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Apotheken-News: Reformen, Retaxationen und die Macht des Versandhandels

Wie finanzielle Belastungen und Lieferengpässe die Existenz der Apotheken bedrohen – und warum die Zukunft jetzt entschieden wird

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnte in einer Diskussion mit Apothekern eindringlich, dass ohne deren Unterstützung beim Apothekenreformgesetz der Versandhandel das traditionelle Apothekengeschäft übernehmen könnte. Apotheken stehen derzeit jedoch vor einer Vielzahl von Herausforderungen: Sie kämpfen gegen wachsende Retaxationen, die durch die neue Regelung zur Abrechnung von Rezepturen ausgelöst wurden, und sehen sich mit erheblichen Lieferengpässen konfrontiert, die die Versorgung der Patienten gefährden. Zusätzlich sorgt die Sperrung von Pharmazentralnummern für Medizinalcannabis-Produkte wie das THC-Spray CannaXan für massive Verluste. Gleichzeitig wächst die Unsicherheit durch zunehmende Aggressionen im Apotheken-Notdienst. Doch es gibt auch positive Entwicklungen: Eine neue Studie zur Behandlung des Post-Covid-Syndroms mit Vidofludimus-Calcium liefert erste hoffnungsvolle Ergebnisse, während die Forschung an Omega-3-Fettsäuren als Migräneprophylaxe neue Möglichkeiten für Betroffene eröffnet.

Am Mittwoch traf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in einer Gesprächsrunde mit zehn Apothekerinnen und Apothekern zusammen, um das Apothekenreformgesetz (ApoRG) zu diskutieren. Die Diskussion war zunächst von einem konstruktiven Austausch geprägt, als es um die Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Branche ging. Doch die Atmosphäre kippte, als Lauterbach klarstellte, dass die Apotheken an der Reform mitwirken müssten. Er warnte, dass andernfalls der Versandhandel eine immer größere Rolle spielen und das Geschäft der stationären Apotheken übernehmen könnte. Die Apothekenvertreter äußerten Besorgnis über die zunehmende Konkurrenz aus dem Online-Bereich und forderten stärkeren Schutz durch die Politik. Lauterbach hielt dagegen, dass Reformen unvermeidlich seien, um die Apothekenlandschaft wettbewerbsfähig zu halten.

Währenddessen kämpfen Apotheken in Deutschland mit einer Welle von Retaxationen, die viele Betreiber an den Rand des wirtschaftlichen Ruins bringen. Besonders betroffen sind Apotheken, die patientenindividuelle Rezepturen herstellen, deren Abrechnung seit der Kündigung der Hilfstaxe nach der Arzneimittelpreisverordnung erfolgen muss. Dabei kommt es immer häufiger zu Auseinandersetzungen mit den gesetzlichen Krankenkassen, die unterschiedliche Ansichten darüber haben, wie die Mengenabrechnung von Wirkstoffen zu erfolgen hat. Viele Apotheker sehen sich durch diese neuen Regelungen in ihrer Existenz bedroht und fordern eine rasche Klärung der Abrechnungsmodalitäten.

Parallel dazu hat die ABDA eine Werbekampagne gestartet, um die Bedeutung der Apotheken für die Gesellschaft zu betonen. Unter dem Slogan „5 Millionen Überstunden“ wird auf die immense Arbeitslast hingewiesen, die Apotheken bei der Bewältigung von Lieferengpässen und der Arzneimittelversorgung leisten. Doch der Kampagnenzusatz „Das soll auch so bleiben“ hat bei vielen für Unmut gesorgt. Kritiker werfen der ABDA vor, die Herausforderungen der Branche zu verharmlosen und keinen ausreichenden politischen Druck aufzubauen.

Gesund.de nutzt die öffentliche Aufmerksamkeit für die E-Rezept-Debatte und startet eine großangelegte Werbekampagne, um das neue CardLink-Verfahren zu bewerben. Mit einem TV-Werbespot, der am Samstag unmittelbar vor der Tagesschau ausgestrahlt wird, will Gesund.de die Einlösung von E-Rezepten in Vor-Ort-Apotheken fördern. Die prominente Platzierung soll ein breites Publikum erreichen, doch es bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen die Akzeptanz des E-Rezepts bei den Verbrauchern steigern werden.

Neben den Apotheken sieht sich auch der ärztliche Versorgungssektor in Deutschland mit ernsthaften Problemen konfrontiert. Der Mangel an Fachkräften in den Arztpraxen spitzt sich weiter zu, da viele medizinische Fachangestellte (MFA) in den stationären Bereich wechseln, wo die Arbeitsbedingungen oft attraktiver sind. Ärzteverbände fordern daher bessere Aufstiegschancen und Vergütungsmodelle, um das Personal in den Praxen zu halten.

Auch Apotheken, die Medizinalcannabis vertreiben, kämpfen derzeit mit bürokratischen Hürden. Das THC-Spray CannaXan, das seit April nicht mehr der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung unterliegt, ist von einem Abrechnungsproblem betroffen: Die Pharmazentralnummern (PZN) sind gesperrt, was eine Abrechnung unmöglich macht. Apotheken erleiden dadurch erhebliche finanzielle Verluste, und die Frustration in der Branche wächst.

Die Lieferengpässe bei Arzneimitteln stellen ein weiteres gravierendes Problem dar. Das Aktionsbündnis Patientenversorgung in Nordrhein schlägt Alarm und wirft Lauterbach vor, die Krise zu verharmlosen. Die Versorgungssicherheit der Patienten sei in Gefahr, und die Apotheken stünden an vorderster Front, um Engpässe abzufedern.

