hear. Rev., vol. 27, no. 8, pp. 28–31, 2020.
Song J H, Skoe E, Banai K, Kraus N. (2011). Perception of speech in noise: Neural correlates. J Cogn Neurosci. 2011; 23(9): 2268–2279.
Summers V, Leek M R. (1998). F0 processing and the separation of competing speech signals by listeners with normal hearing and with hearing loss. J Speech Lang Hear Res. 1998; 41(6): 1294–1306.
Swaminathan J, Heinz M G. (2012). Psychophysiological analyses demonstrate the importance of neural envelope coding for speech perception in noise. J Neurosci. 2012; 32(5): 1747–1756.
Townend O, Balling L W. (2020). WIDEX MOMENT – This Sound Changes Everything. Widex Press, July, 2020, no. 43, pp. 1–10.