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Apotheken-News: Produkthaftung, Cyberangriffe und Betreiberpflichten in Apotheken

Wie digitale Medizintechnik neue Risiken schafft und strukturelle Antworten fordert

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Der zunehmende Einsatz vernetzter Medizintechnik in Apotheken bringt nicht nur Effizienzgewinne, sondern auch erhebliche Risiken mit sich. Produkthaftung bei Fehlfunktionen, unklare Betreiberverantwortung und wachsende Cybergefahren stellen Apotheken vor komplexe Herausforderungen. Der Bericht zeigt, wie rechtliche Unsicherheiten, lückenhafte Absicherung und fehlende Strukturen den Apothekenalltag belasten – und warum es klare Standards, politische Unterstützung und ein neues Risikobewusstsein braucht.

Mit dem zunehmenden Einsatz digitaler Medizintechnik verändern sich nicht nur die Abläufe in deutschen Apotheken, sondern auch die damit verbundenen Verantwortlichkeiten. Systeme zur automatisierten Verblisterung, computergestützte Lagerverwaltung, digitale Rezeptbearbeitung und vernetzte Kühlsysteme sind längst Bestandteil moderner Apothekenpraxis. Während diese Technologien Effizienzgewinne versprechen, rücken Fragen der Produkthaftung und der digitalen Sicherheit immer stärker in den Fokus. Die Entwicklung wirft grundlegende Fragen über rechtliche Pflichten, versicherungstechnische Absicherung und die tatsächliche Risikowahrnehmung in der Branche auf.

Die rechtliche Lage ist klar geregelt: Medizinprodukte, die in Apotheken eingesetzt werden – ob Geräte oder Software – unterliegen der europäischen Medizinprodukteverordnung (MDR). Diese schreibt vor, dass Produkte sicher, leistungsfähig und zweckgemäß anzuwenden sind. Bei Fehlfunktionen greift das Produkthaftungsgesetz, das primär den Hersteller in die Pflicht nimmt. Doch für Apotheken bedeutet das nicht, dass sie aus der Verantwortung entlassen sind. Sobald Apotheker ein Gerät in den Apothekenbetrieb integrieren, tragen sie Betreiberverantwortung. Das umfasst sowohl die ordnungsgemäße Inbetriebnahme als auch die Einhaltung von Wartungszyklen, die Schulung der Mitarbeitenden und die korrekte Anwendung.

In der Praxis bedeutet dies eine erhebliche Belastung, denn nicht immer liefern Hersteller ausreichende Dokumentation oder stehen für Rückfragen zur Verfügung. Besonders problematisch wird es, wenn medizinische Software-Updates automatisiert erfolgen und dabei bestehende Schnittstellen oder Datenflüsse beeinträchtigen. Kommt es in der Folge zu Medikationsfehlern oder unvollständigen Abgaben, kann sich die Haftung auf die Apotheke verlagern – insbesondere dann, wenn keine lückenlose Dokumentation des Betriebs und der Mitarbeiterschulungen vorliegt.

Hinzu kommt die stetig steigende Bedrohung durch Cyberangriffe. Vernetzte Medizintechnik ist in vielen Apotheken mit internen Servern, Rezeptabrechnungsplattformen oder digitalen Kundenakten verbunden. Diese Schnittstellen bieten Angriffsfläche für externe Attacken. Ransomware, Datenmanipulation und Systemstillstände sind keine abstrakten Gefahren, sondern zunehmend Realität. Die Dunkelziffer an nicht gemeldeten Vorfällen dürfte hoch sein – aus Angst vor Imageschäden oder möglichen Haftungsfragen. Dabei betrifft die Problematik nicht nur große Apotheken, sondern gerade auch kleine und mittelgroße Betriebe, denen es oft an IT-Fachwissen und Ressourcen fehlt.

