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Apotheken-News: Justizskandal, Apothekenschließung und ePA-Stottern sind Symptome eines Systems unter Druck

Korruption im Staatsdienst, wirtschaftlich scheiternde Apotheken, digitale Versorgungsdefizite und medizinische Umbrüche offenbaren die wachsenden Bruchlinien im deutschen Gesundheits- und Rechtssystem

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Ein ehemaliger Oberstaatsanwalt muss ins Gefängnis, eine Apothekerin gibt auf, weil sie „Müll verkaufen“ muss, und die elektronische Patientenakte droht zum digitalen Papiertiger zu werden – Deutschland steht an vielen Stellen vor einem Systemversagen mit Ansage. Während ein europäisches Unternehmen neue Marktanteile erobern will, kämpfen Apotheken mit Lieferengpässen und fehlenden kindgerechten Arzneiformen. Die psychische Belastung in sozialen Berufen bleibt alarmierend hoch, wissenschaftliche Studien stellen medizinische Gewissheiten infrage, und selbst beim Eierlikör mischen Tradition, Chemie und EU-Vorgaben mit. Zugleich zeigen neue Forschungsergebnisse, wie wichtig es ist, Partner bei der Behandlung bakterieller Infektionen einzubeziehen, und dass hinter einer laufenden Nase weit mehr stecken kann als nur ein banaler Infekt. Ein Land im Spannungsfeld zwischen Innovation, Überforderung und strukturellem Rückzug.

Der Bundesgerichtshof hat die Verurteilung des ehemaligen hessischen Oberstaatsanwalts Alexander B. zu sechs Jahren Freiheitsstrafe bestätigt und damit einen der aufsehenerregendsten Justizskandale der letzten Jahre rechtskräftig abgeschlossen. Der heute 55-Jährige hatte über Jahre hinweg als Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung von Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen agiert – eine Funktion, die er nutzte, um in großem Umfang illegale Zahlungen an sich selbst und einen befreundeten Unternehmer zu leiten. Die Bestätigung des Urteils durch das höchste deutsche Strafgericht wirft ein Schlaglicht auf institutionelle Verwundbarkeit, selbst in jenen Bereichen des Staates, die für die Verfolgung von Korruption verantwortlich sind.

Parallel dazu spitzt sich die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken in Deutschland weiter zu. In Worms hat am Karfreitag die traditionsreiche Löwen-Apotheke ihre Türen endgültig geschlossen. Inhaberin Eva Gröne, 49 Jahre alt, sah sich nicht mehr in der Lage, den Betrieb aufrechtzuerhalten. „Ich muss Müll verkaufen, um über die Runden zu kommen“, erklärt sie resigniert und kritisiert eine Entwicklung, in der die pharmazeutische Versorgung zunehmend auf der Strecke bleibe. Die Schließung der Apotheke steht exemplarisch für einen schleichenden Rückzug der Präsenzapotheken aus der Fläche – und verdeutlicht die wachsende Diskrepanz zwischen Versorgungspflicht und wirtschaftlicher Realität.

Während etablierte Strukturen unter Druck geraten, sollen digitale Lösungen neue Perspektiven eröffnen. Die elektronische Patientenakte (ePA), deren offizieller Start für den 29. April angekündigt ist, wird von der Politik als Meilenstein der Digitalisierung gefeiert. Doch Stimmen aus der Praxis äußern erhebliche Zweifel. Ärzte, Apotheker und IT-Experten beklagen unzureichende Funktionalität, mangelhafte Benutzerfreundlichkeit und fehlende Schnittstellen. Auch Patientenvertreter bemängeln den geringen Mehrwert für die Versorgung. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hält an seinem Kurs fest und spricht von einem notwendigen Schritt zur digitalen Vernetzung des Gesundheitswesens, doch die Umsetzung bleibt vielerorts Stückwerk.

Auf dem Markt der rezeptfreien Gesundheitsprodukte drängt Cooper Consumer Health mit Nachdruck nach vorn. Das europäische Unternehmen will sich unter den zehn größten Anbietern in Deutschland etablieren und hat dafür eine eigene Landesgesellschaft gegründet. Der Expansionskurs wird durch die Übernahme bekannter Marken wie Kamillosan, EndWarts und Audispray flankiert, die zuvor zum Portfolio des Pharmakonzerns Viatris gehörten. Mit dieser strategischen Neuausrichtung soll das Geschäft mit freiverkäuflichen Arzneimitteln in Deutschland langfristig gestärkt werden.

