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Schulden, Zinsen, Zweifel

Bundesregierung plant neue Milliardenkredite – Kapitalmarkt reagiert mit steigenden Renditen und wachsendem Misstrauen

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Die Renditen von Bundesanleihen steigen so stark wie seit Langem nicht mehr – eine Entwicklung, die auf wachsende Schuldenpläne der Politik, ein verändertes Zinsumfeld und zurückhaltende Investoren zurückzuführen ist. Während Union und SPD neue Milliarden für Rüstung und Infrastruktur mobilisieren wollen, reagiert der Kapitalmarkt mit wachsendem Misstrauen. Die Folge: steigende Finanzierungskosten, wachsender Druck auf den Bundeshaushalt – und ein fiskalpolitisches Risiko mit Signalwirkung.

Die Renditen von Bundesanleihen steigen so stark wie seit Jahren nicht mehr – eine Entwicklung, die sowohl auf strukturelle als auch aktuelle politische Faktoren zurückzuführen ist. Im Zentrum stehen die Pläne von Union und SPD, durch neue Schulden milliardenschwere Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur zu finanzieren. Angesichts der Schuldenbremse und begrenzter Spielräume im regulären Haushalt greifen die Parteien zunehmend auf Sondervermögen und kreditfinanzierte Investitionsprojekte zurück. Der Kapitalmarkt reagiert darauf mit wachsendem Misstrauen – und fordert höhere Zinsen.

Die Bundesrepublik Deutschland galt jahrzehntelang als verlässlicher Schuldner mit der Fähigkeit, sich günstig zu refinanzieren. Dieses Vertrauen basierte auf solider Haushaltspolitik, stabilen makroökonomischen Rahmenbedingungen und dem Image einer fiskalisch konservativen Nation. Doch diese Voraussetzungen verändern sich. Die langfristige Nullzinsphase ist vorbei, und gleichzeitig steigt der staatliche Finanzierungsbedarf deutlich an.

Allein die geplanten Aufstockungen des Sondervermögens Bundeswehr sowie neue Programme zur Sanierung von Schienen, Straßen und digitaler Infrastruktur summieren sich auf dreistellige Milliardenbeträge. Auch wenn die Schuldenbremse formal eingehalten werden soll, erhöhen diese Maßnahmen faktisch die Staatsverschuldung. Die dadurch notwendige Ausgabe neuer Bundesanleihen führt zu einer spürbaren Angebotsausweitung. In einem Markt, der bereits durch die restriktivere Haltung der Europäischen Zentralbank und das Auslaufen ihrer Anleihekaufprogramme belastet ist, sinkt die Nachfrage – die Kurse der Anleihen fallen, die Renditen steigen.

Zehnjährige Bundesanleihen rentieren aktuell auf einem Niveau von über 2,6 Prozent. Noch im Jahr 2021 lag dieser Wert deutlich im negativen Bereich. Für einen Staat mit einem Schuldenstand von rund 2,5 Billionen Euro bedeutet das mittelfristig stark steigende Zinsausgaben. Allein im Bundeshaushalt 2023 stiegen die Zinskosten bereits auf über 40 Milliarden Euro – Tendenz steigend. Der Zinseszinseffekt setzt die öffentlichen Finanzen langfristig zusätzlich unter Druck.

Hinzu kommt die Tatsache, dass sich auch die geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschärfen. Der Ukraine-Krieg, die Lage im Nahen Osten, Lieferkettenrisiken und konjunkturelle Unsicherheiten sorgen für eine generell höhere Risikoaversion an den Märkten. Während Bundesanleihen grundsätzlich als sicher gelten, sind auch sie nicht völlig immun gegen globale Verwerfungen. Höhere Inflationsrisiken führen dazu, dass Investoren für langfristige Anleihen höhere Prämien verlangen. Die steigenden Renditen sind somit auch Ausdruck eines strukturellen Misstrauens gegenüber einer ausufernden Schuldenpolitik.

Besonders brisant ist die Situation für zukünftige Haushalte. Die Bundesregierung plant, ihre Investitionsvorhaben über Jahrzehnte zu finanzieren. Doch jeder Basispunkt Renditeaufschlag erhöht die Kosten dieser Projekte massiv. Die langfristige Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen gerät zunehmend unter Druck – und mit ihr das Vertrauen in die Stabilität der deutschen Fiskalpolitik.

Kommentar:

Der rasante Renditeanstieg bei Bundesanleihen ist kein Zufallsprodukt – er ist das Ergebnis eines fundamentalen Paradigmenwechsels. Die politischen Parteien der Mitte, einst Verteidiger fiskalischer Disziplin, machen sich zusehends die Logik schuldenfinanzierter Sonderhaushalte zu eigen. Ob Sondervermögen für Verteidigung, Klima oder Digitalisierung: Der Begriff „Sondervermögen“ dient immer häufiger als politischer Deckmantel, um die Schuldenbremse formal zu umgehen, ohne sich den Konsequenzen direkter Steuererhöhungen oder echter Prioritätensetzung im Haushalt zu stellen.

Die Kapitalmärkte aber lassen sich auf Dauer nicht täuschen. Investoren beginnen, die wachsende Emissionstätigkeit kritisch zu beäugen – und verlangen höhere Zinsen, um die wahrgenommenen Risiken auszugleichen. Dabei geht es nicht nur um die Bonität Deutschlands, sondern auch um die Frage, wie verlässlich und berechenbar die Haushaltspolitik in Zeiten zunehmender Krisen bleibt.

Zudem wirkt die Geldpolitik nicht mehr als entlastender Faktor. Die Europäische Zentralbank hat den geldpolitischen Kurs gedreht und zieht sich zunehmend als Käufer aus dem Markt zurück. Die Liquidität, die einst massenhaft in Staatsanleihen floss, ist versiegt. Deutschland steht nun im Wettbewerb mit anderen Staaten um das knappe Kapital institutioneller Investoren. In dieser Lage machen sich jede fiskalische Unklarheit, jedes politische Signal für höhere Schulden und jede Verzögerung bei der Rückkehr zu nachhaltigen Finanzierungsmodellen unmittelbar in den Refinanzierungskosten bemerkbar.

Die Politik steht deshalb vor einer unbequemen Wahrheit: Wer dauerhaft hohe Investitionen tätigen will, muss Prioritäten setzen, klare Finanzierungskonzepte entwickeln und sich der parlamentarischen Kontrolle stellen – statt Schattenhaushalte als Allheilmittel zu betrachten. Der Anstieg der Renditen ist in diesem Sinne mehr als nur ein Marktphänomen. Er ist ein demokratischer Warnruf: Ohne Transparenz, ohne langfristige Tragfähigkeit und ohne Rückbesinnung auf die Prinzipien verantwortungsvoller Finanzpolitik verliert auch ein Land wie Deutschland seine fiskalische Glaubwürdigkeit. Und das kann auf Dauer sehr teuer werden.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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