Versicherungen bieten für solche Risiken teils spezielle Policen an – Cyberversicherungen oder Erweiterungen der Betriebshaftpflicht. Doch die tatsächliche Verbreitung solcher Absicherungen in Apotheken ist gering. Viele Verträge sind veraltet oder bieten nur unzureichenden Schutz bei technologischen Risiken. Zudem verlangen Versicherer zunehmend konkrete Nachweise über Schutzmaßnahmen wie Firewalls, Zugriffskontrollen oder Datenschutzschulungen, um im Schadenfall überhaupt zu leisten. Gerade in Betrieben ohne eigene IT-Abteilung stellt dies eine erhebliche Hürde dar.

Auch aus regulatorischer Sicht bleibt vieles unklar. Zwar existieren gesetzliche Mindestanforderungen, doch eine umfassende Branchenstrategie zur Digitalisierung und Risikoabsicherung fehlt bislang. Weder Bundesgesundheitsministerium noch Berufsvertretungen haben praxisnahe Leitlinien vorgelegt, wie Apotheken mit digitalen Risiken umgehen sollen. Dabei ist der Handlungsdruck groß: Mit der fortschreitenden Digitalisierung im Gesundheitswesen – von E-Rezept bis Telepharmazie – steigt die Systemrelevanz der Apothekeninfrastruktur.

Branchenexperten fordern deshalb mehr rechtliche Klarheit, bessere Informationen und niedrigschwellige Unterstützung bei der Implementierung von Risikomanagementprozessen. Ohne fundierte Schulung, technische Standards und finanzielle Anreize, etwa durch staatlich geförderte IT-Sicherheitsaudits, bleibt vielen Apotheken nur die Wahl zwischen unvollständiger Digitalisierung oder dem Risiko schwer kalkulierbarer Schäden.

Kommentar: Technik braucht Verantwortung – und Strukturen

Der digitale Fortschritt in Apotheken schreitet voran, doch das Fundament ist brüchig. Viele Apotheken stehen technologisch auf dünnem Eis: Sie nutzen moderne Medizintechnik, oft aus ökonomischem Druck heraus, ohne über die notwendigen Ressourcen für deren sicheren Betrieb zu verfügen. Produkthaftung und Cyberrisiken sind keine Spezialthemen mehr, sondern elementare Fragen des Betriebsrisikos. Dass diese bislang nicht systematisch adressiert werden, ist fahrlässig – und Ausdruck eines gefährlichen Missverhältnisses zwischen technologischem Anspruch und struktureller Realität.

Verantwortung für Technik bedeutet mehr als deren Anschaffung. Es geht um Schulung, Dokumentation, regelmäßige Kontrolle und das Verständnis dafür, dass vernetzte Systeme nicht nur Chancen, sondern auch neue Verwundbarkeiten mit sich bringen. Die Betreiberpflicht der Apotheke endet nicht mit der Installation eines Geräts, sondern beginnt genau dort. Wer ein medizinisches Gerät oder eine Software in den Betrieb integriert, ist auch dafür verantwortlich, dass dieses sicher funktioniert – dauerhaft und unter wechselnden Rahmenbedingungen.

Gleichzeitig darf diese Verantwortung nicht allein auf die Schultern der Apotheken abgeladen werden. Politik und Berufsorganisationen müssen endlich anerkennen, dass Apotheken im digitalen Gesundheitswesen eine tragende Rolle spielen – und daher strukturelle Unterstützung benötigen. Dazu gehören klare regulatorische Vorgaben, verpflichtende Standards für Herstellerdokumentationen und vor allem flächendeckende Fortbildungsangebote für Apothekenteams.

Auch das Versicherungswesen ist gefordert. Verträge müssen die Realität abbilden, nicht Wunschvorstellungen. Viele bestehende Policen greifen zu kurz, schließen wesentliche Risiken aus oder stellen unrealistische Anforderungen an die Apotheke. Versicherungen sollten als Partner auftreten – nicht als stille Beobachter im Schadenfall.

Die Technik wird bleiben. Doch wer sie nutzt, muss ihre Risiken verstehen – und bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Apotheken können das leisten. Aber nur dann, wenn ihnen die Mittel, das Wissen und der rechtliche Rahmen zur Verfügung stehen, die digitale Verantwortung auch zu tragen. Andernfalls ist der technologische Fortschritt nichts weiter als ein Risiko im neuen Gewand.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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