"Produktkonfiguration" ist der Begriff, der geprägt wurde, um die Spezifikation eines Produktes aus Kundensicht vorzunehmen. Die Positionierung von Produktkonfiguration ist nicht mehr nur auf die Anwendung im ERP-System, d.h. unternehmensintern, beschränkt. Sie umfasst nun alle Kommunikationswege zum Kunden, d.h. als Bestandteil eines CPQ-Systems zur internen und externen - eventuell auch offline - nutzbaren Lösung zur Angebotserstellung und Auftragserfassung, die Nutzung auf Webseiten, in Cloud-Applikationen, welche mit unterschiedlichen Geräten (wie z.B. Tablets oder Smartphones) bedient werden können.
Während das Variantenmanagement im ERP-System sich auf die Fertigungssicht eines Produktes (Stückliste, Arbeitsplan) konzentriert, ist die Produktkonfiguration auf die Kundensicht (funktionale Sicht) eines Produktes fokussiert. Der Unterschied kann sehr deutlich an den bekannten Auto-Konfiguratoren, welche auf den Webseiten der Hersteller aufgerufen werden können, nachvollzogen werden. Bei der Anwendung eines Auto-Konfigurators geht es u.a. um Fahrzeugtyp, Antriebsart, Leistung, Farbe und Ausstattungsmerkmale. Eine Stückliste wäre für den Käufer uninteressant und würde auch entscheidende Informationen, wie z.B. die Motorenleistung und den Verbrauch nicht liefern. Auch bei komplexen Produkten gilt die Regel: Es werden keine Stücklisten verkauft, sondern Produkte mit Funktionen. Eine Funktion muss im Kontakt zum Kunden auch so dargestellt werden, dass der Kunde die Funktion verstehen kann. Nur so kann er entscheiden, ob er diese benötigt. Ebenso wird in anderen Beispielen in der Produktkonfiguration, z.B. bei der Bestellung eines Netzteils für unterschiedliche Geräte nicht nach der Spannung und Frequenz gefragt, sondern nach dem Land, in dem dieses verwendet werden soll. Im Variantenmanagement gilt dann die entsprechende Zuordnung zum richtigen Artikel mit den Merkmalen Spannung und Frequenz.
Produktkonfiguration und Variantenmanagement haben also durchaus verschiedene Einsatzschwerpunkte, dennoch gehören sie in einem durchgängigen Prozess von Angebotserstellung zur Auftragsabwicklung und Fertigung zusammen. Kundenindividuelle Produkte, die im Vertriebsprozess über einen Produktkonfigurator spezifiziert und angeboten wurden, werden bei einer Kundenbestellung in die Fertigungssicht des Produktes überführt. Nun sind Stücklisten, Arbeitsplan und eventuell weitere Produktionsdokumente zu erzeugen. Wichtig ist, dass diese über den im Vertriebsprozess ermittelten Produktdaten (Merkmale) und den Produktkonfigurator an die Produktion weitergegeben werden können. Dies ist insbesondere dann gegeben, wenn ein Produktkonfigurator, der auch im Vertrieb eingesetzt wird, auch als integriertes Modul im ERP-System eingesetzt wird. Generell kann man davon ausgegangen werden, dass eine Software zur Produktkonfiguration ein erheblich erweitertes Leistungsspektrum durch eine andere Zielgruppe besitzen muss als eine ERP-integrierte Lösung zum Variantenmanagement.
Erfahren Sie im nächsten Teil warum ein vertriebsorientierter Produktkonfigurator bei der Digitalisierung und den Herausforderungen der Industrie 4.0 essentiell ist.
Information:
Dieser Artikel ist Teil der Reihe "Ein Unternehmen lebt nicht von dem, was es produziert, sondern von dem, was es verkauft.":
Teil 1 - Variantenmanagement vs. Produktkonfiguration
Teil 2 - Digitalisierung und Industrie 4.0
Teil 3 - B2B-Webportal PROMETHEUS eBUSINESS
Teil 4 - Integration und Unabhängigkeit
Teil 5 - Resümee
Weitere Informationen unter www.acbis.de/digitalisierung-und-produktkonfiguration