Im Bereich der pädiatrischen Kardiologie spielt unterdessen das Arzneimittel Amiodaron weiterhin eine unverzichtbare Rolle – trotz fehlender Zulassung für die Anwendung bei Kindern. Da keine kindgerechten Fertigarzneimittel für die orale Gabe verfügbar sind, greifen Apotheken vermehrt zu individuellen Rezepturen auf Basis zermahlener Tabletten. Diese pharmazeutischen Eigenherstellungen füllen eine therapeutische Lücke, die durch die Marktlage und regulatorische Rahmenbedingungen offengelassen wird – ein Paradebeispiel für die Bedeutung des apothekerlichen Handwerks in der Versorgung komplexer Patientengruppen.

Die Belastung durch psychische Erkrankungen bleibt auch 2024 ein zentrales Thema in der Arbeitswelt. Wie aktuelle Auswertungen zeigen, lag die Zahl der psychisch bedingten Fehltage bei 342 je 100 Beschäftigte – ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen sind soziale Berufe, in denen die emotionale und körperliche Beanspruchung überdurchschnittlich hoch ist. Die Zahl der auf Depressionen zurückzuführenden Fehltage stagniert auf hohem Niveau und unterstreicht die Notwendigkeit struktureller Antworten im betrieblichen Gesundheitsmanagement und in der Prävention.

Auch auf wissenschaftlicher Ebene wird weiter an Grundannahmen gerüttelt. Eine neue Studie stellt die bisher als gesichert geltende Cortisol-Aufwachreaktion infrage. Demnach steigt die Cortisolkonzentration im Körper nicht erst nach dem Aufwachen, sondern bereits in der Stunde davor kontinuierlich an. Die Forscher nutzten subkutane Messsysteme, um die interstitielle Flüssigkeit bei 201 gesunden Erwachsenen kontinuierlich zu analysieren. Das Ergebnis widerspricht der lange etablierten Theorie eines abrupten Cortisolanstiegs durch den Weckreiz und könnte die Diagnostik sowie das Verständnis stressbezogener Erkrankungen grundlegend verändern.

Währenddessen erfährt auch der traditionsreiche Eierlikör eine neue Bewertung. Jenseits seines Images als saisonales Getränk zeigt sich, dass die Marktführerschaft in Deutschland mit einem Anteil von bis zu 90 Prozent bei der Marke Verpoorten liegt, die auf den Belgier Eugen Verpoorten zurückgeht. Der ursprünglich aus Antwerpen stammende Gründer brachte den Likör 1876 nach Heinsberg und später nach Bonn, wo das Unternehmen bis heute ansässig ist. Trotz seines niederländisch klingenden Namens ist der Eierlikör damit eine weitgehend deutsche Erfolgsgeschichte – eng verbunden mit regulatorischen Fragen der EU zum Mindestalkoholgehalt und zur Zusammensetzung.

Neue Erkenntnisse gibt es auch zur Behandlung der bakteriellen Vaginose. Eine australische Studie zeigt, dass die Mitbehandlung männlicher Partner mit oraler und topischer antimikrobieller Therapie die Rückfallrate bei Frauen deutlich senken kann. Innerhalb von zwölf Wochen nach der kombinierten Behandlung war die Rezidivrate signifikant geringer als in der Kontrollgruppe. Die Ergebnisse könnten die Therapieempfehlungen bei dieser häufig wiederkehrenden Infektion entscheidend verändern – ein Fortschritt, der nicht nur die Lebensqualität Betroffener verbessern, sondern auch die Resistenzentwicklung eindämmen könnte.

Nicht zuletzt beschäftigt der Frühling viele Menschen mit der Frage, ob die laufende Nase und das Niesen auf eine Pollenallergie oder doch auf einen Infekt hindeuten. Apothekerinnen und Apotheker sind dabei oft die ersten Ansprechpartner. Die Differenzierung ist nicht immer einfach, aber entscheidend für die richtige Therapie. Während eine Erkältung in der Regel mit Fieber, Gliederschmerzen und schleimigem Auswurf einhergeht, zeigt sich eine Allergie häufig durch wässrigen Schnupfen, juckende Augen und saisonal bedingte Beschwerden. Für Betroffene kann eine frühzeitige und differenzierte Beratung nicht nur den Leidensdruck lindern, sondern auch langfristige gesundheitliche Schäden vermeiden helfen.

