„Unsere klare Erwartungshaltung ist, dass die Bedeutung des Kapitalmarkts für eine funktionierende Volkswirtschaft endlich parteiübergreifend zementiert und die Interessen des börsennotierten Mittelstands ernst genommen werden“, fordert Verbandspräsident Ingo Wegerich. „Eine neue Bundesregierung muss den Mut haben, Kapitalmarktfinanzierungen nicht als Randthema, sondern als zentrales Element für Wachstum, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in ihrer Politik zu verankern und dann auch in die Tat umzusetzen.“
Der Interessenverband formuliert vier zentrale Forderungen:
Attraktivität für Investitionen in KMUs erhöhen
Die Attraktivität von kapitalmarktbasierten Investitionen in KMUs sollte durch gezielte Maßnahmen erhöht werden. Hierzu zählen verbesserte Verlustverrechnungsmöglichkeiten und andere steuerliche Vergünstigungen für KMU-Investitionen und Fonds sowie eine deutliche Erhöhung der Freibeträge für private Börsengewinne und Mitarbeiteraktien.
Kapitalmarktbasierter Altersvorsorge zum Durchbruch verhelfen
Eine zukunftsfähige Altersvorsorge erfordert eine stärkere Einbindung des Kapitalmarkts – und insbesondere eine gezielte Berücksichtigung von KMUs. Um langfristige Kapitalflüsse in die deutsche Wirtschaft zu lenken, sollte ein aktienbasiertes Altersvorsorgemodell nach dem Vorbild Schwedens etabliert werden. Entscheidend ist dabei, dass nicht nur Großkonzerne und internationale ETFs profitieren, sondern Investitionen auch in deutsche mittelständische, börsennotierte Unternehmen fließen.
Bürokratische Hürden abbauen und Kapitalmarktzugang erleichtern
Um KMUs den Kapitalmarktzugang zu erleichtern, müssen übermäßige Regulierungen und komplexe Pflichtprozesse weiter abgebaut werden. Der Verband spricht sich daher unter anderem gegen die Einführung zusätzlicher bürokratischer Hürden wie ein Erwerbsangebot bei Delisting-Anträgen für KMU-Wachstumsmärkte aus, das Unternehmen zusätzlich belastet und den Kapitalmarktzugang für KMUs erschwert.
Deutschland als attraktiven Standort für Börsengänge stärken
Die deutsche Politik sollte sich stärker für ein attraktives Kapitalmarkt-Ökosystem in Deutschland und Europa einsetzen. Bestehende wirtschaftspolitische Förderprogramme wie der Zukunftsfonds sollten erweitert werden, um auch börsennotierte KMUs gezielt zu unterstützen.
Mit Blick auf den aktuellen Status quo in Berlin und Brüssel bewertet der Interessenverband die Ansätze des Entwurfs zum Zweiten Zukunftsfinanzierungsgesetz (ZuFinG II) als grundsätzlich positiv, doch es fehlt nicht nur eine gezielte Förderung von KMUs, sondern ein schlüssiges Gesamtkonzept. Die WIN-Initiative setzt den Fokus auf Start-ups, vernachlässigt aber die spätere Kapitalmarktperspektive. Es bedarf hier keiner gefühlten Trippelschritte an Regelungen, sondern der Umsetzung einer kohärenten, echten Kapitalmarktunion in der EU. Der Verband fordert die Parteien daher auf, diese Initiativen aktiv weiterzuentwickeln und insbesondere die kapitalmarktbasierte Altersvorsorge sowie steuerliche Anreize stärker in den Fokus zu rücken.
„Der Kapitalmarkt ist für den Mittelstand überlebenswichtig, doch die politischen, wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen müssen weiter reformiert werden“, betont Ingo Wegerich, Präsident des Interessenverbandes Kapitalmarkt KMU. „Wir erwarten von der nächsten Bundesregierung eine zukunftsgerichtete Kapitalmarktstrategie, die auf eine Erhöhung der Attraktivität von Investitionen in KMUs abzielt und den Zugang zu Kapital für Unternehmen maßgeblich erleichtert“, so Wegerich weiter.
Interessenverband kapitalmarktorientierter kleiner und mittlerer Unternehmen e.V.