Parallel dazu setzt die Apothekengewerkschaft Adexa ihre Bemühungen fort und fordert im direkten Dialog mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine Personalzulage von 80 Cent pro Stunde als Bestandteil des Grundgehalts. Adexa drängt darauf, diese Forderung in die geplante Reform des Gesundheitswesens zu integrieren. Lauterbach hingegen hat seinen Reformentwurf verschärft: Ab 2027 sollen der GKV-Spitzenverband und der Deutsche Apothekerverband nicht nur das Grundgehalt der Apothekenmitarbeiter aushandeln, sondern auch den prozentualen Anteil des Apothekenhonorars bestimmen.
Diese geplante Änderung stößt auf Besorgnis in der Branche. Prognosen zufolge könnten bis 2027 mindestens 1.500 Apotheken dauerhaft schließen. Kritiker argumentieren, dass die Sparmaßnahmen der Apothekenreform keine Apotheken retten werden, sondern stattdessen ein anderes System etablieren sollen. Diese Entwicklungen werfen die Frage auf, ob dies tatsächlich die beabsichtigte Richtung der Reform ist.
Kommentar:
Die kürzlich verabschiedete Gehaltserhöhung für Apothekenmitarbeiter erscheint auf den ersten Blick als ein Schritt in die richtige Richtung. Doch bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass die Maßnahmen nicht ausreichen, um die tiefgreifenden Probleme der Branche zu lösen. Ein einmaliger Bonus von 100 Euro mag kurzfristig Linderung verschaffen, aber die eigentliche Gehaltserhöhung greift erst in zwei Jahren. Das ist zu spät und zu wenig, um den akuten Fachkräftemangel und die steigenden Lebenshaltungskosten wirksam zu adressieren.
Adexas Forderung nach einer Personalzulage von 80 Cent pro Stunde zeigt den dringenden Bedarf nach besseren Arbeitsbedingungen und fairer Entlohnung. Doch anstatt diese Forderung ernsthaft zu prüfen, verschärft Gesundheitsminister Lauterbach den Reformentwurf. Die geplante Aushandlung des Apothekenhonorars durch den GKV-Spitzenverband und den Deutschen Apothekerverband ab 2027 könnte katastrophale Folgen haben. Es droht ein Desaster, wenn wirtschaftliche Interessen über das Wohl der Apotheken und ihrer Mitarbeiter gestellt werden.
Die Prognose, dass bis 2027 weitere 1.500 Apotheken schließen könnten, ist alarmierend. Anstatt die Apothekenlandschaft zu stabilisieren, scheinen die Reformen das Gegenteil zu bewirken. Die Frage drängt sich auf, ob die Sparmaßnahmen wirklich zur Rettung der Apotheken gedacht sind oder ob ein anderes, weniger unterstützendes System installiert werden soll. Es ist höchste Zeit für eine ehrliche und nachhaltige Reform, die die Bedeutung der Apotheken für die Gesundheitsversorgung anerkennt und stärkt.
Von Engin Günder, Fachjournalist