Kommentar:

Der Fall Alexander B. ist mehr als der Sturz eines einzelnen Ermittlers – er ist ein erschütterndes Beispiel dafür, wie selbst die höchsten moralischen Instanzen des Rechtsstaats in Versuchung geraten können, wenn Kontrollmechanismen versagen. Dass ausgerechnet der Mann, der Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen bekämpfen sollte, selbst tief in korrupte Strukturen verstrickt war, untergräbt das Vertrauen in eine Justiz, die sich zunehmend gegen Zweifel an ihrer Integrität behaupten muss. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofs ist daher nicht nur juristisch folgerichtig, sondern auch ein notwendiges Signal für Transparenz und Konsequenz.

Gleichzeitig zeigt die Schließung der Löwen-Apotheke in Worms, wie dramatisch sich die Rahmenbedingungen für inhabergeführte Apotheken verschärft haben. Wenn eine Apothekerin nach zwei Jahrzehnten aufgeben muss, weil der wirtschaftliche Druck durch Bürokratie, Spardiktate und unzureichende Honorierung unerträglich geworden ist, läuft im System etwas grundlegend schief. Politik und Kassen reden von Versorgungssicherheit, doch in der Realität verschwinden die Apotheken, die diese Sicherheit tagtäglich gewährleisten. Der Rückzug aus der Fläche ist längst keine stille Entwicklung mehr – er schreit nach Reformen, nicht nach Symbolpolitik.

Auch die elektronische Patientenakte zeigt beispielhaft, wie Wunsch und Wirklichkeit in der Digitalisierung auseinanderklaffen. Die ePA wird mit großem Pathos als zukunftsweisend gefeiert, doch in der Praxis bleibt sie ein Stückwerk – unvollständig, unausgereift, unpraktisch. Anstatt durchdachter Integration erleben Ärzte, Apotheker und Patienten ein weiteres digitales Experiment mit holprigem Start. Wer digitale Prozesse in der Gesundheitsversorgung wirklich stärken will, braucht mehr als politische Schlagworte – er braucht funktionierende, anwenderfreundliche Systeme, die Vertrauen schaffen statt Frust.

Und doch gibt es auch Zeichen des Aufbruchs. Cooper Consumer Health zeigt mit seiner strategischen Expansion, wie gezielte Marktplatzierung und kluge Markenpolitik Wachstum ermöglichen können – ein seltener Lichtblick in einem Markt, der vielerorts stagniert. Gleichzeitig beweisen Apotheker mit ihren kindgerechten Amiodaron-Rezepturen, dass Versorgung auch dort gelingt, wo Industrie und Regulierung versagen – weil Menschen handeln, wo Strukturen nicht reichen. Das ist echte Pharmazie.

Besorgniserregend bleiben dagegen die Zahlen zur psychischen Belastung im Berufsalltag. Der leichte Anstieg bei den Fehltagen ist kein statistisches Rauschen, sondern ein weiteres Warnsignal für eine Gesellschaft, die ihre mentale Widerstandskraft verliert. Besonders betroffen sind soziale Berufe – ausgerechnet jene, auf deren Empathie, Fürsorge und Belastbarkeit das System angewiesen ist. Wer diese Menschen nicht schützt, riskiert einen Kollaps im Innersten der Versorgung.

Und schließlich zeigt die Cortisol-Studie, wie notwendig es ist, auch vermeintlich etablierte medizinische Annahmen regelmäßig zu hinterfragen. Wissenschaft lebt vom Zweifel – und vom Mut, etablierte Modelle zu überprüfen. Das gilt auch für die Behandlung bakterieller Vaginose: Die Erkenntnis, dass die Mitbehandlung des Partners Rückfälle signifikant reduziert, ist ebenso logisch wie überfällig. Medizin kann nur ganzheitlich wirksam sein, wenn sie Lebensrealitäten einbezieht.

Ob bei Allergie oder Infekt, bei Eierlikör oder elektronischer Akte – der gemeinsame Nenner all dieser Themen ist: Es geht um Vertrauen. Vertrauen in Systeme, in Strukturen, in Menschen. Dieses Vertrauen muss täglich neu verdient werden – durch Klarheit, Kompetenz und konsequentes Handeln. Wer das ernst nimmt, darf nicht länger zusehen, wie die Verantwortung an den Rändern des Systems zerbröselt.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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