Apotheken lagern täglich temperaturempfindliche Arzneimittel im Wert von mehreren tausend Euro – darunter Impfstoffe, Insuline, Biologika und Betäubungsmittel. Was bei stabiler Kühlung zur Routine gehört, wird bei einem technischen Defekt schnell zum wirtschaftlichen Problem: Bereits kurze Stromausfälle, fehlerhafte Kühlsysteme oder Bedienfehler können den gesamten Lagerbestand unbrauchbar machen. Apothekenbetreiber stehen dann nicht nur vor einer finanziellen Belastung, sondern auch vor der Herausforderung, regulatorische Anforderungen lückenlos zu erfüllen.
Viele Apotheken verlassen sich auf Standardversicherungen, doch diese greifen im Fall von Kühlgutverlusten nur selten. Versicherungsrechtlich gelten Schäden durch langsame Temperaturabweichungen meist als nicht gedeckte Risiken – es sei denn, sie sind explizit eingeschlossen. Die Versicherungswirtschaft stellt dabei hohe Anforderungen: Nur bei dokumentierter Temperaturüberwachung, funktionierenden Alarmmechanismen und regelmäßig gewarteter Technik besteht im Ernstfall Anspruch auf Leistung.
„Wer hier nicht genau prüft und nachrüstet, bleibt auf dem Schaden sitzen – trotz Versicherung“, sagt der Branchenexperte Seyfettin Günder, spezialisiert auf Risikoabsicherung im Gesundheitswesen. Ein zusätzlicher Problempunkt sei die weit verbreitete Unterversicherung. Viele Apotheken hätten ihre Versicherungssumme seit Jahren nicht an den tatsächlichen Wert ihrer Kühlbestände angepasst. Besonders in saisonalen Hochphasen mit erhöhtem Impfstoffbedarf oder bei erweitertem Dienstleistungsangebot wie Heimversorgung steigt das Risiko erheblich.
Dabei ist der Kühlgutverlust nicht nur ein wirtschaftliches Problem. Rechtlich ist der Apothekenleiter verpflichtet, die Einhaltung der vorgeschriebenen Lagerbedingungen sicherzustellen. Fehlt eine lückenlose Temperaturdokumentation oder erfolgt die Abgabe trotz unklarer Kühlhistorie, kann dies zu aufsichtsrechtlichen Konsequenzen oder gar zum Verlust der Betriebserlaubnis führen.
Günder betont, dass eine branchenspezifische Kühlgut-Versicherung nicht als Zusatzoption verstanden werden dürfe, sondern als fester Bestandteil eines professionellen Apothekenbetriebs. Nur wenn technische, organisatorische und versicherungsrechtliche Maßnahmen ineinandergreifen, sei der Betrieb im Ernstfall geschützt.
Die Apothekenlandschaft steht damit an einem kritischen Punkt: Während regulatorische Anforderungen steigen und Lagerwerte zunehmen, fehlt es vielerorts an einer strukturierten Absicherungsstrategie. Branchenverbände fordern deshalb mehr Unterstützung bei der Risikoaufklärung, gezielte Beratungsangebote und eine stärkere Verankerung des Themas in der Ausbildung von Apothekenleitern.
Kommentar:
Wer in einer Apotheke temperaturpflichtige Arzneimittel lagert, trägt eine besondere Verantwortung – und steht gleichzeitig unter erheblichem wirtschaftlichem Druck. Der Kühlschrank wird in dieser Konstellation schnell zum kritischen Risikofaktor: Kaum wahrgenommen, oft vernachlässigt, aber im Ernstfall mit potenziell existenzbedrohenden Folgen.
Es reicht nicht aus, auf Technik zu vertrauen oder auf Versicherungsschutz zu hoffen. Apothekenbetreiber müssen ihre Lagerbedingungen aktiv managen – technisch, organisatorisch und rechtlich. Eine branchenspezifische Kühlgut-Versicherung sollte dabei nicht als Kür, sondern als Pflicht verstanden werden. Sie fängt dort an, wo Standardpolicen aufhören: beim Schutz vor schleichenden Risiken, menschlichen Fehlern und lückenhafter Dokumentation.
Gleichzeitig ist klar: Auch die beste Versicherung greift nur dann, wenn die Voraussetzungen stimmen. Dazu zählen digitale Temperaturaufzeichnung, dokumentierte Wartungsintervalle und klare Verantwortlichkeiten im Team. Ohne diese Grundlagen bleibt jeder Schutz auf dem Papier – und das Risiko real.
Die Priorität eines solchen Versicherungsschutzes ergibt sich aus seiner Relevanz für die Betriebsstabilität: Ein Kühlgutverlust kann nicht nur kurzfristig das Warenlager zerstören, sondern langfristig die wirtschaftliche Existenz gefährden. Wer hier nicht vorsorgt, handelt fahrlässig – gegenüber sich selbst, gegenüber seinem Team und gegenüber den Menschen, die auf eine funktionierende Arzneimittelversorgung angewiesen sind.
Von Matthias Engler, Fachjournalist
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