Inmitten dieser angespannten Lage ereignete sich in Siegen ein Vorfall, der die Nerven vieler Apothekenbetreiber zusätzlich belastet: Ein Apotheker sah sich gezwungen, während eines Notdienstes einen aggressiven Kunden mit Pfefferspray abzuwehren. Der Vorfall ist ein Ausdruck der zunehmenden Gewalt und Aggression, denen sich Beschäftigte in Apotheken und anderen medizinischen Einrichtungen ausgesetzt sehen.

Auch auf technischer Seite gibt es Herausforderungen: Während Versandapotheken wie DocMorris und die Shop Apotheke in Europa bereits das CardLink-Verfahren implementiert haben, zögern deutsche Anbieter weiterhin. Die Gematik hat die notwendige Genehmigung bereits erteilt, doch die Einführung in Deutschland bleibt aus ungeklärten Gründen auf Eis gelegt.

Die Probleme reißen nicht ab: Der Impfstoff Strovac wurde aufgrund eines Verpackungsfehlers zurückgerufen. Betroffen sind mehrere Chargen, bei denen die Gefahr besteht, dass die Ampullen aufgrund von Spannungen am Boden brechen. Apotheken wurden aufgefordert, betroffene Packungen zu überprüfen und über den Großhandel zurückzusenden.

Positiveres gibt es aus der Forschung: In Frankfurt hat eine Studie begonnen, die den Wirkstoff Vidofludimus-Calcium als potenzielle Behandlungsmethode für das Post-Covid-Syndrom untersucht. Der Immunmodulator könnte ein Durchbruch bei der Bekämpfung der Langzeitfolgen von Covid-19 sein und vielen Betroffenen zu einer besseren Lebensqualität verhelfen.

Gleichzeitig warnt Virologin Sandra Ciesek vor einer anstehenden Corona-Welle, die jedoch nicht mit den schweren Ausbrüchen der vergangenen Jahre vergleichbar sei. Dank der breiten Grundimmunität sei die Gefahr schwerer Verläufe deutlich geringer, weshalb keine Panik notwendig sei.

Auch in der Behandlung von Urtikaria gibt es Fortschritte: Das Medikament Dupixent hat in einer Phase-3-Studie vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Sollte es zur Zulassung kommen, wäre dies ein bedeutender Fortschritt für Patienten, die an dieser chronischen Erkrankung leiden.

Schließlich könnte auch die Prävention von Migräne neue Impulse erhalten: Eine Studie zeigt, dass Omega-3-Fettsäuren als Prophylaxe wirksam sein könnten. Besonders Frauen, die häufiger unter Migräneanfällen leiden, könnten von diesen neuen Erkenntnissen profitieren.

Kommentar:

Der Apothekenmarkt steht an einem entscheidenden Wendepunkt. Die Warnung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, dass ohne die Unterstützung der Reform der Versandhandel das stationäre Geschäft übernehmen könnte, ist mehr als nur ein Weckruf. Es verdeutlicht die zunehmende Bedrohung, der die Apothekenbranche durch den digitalen Wandel ausgesetzt ist. Die Digitalisierung und der Versandhandel bieten zwar Komfort für Patienten, doch sie gefährden auch die Existenz der Vor-Ort-Apotheken, die einen unverzichtbaren Beitrag zur Gesundheitsversorgung leisten.

Hinzu kommen die Belastungen durch Retaxationen und Lieferengpässe, die Apotheken nicht nur finanziell, sondern auch in ihrer Rolle als verlässliche Versorger vor große Herausforderungen stellen. Es ist inakzeptabel, dass Apotheken, die sich um individuelle Rezepturen bemühen, mit Abrechnungsproblemen und Retaxationen kämpfen müssen. Hier braucht es klare und faire Regelungen, die den Apotheken den Rücken stärken, anstatt sie durch bürokratische Hürden zusätzlich zu belasten.

Die Sperrung von Pharmazentralnummern für Cannabis-Produkte wie das THC-Spray CannaXan zeigt zudem, dass regulatorische Unklarheiten erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen können. In einer Branche, die ohnehin unter Druck steht, können solche Probleme Existenzen gefährden.

Trotz der Widrigkeiten gibt es auch Lichtblicke: Fortschritte in der Forschung, wie die Studien zu Vidofludimus-Calcium für das Post-Covid-Syndrom und Omega-3-Fettsäuren zur Migräneprophylaxe, zeigen, dass der Gesundheitssektor auch weiterhin Innovationskraft besitzt. Es liegt nun an der Politik, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Apotheken diese Entwicklungen unterstützen können und gleichzeitig vor existenziellen Bedrohungen geschützt werden. Nur so kann das Gesundheitssystem als Ganzes gestärkt werden.

Von Engin Günder, Fachjournalist

ApoRisk GmbH

Die ApoRisk® GmbH ist ein Versicherungsmakler und seit vielen Jahren Spezialist für Risiken der Apothekerinnen und Apothekern. Das Maklerunternehmen ist in der Apothekenbranche erfahren und unabhängig. Das Direktkonzept über die Internetportale aporisk.de und pharmarisk.de spart unseren Kunden viel Geld. Diese Ersparnis kommt dem hohen Wert und dem fairen Preis der Policen zugute.

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